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Kein Flohmarkt ohne Benno

Hohenems - Der milde Frühlingssonntag hat nach dem Hundewetter der letzten Woche viele Vorarlberger nach draußen getrieben.

Da ist auch der traditionelle Flohmarkt in Hohenems ein beliebter Tummelplatz. Mitten drinnen, wie schon so oft: Benno Hofer mit seinem Raritätenstand. Geschnitztes und Emailliertes, Sakralgegenstände, Schlösser, alte Jasskarten, Brillen, Musikinstrumente – Hofers Tisch ist ein Revival der guten alten Zeit.

“Es wird so ungefähr mein 30. Flohmarkt sein, bei dem ich ausstelle. Man wird süchtig davon“, erzählt der Pensionist aus Götzis. Schon muss er sich um eine Kundschaft kümmern, die sich für ein riesiges „Schachrössle“ aus Holz interessiert. „Sie haben nicht eine komplette Garnitur von diesen Schachfiguren?“, fragt Rudolf Keckeis. „Eben nicht“, lässt Hofer Ärger anklingen. „Die ehemalige Besitzerin hat die Figuren einzeln verkauft.“ Trotzdem bleibt die Kundschaft auf das orginelle Holzteil fixiert. Schließlich wechselt es um acht Euro den Besitzer.

Um den nächsten Besucher kümmert sich Hofer kaum. „Der kommt immer, tut so, als interessiere er sich für etwas, und läuft dann mit leeren Händen weg.“ Benno Hofer kennt sie, seine Kundschaften. Und er kann sie einschätzen. Den Hohenemser Markt stuft der ehemalige Metzger als „mittelgut“ ein. „Es kommen hierher viele Deutsche und Türken. Fürs Geschäft gibt es Besseres.“ Was hat er nicht alles schon erlebt, der „triebhafte“ Sammler, der sich erst dann auf Flohmärkte begab, „als mir meine Frau sagte, das ganze Zeugs müsse aus dem Haus, weil wir keinen Platz mehr dafür hätten“. Im ganzen Land und über die Landesgrenzen hinaus steht er auf den Märkten, hat Atmosphäre und Gesetze der Flohmärkte tief in sich aufgesogen.

“Handeln tun sie natürlich alle, die hierher kommen. Sogar die Kinder.“ Aber nicht nur die. Selbst die Händler untereinander gehen auf Schnäppchenjagd. „Von sechs bis acht Uhr früh ist Händlerzeit. Da schaut man schon, was der Kollege so alles hat, kauft oder tauscht ein.“ Man werde mit der Zeit süchtig nach Flohmärkten, gesteht der 71-Jährige. Unterwegs ist er stets mit seiner Gattin Evi. Auf zwei Tischen platzieren sie liebevoll ihr Warensortiment, plaudern, handeln und verkaufen.

Gesammelt hat er alles Mögliche schon als Kind. „Zuerst waren es Fischerruten. Später dann Mundharmonikas und Gitarren. Schließlich immer mehr Verschiedenes.“ Ein ganz besonderes Prunkstück an seinem Stand ist die prachtvolle italienische Ziehharmonika. Nicht nur ein Blickfang. „Sie ist zwar über 20 Jahre alt, aber funktioniert noch tadellos.“ Hofer schaut das Instrument an, als wolle er es gar nicht hergeben. Doch am Flohmarkt ist nichts einfach nur ausgestellt. Und je mehr auch Benno Hofer verkauft, desto mehr wird seine „Sucht“ befriedigt.

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