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Katzen überleben

Bilder vom Kriegsalltag und ukrainische Vespergesänge im Pfarrzentrum Altach.
Bilder vom Kriegsalltag und ukrainische Vespergesänge im Pfarrzentrum Altach. ©Stefan Flatz
Bilder vom Kriegsalltag und ukrainische Vespergesänge im Pfarrzentrum Altach.

Man ist Gast in einer Millionenstadt am Schwarzen Meer um eine Fotografenkollegin zu besuchen, und im (unterirdischen) Hotelzimmer merkt man nicht einmal, dass in der Nacht ein paar hundert Meter weiter eine Rakete einschlägt und einen Teil des Hafens zerstört. Und man spricht Russisch wie die meisten im von der großen (Imperialistin) Katharina 1794 zum russischen Schwarzmeerhafen ausgebauten Odessa – und ist Kantor an der von einer russischen Bombe getroffenen Verklärungskathedrale. Ein Einblick in die Wirklichkeit der Ukraine jenseits von Klichees war am Sonntagabend, 9. März, im Altacher Pfarrzentrum möglich  – und ist es weiterhin dank der Ausstellung aus dem „Ukrainischen Fototagebuch“ bis nach Ostern.

Bereits zum dritten Mal gastierte Oda a Cappella Ukraina auf Einladung der Altacher Soireen in Vorarlberg – diesmal neu aufgestellt als Trio. Die jungen Sopranistinnen Anastasia Andrianowa und Anna Konowal  und der Kirchenmusiker Wowa (Wolodymir) Szaustian aus Odessa sangen eine Vesper und Lieder aus der Johannes-Chrysostomus-Liturgie - ausschließlich a capella, etwas Anderes als die Stimme des Menschen wird bei einem orthodoxen Gottesdienst als unpassend empfunden. Eine ergreifende Aktualisierung und Erinnerung an das  Prophetenwort: „Nicht durch Kraft und nicht mit Heeresmacht, sondern durch meinen Geist“ (Sacharja 4,6) am Abend des ersten Sonntags der Fastenzeit, unterstrichen durch Gebete von Bischof Elbs und Dag Hammerskjöld, dem ersten UNO-Generalsekretär, umgebracht seinerzeit im  Kongo.

Wie die Ukraine, als Opfer eines eigentlich weit überlegenen totalitären Imperiums, am Geist der Menschlichkeit festhält, belegt die Ausstellung „Die Uhr des Krieges“ im Foyer des Pfarrzentrums. Der Schweizer  Fotograf Patrick Lüthy hat das „ukrainische Fototagebuch“  initiiert, ein offenes Archiv, an dem sich Berufs- und Laien-Photographen vor Ort beteiligen um den Alltag  inmitten gezielter Zerstörung ungeschminkt zu dokumentieren. Nur wenige Bilder von der Front sind da zu sehen, dafür schlägt eine Stunde den Tieren, die mit den Menschen flüchten, verwundet werden; Hinterbliebene sind auch sie. Odessa sei eine Stadt stolzer Katzen, erzählt Lüthy bei der Eröffnung, und deren Überlebenskraft und Treue wird geradezu zum Symbol für das Land. Auch Kinder und die Schulen, nun mit Schutzräumen ausgestattet, nehmen breiten Raum ein in der Ausstellung. Sie spürt den Verlusten nach – an Menschen, Boden, wo Minen drohen, Stränden, an Arbeitsplätzen, an Beheimatung – und dem ukrainischen Trotzdem.

Die Eröffnung der Dokumentation am 9. März vor der Vesper umrahmten Volkslieder der drei UkrainerInnen auf Europa-Tournee. Das Echo war trotz Funken- und Fußballsonntag erstaunlich und schlug sich auch in entsprechenden Spenden nieder.  Das“Ukrainische Kriegstagebuch“  bleibt bis nach Ostern in Altach.

Führungen gibt es am Sonntag, 16.3., um 11:15 Uhr, am Suppensonntag der Pfarrcaritas,  23.3., im Rahmen einer Sammlung für einen Generator, um 11:30 Uhr, und am Samstag, 5. 4. 2025, um 19:30 Uhr.

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