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Keine Anitibiotika in Tiermast

Seit die EU die Verwendung des Antibiotikums Avoparcin verboten hat, verringerte sich in Belgien die Verbreitung resistenter Keime beim Menschen drastisch.

Wenn es nach den Forschungsergebnissen der belgischen Mikrobiologin Greet Ieven geht, dann gehören Antibiotika in der Tierzucht sprichwörtlich ausgemistet:
Seit nämlich die EU die Verwendung des Antibiotikums Avoparcin – verwandt mit dem in Spitälern hoch geschätzten Vancomycin – verboten hat, verringerte sich in Belgien nämlich die Verbreitung Vancomycin-resistenter Keime beim Menschen drastisch.

„Da sich die Häufigkeit der Verwendung von Vancomycin in den belgischen Spitälern nicht geändert hat, erhärten unsere Resultate die Hypothese, woher die resistenten Bakterien gegen dieses Antibiotikums in Europa kommen“, erklärte die belgische Wissenschafterin Greet Ieven gegenüber der US-Wissenschaftszeitschrift „Science“.

Die Hypothese: Die unempfindlichen Keime gegen dieses Medikament, das zur Behandlung sonst kaum mehr beherrschbare Infektionen in Tonnen-Mengen eingesetzt worden war, stammen aus der Landwirtschaft.

Freilich, nach einer jahrelangen Diskussion wurde Avoparcin in der EU im Jahr 1998 verboten. Das erste Resultat des Banns war, dass sich laut dem Experten von der Universität Antwerpen die Häufigkeit von Vancomycin-resistenten Keimen bei Schweinen, Hühnern und auch in Hühnerfleisch aus Supermärkten drastisch reduzierte. Allerdings war bisher nicht klar, ob sich diese Entwicklung auch bei Spitalspatienten mit bakteriellen Infektionen fortsetzen würde.

Greet Ieven hatte jedenfalls die Daten aus dem Jahr 1996, also von einer Zeit noch vor dem „Bann“. Damals waren bei Patienten 5,7 Prozent der Enterokokken-Keime aus Stuhlproben resistent gewesen.

Die Wissenschafterin und ihre Kollegen wiederholten die Untersuchungen im Mai und im Juni vergangenen Jahres bei insgesamt 353 Patienten. Das dieses Mal positive Resultat: Nur drei der Proben oder 0,6 Prozent enthielten Vancomycin-resistente Keime. Die Experten stellten die Ergebnisse vor kurzem bei der Interscience-Konferenz über antimikrobielle Substanzen und Chemotherapie vor.

Dazu der US-Mikrobiologe Stuart Levy von der Tufts Universität (Boston): „Das zeigt einfach, dass es eine enge Verbindung zwischen unseren Aktivitäten bei Tieren und der Situation beim Menschen besteht.“ Michael Dudley, Pharmakologe des US-Unternehmens Microcide Pharmaceutical, ergänzte gegenüber Science: „Diese Resultate zeigen einfach, dass Antibiotikaresistenz wie Wasser von den Farmen in die Klinik fließen. Indem man die Verwendung von Antibiotika verbietet, dreht man einfach den Hahn zu.“

Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat empfohlen, in den USA die Verwendung von zwei Antibiotika für Tiere zu verbieten. Dies betrifft Virginiamycin und Enrofloxacin. Bei Resistenzen gegen die erste Substanz, ist auch das für den Gebrauch bei Patienten erst vor kurzem entwickelte Antibiotikum „Synercid“ unwirksam.

Treten hingegen resistente Keime gegen Enrofloxacin auf, dürfte auch eine Kreuzresistenz gegenüber dem weltweit millionenfach verwendeten Ciprofloxacin vorliegen. Laut „Science“ wehrt sich der Enrofloxacin-Produzent Abbott gegen das von der FDA vorgeschlagene Verbot.

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