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Karadzic: Opferzahl in Srebrenica "fehlerhaft"

Der frühere bosnische Serbenführer Radovan Karadzic hat vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag die offiziellen Opferzahlen des Massakers von Srebrenica in Zweifel gezogen.
Alle bisher zu den Geschehnissen in der ostbosnischen Stadt gemachten Angaben seien “fehlerhaft”, sagte Karadzic am Donnerstag in Den Haag bei einer Voranhörung zu seinem Prozess.

Besonders bei der tatsächlichen Zahl der Toten gebe es kein “klares Bild”. Nach weit verbreiteter Ansicht wurden im Juli 1995 rund 8000 muslimische Bosniaken von bosnisch-serbischen Milizen in Srebrenica getötet. Bezüglich “tausender Opfer” gebe es Unklarheiten, sagte hingegen der 63-jährige Karadzic. Es habe sich herausgestellt, dass totgeglaubte Menschen im Ausland lebten oder anderswo während des Bosnienkriegs von 1992 bis 1995 gestorben seien. Er sei überzeugt, dass die Opferzahlen deutlich übertrieben seien, fügte Karadzic hinzu, der sich wegen Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Völkermordes während des Bosnien-Kriegs verantworten muss.

Karadzic verlangte, seinen Verteidigern die DNA-Beweise der Anklage offenzulegen. Die “Methodologie” der Untersuchungen solle überprüft werden. Karadzic war nach einem 13 Jahre langen Versteckspiel im Juli 2008 in Belgrad verhaftet worden. Mit dem offiziellen Prozessbeginn wird frühestens im September gerechnet.

Das Massaker von Srebrenica gilt als das schwerstes in Europa seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Sowohl der Internationale Gerichtshof wie auch das UN-Kriegsverbrechertribunal stuften es als Völkermord ein. Damals waren die bosnisch-serbischen Milizen in die UN-Schutzzone Srebrenica einmarschiert und hatten an den niederländischen Blauhelmsoldaten vorbei rund 8000 bosniakische Männer und Jugendliche verschleppt und umgebracht.

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