Kaum Rekorde: Nationalrat in Zahlen

Nicht viel Zeit für Rekordversuche hatte der Nationalrat in seiner XXVI. Legislaturperiode - ist sie wegen "Ibizagate" doch die zweit-kürzeste der Zweiten Republik. Jetzt am Ende wurde immerhin der mit Abstand höchste Frauenanteil je - 37,16 Prozent - erreicht. Die Zahl der Klubs blieb wegen des Debakels der Grünen 2017 mit fünf um einen unter der vorige Periode erreichten Rekordgröße von sechs.
Nationalrat: Besonderheiten und Rekorde
KURZ
Weil Türkis-Blau an "Ibizagate" zerbrach und ÖVP-Chef Sebastian Kurz wieder vorgezogen wählen wollte, ist die XXVI. Legislaturperiode die zweit-kürzeste der Zweiten Republik. Sie wird nur zu zwei Fünftel - 713 Tage der fünf Jahre - abgedient. 1995 war die Große Koalition noch viel schneller zerrüttet, der Nationalrat hielt sich (bei damals noch vorgesehenen vier Jahren) nur 434 Tage. Seit der Verlängerung auf fünf Jahre wurde erst eine - die erste Periode von 2008 bis 2013 - ganz abgearbeitet, zwischen den beiden konstituierenden Sitzungen lagen 1.827 Tage.
LANG
Schon fast ein Vierteljahrhundert haben Karlheinz Kopf (ÖVP) und Peter Pilz (JETZT) im Nationalrat verbracht. Pilz ist ein Urgestein der Grünen, er zog gleich bei deren erster erfolgreicher Wahl 1986 ins Parlament ein. 2017 überwarf er sich mit seiner Partei, hielt sich aber mit seiner Liste JETZT im Nationalrat. Seine Nationalratsvita weist mehrere Unterbrechungen auf - während Kopf durchgehend seit 7. November 1994 im Hohen Haus sitzt.
LÄNGER
Kopf darf damit rechnen, noch länger im Nationalrat zu bleiben - während Pilz sich laut den Meinungsforschern auf den Abschied einstellen sollte. Eine Verlängerung strebt einer der beiden längst dienenden Abgeordneten der Zweiten Republik an: Josef Cap, der 2017 nach 34,5 Jahren sein SPÖ-Mandat räumen musste, versucht heuer ein Comeback über Vorzugsstimmen. Zufrieden mit seiner 34,5-jährigen Karriere als ÖVP-Abgeordneter gibt sich Jakob Auer, der sich ebenfalls 2017 verabschiedete.
WEIBLICHER
Mit 37,16 Prozent - 68 Frauen - ist der Nationalrat aktuell weiblich wie nie zuvor. Die bisher beste Quote waren 33,88 Prozent Ende 2002. Zu Beginn der XXVI. Legislaturperiode lag man mit 32,8 Prozent noch darunter, aber durch Nachbesetzungen - vor allem nach dem Platzen der Regierung - stieg der Anteil der Frauen. Unter den Klubs stechen NEOS mit 50 Prozent und am anderen Ende die FPÖ mit 26 Prozent hervor.
GEBILDET
Knapp an einem Rekord dran war dieser Nationalrat bei der Akademikerquote: Bei der Konstituierung am 9. November 2017 waren 92 der 183 Abgeordneten Akademiker. Das bedeutete eine Quote von 50,3 Prozent - nur schwach unter den 50,8 Prozent, die die Parlamentsstatistik für 1994 ausweist. Aktuell haben 90 Mandatare ein Studium abgeschlossen, das macht 49,18 Prozent aus.
Der Nationalrat in Zahlen
- Meiste Klubs: Sechs 2013-2017 (Auflösung des Team Stronach)
- Aktuelle Klubs: Fünf (ÖVP SPÖ FPÖ NEOS JETZT)
- Längste Periode: 2008-2013 1.827 Tage
- Kürzeste Periode: 1994-1995 434 Tage
- Aktuelle Periode: 2017-2019 713 Tage (bis zur Konstituierung)
- Längst dienende Abgeordnete:
Aktuell:
Karlheinz Kopf/ÖVP 9.066 Tage, seit 07.11.1994
Peter Pilz/JETZT 9.065 Tage, seit 17.12.1986 mit Unterbrechungen
Historisch:
Josef Cap/SPÖ, 12.592 Tage, 19.5.1983- 8.11.2017
Jakob Auer/ÖVP 12.592 Tage, 19.5.1983- 8.11.2017
- Kürzest dienende Abgeordnete:
Paul Rübig (ÖVP) und Klaus Lukas (FPÖ) wurden wenige Stunden nachder Angelobung am 15.1.1996 zu EU-Parlamentariern gewählt
- Frauenanteil höchster: Aktuell 37,16 Prozent (68 Frauen)
- Frauenanteile der Klubs aktuell:
NEOS 5 von 10 = 50,00 Prozent
SPÖ 25 von 52 = 48,08 Prozent
JETZT 3 von 7 = 42,86 Prozent
ÖVP 21 von 61 = 34,43 Prozent
WILDE 1 von 3 = 33,33 Prozent
FPÖ 13 von 50 = 26,00 Prozent
- Jüngste Abgeordnete:
Historisch: Silvia Fuhrmann/ÖVP 21,5 Jahre (bei Angelobung 2002)
Aktuell: Claudia Plakolm/ÖVP 22,9 Jahre (bei Angelobung 2017)
- Älteste Abgeordnete:
Historisch: Karl Seitz/SPÖ 80,5 Jahre (1950)
Aktuell: Irmgard Griss/NEOS 72,9 Jahre
- Durchschnittsalter aktuell: 49,7 Jahre (4. 7.2019)
- Durchschnittsalter höchstes: 55,4 Jahre (1. 1.1962)
- Durchschnittsalter niedrigstes: 47,4 Jahre (5.11.1990)
- Bildungsniveau - höchste abgeschlossene Ausbildung
Studium 90 von 183 = 49,18
Höhere Schule 48 von 183 = 26,23
Mittlere Schule 19 von 183 = 10,38
Pflichtschule 25 von 183 = 13,66
Sonstige 1 von 183 = 0,55
- Akademikerquote:
Aktuelle: 49,2 Prozent (2019)
50,3 Prozent (2017)
Höchste: 50,8 Prozent (1994)
Niedrigste: 21,2 Prozent (1945)