Im Oktober feierte das Caritaslager am Mittersteig 20 Jahre Gratiskleiderausgabe. Neben diesem Angebot kann man hier auch Dinge kaufen, die bei Räumungen übriggeblieben sind oder die Menschen gespendet haben. Jeden Tag kommen ein bis zwei LKWs, die vollbeladen sind mit Möbeln, Geschirr, Gewand, Elektrogeräten. Bei der Spendenannahme gibt es also einiges zu tun.
Dieser Container war am Vortag noch leer. Möbel, Elektrogeräte, Gewand und andere Spenden, die einfach nicht mehr repariert werden können, müssen entsorgt werden. Elektrogeräte testet Zivildiener Omar Altamira. Die Möbel, die noch in Ordnung sind, werden von Matthias Thurner in der Halle zum Verkauf präsentiert. Dort werden diese dann von Menschen aus den unterschiedlichsten sozialen Schichten gekauft. Menschen, die von Sozialberatern betreut werden kommen mit einem Zettel, auf dem ein bestimmter Betrag steht, um den sie sich neue Möbel aussuchen dürfen. Angst, dass durch gewisse Trends, wie zum Beispiel dem Retrostil, den Menschen mit weniger Geldressourcen für das Leben wichtige Dinge, von Trendsetter weggeschnappt werden, haben die Mitarbeiter des Caritaslagers nicht. In der Halle herrscht eine ständige Rotation. Jeden Tag kommen genug Spenden – obwohl von Spenden kann man eigentlich nie genug haben.
Doch nicht nur Möbel sind bei der Wiener Bevölkerung sehr beliebt, in der Textilabteilung findet man so manchen Schatz. Hier gibt es echte Stammkunden. Einige von ihnen kommen sogar jeden Tag vorbei und durchsuchen die Gewandständer nach Raritäten. Bei Trendsettern ist momentan der Stil der 70er und 80er Jahre beliebt. Auch hier ist der Kundenstamm sehr gemischt. Er reicht von Menschen, die bei der Gratiskleiderausgabe z.B. keine passende Schuhgröße gefunden haben und in der Textilabteilung ihr Glück versuchen, bis hin zu eher reicheren Menschen, die nach Designerstücken suchen.
Obwohl in der Carla ( = kurz für Caritaslager ) am Mittersteig Menschen aus den unterschiedlichsten Schichten aufeinander treffen und alle aus dem selben Grund, nämlich dem Herumstöbern dort sind, scheint der Name Caritas, bei so manchen doch ein beschämendes Gefühl zu erzeugen, denn nicht jeder war so gesprächig, wie Susanne Russo. Sie kommt im Winter 2, 3 Mal pro Woche zum Mittersteig um nach Büchern zu suchen. “Ein richtiger Büchernarr bin ich”, sagt sie von sich selbst. Aber auch der Weihnachtsmarkt, den Charlotte Doschek liebevoll gestaltet, interessiert sie und wenn man beim Stöbern zu müde geworden ist, kann bei einem Häferl Gratispunsch eine Pause eingelegt werden.