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Kardinäle beraten in Rom über Papstwahl, Konklave-Termin noch offen

Die Besprechungen im Vatikan nach Franziskus' Tod sind im vollen Gange.
Die Besprechungen im Vatikan nach Franziskus' Tod sind im vollen Gange. ©Philipp von Ditfurth
Die Kardinäle der katholischen Kirche beraten in Rom über die Wahl eines neuen Papstes. Währenddessen nehmen weiterhin zahlreiche Gläubige an Papst Franziskus' Grab Abschied. Ein Termin für das Konklave, das in der Sixtinischen Kapelle stattfinden soll, steht noch nicht fest, könnte aber am Montag bekanntgegeben werden.
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Die bereits in Rom eingetroffenen Kardinäle der katholischen Kirche beraten am Montag über die Wahl eines neuen Papstes. Es ist die bereits fünfte sogenannte Generalkongregation seit Papst Franziskus' Tod am Ostermontag. Wie viele Kardinäle dann genau an der Versammlung, die auch als Vorkonklave bezeichnet wird, teilnehmen werden, war noch unklar. Seit Tagen wird bereits munter über die Kandidaten und mögliche Favoriten spekuliert.

Die Kardinalsversammlungen vor dem Konklave bieten auch eine Gelegenheit zum Austausch. Die aus aller Welt eingetroffenen Purpurträger lernen einander kennen und schmieden womöglich Allianzen, die den Ausgang des Konklaves bestimmen könnten. Die Gespräche in den Generalkongregationen drehen sich vor allem um eines: das Profil des neuen Papstes. Welche Eigenschaften soll der neue Pontifex haben, aus welchem Land soll er stammen, welche Vision der Weltkirche soll er haben: Um diese Fragen kreisen die Beratungen vor Beginn des Konklaves.

Deutscher Kardinal Marx für einen "glaubwürdigen" Papst-Nachfolger

Das Profil des Franziskus-Nachfolgers beschreibt der deutsche Kardinal Reinhard Marx (71) mit den Worten: "Es muss eine Persönlichkeit sein, die mutig ist, frei ist und tief verwurzelt im Evangelium". Der Erzbischof von München und Freising, der zu den Papst-Wählern zählt, sieht nach dem Tod von Papst Franziskus in dem bevorstehenden Konklave keine Richtungswahl für die katholische Kirche. "Es geht nicht um progressiv oder konservativ. Es geht um glaubwürdig", sagte Marx bei einer Pressekonferenz deutscher Bischöfe am Samstag.

Wiener Erzbischof Schönborn: "Bin kein Papst-Wähler mehr und das ist gut so"

Der emeritierte Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn (80), beteiligt sich an den Treffen der Kardinäle zur Vorbereitung des Konklaves, an dem Konklave selbst kann er altersbedingt jedoch nicht teilnehmen. "Ich werde bei den neuntägigen Gesprächen vor dem Konklave dabei sein. Ich bin kein Papst-Wähler mehr und es ist auch gut so. Franziskus hat so viele Kardinäle ernannt, es sind prächtige Menschen, die sehr engagiert sind, die sich auskennen. Das ist die Generation, die jetzt dran kommt", erklärte der Kardinal gegenüber der APA in Rom.

Der philippinische Kardinal Luis Antonio Tagle hingegen zählt sehr wohl zu den Papst-Wählern. Dieser Tage seien die Kardinäle aufgerufen, sich auf die wahre Mission des Dienstes an der Weltkirche zu besinnen. "Es werden Tage des Gebets und der Meditation sein, entscheidende Tage, an denen der Geist uns in unserer Wahl erleuchten wird", so Tagle im Interview mit der Tageszeitung "Il Mattino". "Papst Franziskus hat einen großen Weg eingeschlagen. Er war der Pfarrer, der sich nicht auf die Verkündigung des Evangeliums beschränkte, sondern darauf bedacht war, allen die Zeichen Gottes in der Praxis des täglichen Lebens zu zeigen", so Tagle.

Noch kein Termin für Konklave im Vatikan

Die Kardinäle trafen sich bereits in den Tagen vor Trauerfeier und Beisetzung im Vatikan. Bisher gibt es noch keinen Termin für den Beginn des Konklaves, das strengstens abgeschirmt in der Sixtinischen Kapelle stattfindet. Möglicherweise verkünden die Kardinäle bereits am Montag, wann das Konklave beginnen soll. Der frühestmögliche Termin wäre am 5. oder 6. Mai.

Papst-Wähler aus 65 Ländern - Franziskus' Vision einer globalen Kirche

Von den insgesamt 252 Kardinälen sind 135 wahlberechtigt und können am Konklave teilnehmen. Voraussetzung dafür ist, dass sie unter 80 Jahre alt sind. Die aktuellen Papst-Wähler stammen aus 65 Ländern und fünf Kontinenten. Die Zusammensetzung des Kardinalskollegiums widerspiegelt die Vision von Franziskus einer globalen Kirche, die immer weniger eurozentrisch und westlich orientiert ist. Während seines Pontifikats hat Papst Franziskus 163 Kardinäle ernannt, 133 von ihnen waren zum Zeitpunkt ihrer Ernennung Papst-Wähler. Die Quote von 135 Wahlmännern übersteigt bei Weitem die von Paul VI. in der apostolischen Konstitution Romano Pontifici Eligendo (1. Oktober 1975) festgelegte und von Johannes Paul II. in Universi Dominici Gregis (22. Februar 1996) bestätigte Höchstgrenze von 120.

23 der aktuellen Papst-Wähler wurden noch von Benedikt XVI. und nur noch fünf von Papst Johannes Paul II. ernannt. Mit der Ernennung neuer Kardinäle hat Franziskus erreicht, dass die europäischen Kardinäle an Gewicht verlieren. Lediglich 59 Papst-Wähler kommen aus Europa, 19 davon sind Italiener. Zu ihnen zählen einige Favoriten für die Papst-Wahl, darunter der vatikanische Staatssekretär, Kardinal Pietro Parolin, und der Patriarch von Jerusalem, Pierbattista Pizzaballa. Damit ist Italien das Land mit den meisten Vertretern im Konklave, das den Namen von Franziskus' Nachfolger bestimmen muss. 37 Kardinäle kommen aus Amerika (16 aus Nordamerika, vier aus Mittelamerika, 17 aus Südamerika), 20 aus Asien, 16 aus Afrika, drei aus Australien.

Weiterhin Ansturm an Papst Franziskus' Grab

Am Montag werden wieder zahlreiche Menschen am Grab von Papst Franziskus erwartet. Bereits am Sonntag nahmen Tausende in der Basilika Santa Maria Maggiore von ihm Abschied. In der Kirche nahe dem römischen Hauptbahnhof war Franziskus am Samstag beigesetzt worden. Er starb vor einer Woche (21. April) im Alter von 88 Jahren.

Ebenso findet die dritte der insgesamt neun Trauermessen statt, die innerhalb der sogenannten "Novendiales" vorgesehen sind. Die Feier am Montag um 17 Uhr im Petersdom leitet Kardinal Baldo Reina, Generalvikar der Diözese Rom. Die zweite Trauermesse hatte Kardinal Pietro Parolin am Sonntag geleitet, das Requiem für Franziskus am Samstag auf dem Petersplatz, dem Kardinaldekan Giovanni Battista Re vorstand, galt als erste der neun Trauermessen.

Trauermesse für Franziskus auch im Wiener Stephansdom

Auch in Wien findet ein Trauergottesdienst für den verstorbenen Papst statt. Teilnehmen an der Messe im Stephansdom werden u.a. der Salzburger Erzbischof Franz Lackner, Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz, Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP).

(APA/Red)

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