Kika in Dornbirn schließt: Johanna aus Bregenz hat noch ein letztes Schnäppchen ergattert

Nach 115 Jahren endet die Firmengeschichte des Möbelhändlers Kika / Leiner. Am Mittwoch schließen die letzten 17 Standorte nach Geschäftsschluss endgültig ihre Türen, so auch in Dornbirn. Rund 1.350 Beschäftigte verlieren dadurch ihren Arbeitsplatz.

90 Prozent in den letzten Tagen
Die ehemals größte Möbelkette Österreichs steckte bereits seit Jahren in der Krise. Seit 2013 wechselte das Unternehmen dreimal den Eigentümer und musste zwei Insolvenzen durchlaufen. Da kein neuer Investor gefunden wurde, meldete die Kette Anfang Dezember Konkurs an. Seit Dezember läuft der Ausverkauf bei Kika/Leiner. Seit dem 24. Jänner gewährt die Möbelkette 90 Prozent Rabatt auf alle noch verfügbaren Waren.

Am Mittwoch nutzten noch einige Vorarlberger die letzte Gelegenheit zur "Schnäppchenjagd". Die Tiefgarageneinfahrt war beim VOL.AT-Lokalaugenschein abgesperrt, auch die Einkaufswagen am Parkplatz waren bereits entfernt. Ein Blick durchs Fenster zeigt großteils leere Regale. VOL.AT war vor Ort.
Video: Lokalaugenschein am letzten Verkaufstag
Johanna Sierra aus Bregenz

"Ich habe mir jetzt noch ein Regal geholt", erklärt Johanne Sierra gegenüber VOL.AT. Sie hat vor, selbst was daraus zu basteln. "Es ist jetzt nicht mehr viel drinnen", meint sie zur Situation im Möbelhaus. Sie selbst war zwar nicht oft bei Kika einkaufen – "Ich bin sonst oft auf Flohmärkten unterwegs" – doch die Schließung nimmt sie trotzdem mit: "Es tut mir voll leid für die Mitarbeiter ehrlich gesagt. Das ist ja doch relativ tragisch auch für die ganzen Leute, die keine Arbeit mehr haben oder auf der Strecke bleiben."
Kathrin aus Oberösterreich

Auch Kathrin, die erst kürzlich von Oberösterreich nach Vorarlberg zog, ergatterte noch ein Schnäppchen. Sie sei unemotional, was die Schließung angehe, gibt sie zu verstehen. Die Neo-Vorarlbergerin kam aufgrund der letzten Ausverkaufsartikel ins Möbelhaus. Mit einem Aufbau für die Waschmaschine ging sie schließlich zufrieden nach Hause. "Es ist so, wie es ist", meint Kathrin zur Schließung.

Auch diese Vorarlbergerin schaute am letzten Tag bei kika vorbei, das Ergebnis und Fazit ihrer Einkaufstour war ernüchternd: "Nur unten sind vereinzelt noch ein paar Kleinigkeiten", erklärt sie. Sie kam mit leeren Händen aus dem Markt. So wie ihr erging es beim VOL.AT-Lokalaugenschein einigen Vorarlbergern. Teilweise kamen sie auch nur mit mehreren Mehrwegeinkaufstaschen aus dem Möbelhaus.

Abschiedsbotschaften von Mitarbeitern im Schaufenster
Die Mitarbeiter von Kika nehmen auf ihre Art und Weise Abschied von den Kunden: Im Schaufenster neben dem Haupteingang sind mehrere Plakate mit handgeschriebenen Abschiedsworten angebracht. Das Team dankt den Kunden "für die jahrelange Treue". Auf Papiershirts stehen die Namen der Mitarbeiter. "Es hat uns die ganzen Jahre sehr viel Spaß gemacht, euch mit unseren Dekoideen zu inspirieren", schreibt etwa das Deko-Team der Filiale. "Wir wünschen euch schöne Träume in unserer Bettwäsche oder Ganzjahresdecke oder Kopfkissen", meint das Weißwaren-Team. "Vergesst und nicht, es gab uns wirklich."


Beschäftigte verlieren ihren Arbeitsplatz
Alle 1.350 Beschäftigten verlieren in den kommenden Monaten ihren Arbeitsplatz. Für Betroffene in Niederösterreich und Wien steht bei Bedarf eine Arbeitsstiftung zur Verfügung, die Aus- und Weiterbildungen ermöglicht.

Übernimmt jetzt Ikea?
Langjährige Kika/Leiner-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter werden aufgrund längerer Kündigungsfristen jedoch erst im Sommer oder Herbst ohne Gehalt dastehen. Viele von ihnen sind seit mehr als zehn Jahren im Unternehmen. Im Handel gilt: Ab einer Betriebszugehörigkeit von fünf Jahren kann eine Kündigung nur quartalsweise erfolgen. Und in Vorarlberg hofft man, dass der schwedische Möbel-Riese Ikea den Standort samt Mitarbeiterin in Dornbirn übernimmt. Während Stadtrat Christoph Waibel (FPÖ) erklärte, dass bereits Gespräche mit Ikea stattfinden, hat die Stadt Dornbirn dies jedoch dementiert.

(VOL.AT)