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Kenia: Champions aus dem Slum

Die Bezeichnung "Slum Boys" hören die Spieler des neuen kenianischen Fußball-Meisters Mathare United nicht gern.

Doch seit dem Wochenende können die Champions, die aus einem der größten Slums der Hauptstadt Nairobi stammen, über Herablassungen der Konkurrenz nur noch müde lächeln. Die Profikicker freuen sich schon auf die Spiele in der afrikanischen Champions League.

Der Meistertitel ist nicht nur der Höhepunkt der 21-jährigen Geschichte des Mathare Jugendsport-Verbands (MYSA), aus dem auch die Profimannschaft hervor gegangen ist. Er ist auch Triumph eines Projektes, das Slumkinder von der Straße holt und ihnen Selbstvertrauen und Verantwortungsgefühl gibt.

“Ich bin so glücklich, dass wir endlich den Meistertitel haben”, sagte Stürmer Francis Ouma, der mit 15 Treffern auch die Torschützenliste der Liga anführte und am Samstag die beiden Treffer im Spiel gegen die Red Berets erzielte. Der junge Mann kickte sich aus dem Slum in die kenianische Nationalmannschaft und gilt als eine der großen Fußball-Hoffnungen des ostafrikanischen Landes. “Wir haben zehn Jahre gewartet, nun können wir den Sieg feiern”, meinte Trainer Francis Kiamnzi. “Es fühlt sich gut an, zu gewinnen.” Schon seit Jahren spielten sich die Mathare-Kicker immer ganz oben in der Liga mit, doch bisher reichte es nie bis zum Titel.

Geteilt werden Stolz und Feierstimmung in Mathare, wo Zehntausende in bitterer Armut leben. Arbeitslosigkeit und HIV-Infektionen sind hoch, Klebstoff schnüffelnde Straßenkinder gehören ebenso zum Alltag des Slums mit seinen Wellblechhütten und tristen, überfüllten Sozialbauten wie die vielen von allein erziehenden Müttern geführten kinderreichen Haushalte. In dem Stadtteil, in dem Kriminalität, Drogensucht und Alkoholprobleme zur Tagesordnung gehören, haben die MYSA-Mitglieder tausende Kinder von der Straße geholt.

Die meisten Profis von Mathare United waren einmal unter jenen Kindern, die über den Sport Stabilität und ein Ziel in ihr Leben bekamen – heute sind sie für die Kinder der Slums leuchtende Vorbilder. Mit dem Sportwagen zum Training fahren, während die Freundin eine Edelboutique leer kauft, ist für die Mathare-Kicker aber nicht drin.

Die Mathare-Profis müssen wie alle Mitglieder der MYSA-Mannschaften 60 Stunden Sozialarbeit ableisten. Während die Kinder etwa Müll von den Straßen räumen, klären die Älteren über Schutz vor HIV-Infektionen auf. Wenn ein Fußballheld zum Gebrauch von Kondomen aufruft, dann kann das in einem Viertel wie Mathare, wo viele Kinder durch AIDS verwaist sind, eine Menge ausmachen.

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