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"Katja Kabanova" im Theater an der Wien

©© APA
Zuletzt war seitens der Intendanz des Theaters an der Wien viel von der Champions League die Rede, in der man an vorderster Front mitspiele. Die gestern, Sonntag, Abend begonnene Spielserie der "Katja Kabanova" führt allerdings eher in den grauen Bundesliga-Alltag.

Diese mit viel Vorfreude erwartete Produktion wurde unter Keith Warners düsterer Regie und der Stabführung von Kirill Petrenko weniger Glanzleistung als Mittelmaß.

Die von Janacek nach Alexander Ostrowskis Drama “Das Gewitter” gestaltete Oper rund um einen Seitensprung der jungen Ehefrau Katja, die unter ihrer herrischen Schwiegermutter leidet, verlangt nach feinsinniger psychologischer Gestaltung. Trotz prominenter Besetzung (Melanie Diener in der Titelpartie, Anja Silja als dämonische Familien-Diktatorin Kabanicha) misslingt der allzu konventionellen Regie die deutliche Kontrastierung der widerstrebenden Gefühle, die entscheidenden Weichenstellungen der tragischen Geschichte bleiben Behauptungen.

Nahezu kampflos ergibt sich Katja, die zuvor in einer pathetischen Szene ihrem auf Geheiß der Schwiegermutter abreisenden Gatten geschworen hat, einen anderen Mann nicht einmal anzusehen, den leichtsinnigen Angeboten der Schwägerin. Dank eines entwendeten Gartenschlüssels bietet sich Gelegenheit zu einem nächtlichen Stelldichein mit dem heimlich verehrten Boris (darstellerisch und stimmlich enttäuschend: Robert Brubaker). Bei der Rückkehr des Ehemannes gibt Katja unter dem Eindruck eines Gewitters (läppischer Schlachten- und Theaterdonner statt schreckliches Strafgericht) ohne zu zögern sich und ihren Geliebten preis. Das kann nur böse enden, und das tut es auch.

Ausstatter Kaspar Glarner hat eine graue Kavernenlandschaft gebaut, die weniger an den Wolgastrom als an den unterirdisch fließenden Wienfluss erinnert. Mal wird hier Boot gefahren, mal lässt die Kraft der Liebe die Beteiligten auch über das Wasser wandeln. Der eindrucksvolle Fußgängersteg, den die strenge Kabanicha als Kommandobrücke verwendet, wird am Ende, als Katja in den Fluten untergegangen ist, unter der Last der Schuld zusammenbrechen.

Unter diesem bedrückenden Grauschleier setzt sich der Farbenreichtum von Janaceks Musik selten durch. Kirill Petrenko gelingt es an diesem 100-minütigen Abend mit dem Radio-Symphonieorchester Wien nur manchmal, mit deutlichen Akzentsetzungen aufhorchen zu lassen. Ansonsten schlagen sich die Damen hörbar besser als die Herren. In der Janacek-Rezeption wird diese “Katja Kabanova”, die bis 24. April noch fünf Mal gespielt wird, trotz anhaltenden Premierenjubels keinen bleibenden Eindruck hinterlassen.

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