Wenn sich Katy Perry auf dem Cover ihres Albums “One of the Boys” im vierziger Jahre Outfit präsentiert, und man weiß, dass die Sängerin in der amerikanischen Christian Music Szene verwurzelt ist, dann möchte man dem Pastoren-Töchterchen das Image vom braven Mädchen von Nebenan beinahe abnehmen. Aber seitdem Katy Perry die “Grenzen” überschritten hat und mit frechen und für amerikanische Verhältnisse stellenweise auch anrüchigen Texten große Erfolge feiert, sorgt sie schon selbst dafür, dass “brav sein” eben nur Image ist – und es trotzdem pflegt.
Good Girl
Auf der Bühne ist der Kontrast zwischen Good & Bad Girl noch stärker spürbar. Wenn Katy im kurzen Vintage Kleid auftritt und sich während ihrer Perfomance in den Schritt fasst, dann aber ständig darauf achtet, dass ihr Kleid nicht unters Dekolleté rutscht, wirkt sie trotzdem authentisch. Natürlich hilft der Charme der Jugend der 23 jährigen Kalifornierin dabei immens, dieses zwiespältige Auftreten zu meistern. Aber schließlich ist die junge Zielgruppe ihrer Musik in vielen Dingen ebenso unentschlossen wie die Künstlerin selbst, was sie nicht weniger liebenswürdig macht.
Lyrics
Der wohl beste Song auf ihrem Album ist Youre so gay, eine Ballade über einen jungen Mann, der so schwul ist und dabei nicht einmal schwul ist. Sie beschreibt darin ziemlich prägnant und durchaus gemein den femininen und metrosexuell angehauchten Alternative-Typen und die Hass-Liebe, die sie zu ihm hat. Die Beleidigung schwul zu sein wird einfach dadurch übertroffen eben nicht schwul zu sein. Die Gratwanderung zwischen anständig und unanständig funktioniert in diesem Song besonders gut.