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"Kein Kniefall vor Regierung": Schönborn verteidigt Corona-Maßnahmen der Kirche

Die Beschränkungen der religiösen Praxis waren für Schönborn kein "Kniefall vor der Regierung".
Die Beschränkungen der religiösen Praxis waren für Schönborn kein "Kniefall vor der Regierung". ©APA
Kardinal Christoph Schönborn sieht in den Beschränkungen der religiösen Praxis keinen "Kniefall vor der Regierung". Man habe dadurch bestmöglich dazu beigetragen, "eine Explosion der Pandemie zu vermeiden".

Die katholischen Bischöfe haben zu umfassenden Reformen in Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und Kirche aufgerufen. In einem gemeinsamen Hirtenwort zu Pfingsten sprechen sie sich für eine "geistvoll erneuerte Normalität" aus, die nach der Coronakrise realisiert werden soll. Kardinal Christoph Schönborn verteidigte indes gegenüber "Kathpress" die kirchlichen Maßnahmen gegen die Pandemie.

Katholische Bischöfe für Reformen nach der Coronakrise

Wien. In ihrem Hirtenwort mahnen die Bischöfe unter anderem eine konstruktive politische Debatte ein und verwehren sich gegen politische Gehässigkeiten und zunehmende Aggressionen. Ebenso nehmen sie jene Menschen in den Blick, die durch die Coronakrise in die Armut abzugleiten drohen oder wegen der Beschränkungen an psychischen Folgen leiden. Auch eine Debatte um einen "armutsfesten Sozialstaat" und ein einkommensunabhängiges Grundeinkommens wird gefordert.

Solidarität dürfe zudem auch nicht an den Landesgrenzen Halt machen, mahnen die Bischöfe. Sie kritisieren in diesem Zusammenhang etwa das "Virus nationalistischer Kleinstaaterei" und fordern die österreichische Regierung auf, mehr Flüchtlinge aufzunehmen. "Krude Verschwörungstheorien" werden wiederum zurückgewiesen, Kritik gibt es am "Ungeist des Anschwärzens, Vernaderns und Denunzierens".

Auch neue Ansätze einer sozial- und klimaverträglichen Wirtschaft, die nicht nur auf Wachstum und grenzenlosem Konsum aufbaut, wollen die Bischöfe sehen und warnen zugleich davor, den freien Sonntag aufzugeben. Ebenso werden angebliche Tendenzen zurückgewiesen, aktive Sterbehilfe gesellschaftsfähig werden zu lassen. Schließlich bilanzieren die Bischöfe auch selbstkritisch die eigene kirchliche Krisenbewältigung und bekennen sich zu einer "lern- und erneuerungsbereiten Kirche".

Kardinal Schönborn verteidigt Maßnahmen der Kirche

Zur innerkirchlichen Krisenbewältigung nahm zudem Kardinal Schönborn im "Kathpress"-Interview Stellung. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz und Wiener Erzbischof betonte, dass die Beschränkungen der religiösen Praxis kein "Kniefall vor der Regierung" gewesen seien. "Sie waren getragen von der gemeinsamen Verantwortung für das Wohl unseres Landes, um eine Explosion der Pandemie zu vermeiden", so Schönborn.

"Es gibt natürlich Gruppen, die finden, die Maßnahmen waren übertrieben", sprach Schönborn auch Stimmen unter Gläubigen an. Die Gegenfrage laute: "Wie sähe es aus, wenn der exponentielle Anstieg der Infektionen weitergegangen wäre? Wie sähe es aus, wenn das Gesundheitssystem einfach zusammengebrochen wäre? Wie sähe es aus, wenn man hätte beginnen müssen, wie das in anderen Ländern der Fall war, zu selektieren und manche Personen nicht mehr zu behandeln?!"

(APA/Red)

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