Kampf gegen Einsamkeit: Nasenspray mit "Kuschelhormon"

Einsamkeit ist keine Krankheit, stellt jedoch ein bedeutendes Gesundheitsproblem dar. Menschen, die langfristig einsam sind, haben ein erhöhtes Risiko, an Depressionen, Herzerkrankungen oder Demenz zu erkranken. Ein Forscherteam unter der Leitung von Dr. Jana Lieberz vom Universitätsklinikum Bonn (UKB) und Dr. Dirk Scheele von der Ruhr-Universität Bochum hat untersucht, wie man Einsamkeit gezielt bekämpfen kann.
In einer kontrollierten Studie erhielten 78 Frauen und Männer, die unter Einsamkeit litten, das sogenannte "Kuschelhormon" Oxytocin als Nasenspray. Die Kontrollgruppe bekam ein Placebo. Die Teilnehmer bewerteten ihre Einsamkeitsgefühle zu Beginn der Studie, nach Abschluss aller Sitzungen sowie erneut drei Wochen und drei Monate später. Zudem wurden bei jeder Sitzung akute Einsamkeitsgefühle, Stresslevel, Lebensqualität und die Qualität der therapeutischen Beziehung erfasst.
Kein Allheilmittel, aber ein möglicher Helfer
Dr. Lieberz, die leitende Autorin der Studie, erläutert: "Die psychologische Intervention war in allen Behandlungsgruppen mit einer reduzierten Stresswahrnehmung und einer Verbesserung der allgemeinen Einsamkeit verbunden, die auch bei der Nachuntersuchung nach drei Monaten noch sichtbar war." Oxytocin hatte keinen bedeutenden Einfluss auf das allgemeine Einsamkeitsgefühl, die Lebensqualität oder das empfundene Stressniveau. Im Vergleich zu der Placebogruppe erlebte die Oxytocin-Gruppe jedoch eine Verringerung der akuten Einsamkeitsgefühle nach den Sitzungen. Zudem stärkte die Oxytocin-Gabe die positive Verbindung zwischen den Gruppenmitgliedern.

"Das ist eine ganz wichtige Beobachtung, die wir gemacht haben – Oxytocin konnte die positive Beziehung zu den anderen Gruppenmitgliedern bereits von Anfang an stärken und akute Einsamkeitsgefühle reduzieren. Es könnte daher hilfreich sein, Patienten zu Beginn einer Psychotherapie damit zu unterstützen. (...)", so Dr. Lieberz.
Oxytocin gegen Einsamkeit
Die Studie zeigte keine dauerhaften Wirkungen durch die Gabe von Oxytocin, dennoch deuten die Ergebnisse darauf hin, dass Oxytocin bei Interventionen positive Effekte haben kann, auch wenn es nicht als Allheilmittel betrachtet werden sollte. Weitere Forschungen sind notwendig, um die kurzfristigen Effekte von Oxytocin in langfristige Vorteile zu übersetzen.
(VOL.AT)