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Kampf für ein besseres Image

Sitzt gern am Steuer: Rosi Lerchenmüller von Bischofberger Transporte.
Sitzt gern am Steuer: Rosi Lerchenmüller von Bischofberger Transporte. ©Sams
Starke Frau am Steuer: Rosi Lerchenmüller, GF Bischofberger Transporte, im Gespräch mit WANN & WO über das Transportwesen, E-Mobilität, Dieselfahrverbote und Rollenbilder.

Von: Joachim Mangard (WANN & WO)

WANN & WO: Familienunternehmen in vierter Generation: Wie präsent war die Firma während deiner Kindheit?

Rosi Lerchenmüller: Eigentlich immer, meine Eltern haben aber nie Druck auf uns ausgeübt. Im Gegenteil, sie haben eher ihre Leidenschaft für den Beruf an uns weitergegeben. Ich habe auch schon früh in den Ferien im Betrieb ausgeholfen und so die Firma von Klein auf kennengelernt. Sobald ich den Führerschein hatte, saß ich – wenn notwendig – hinterm Steuer. Das hatte aber auch den Vorteil, dass ich den Sprinter privat nutzen durfte und mit ihm in den Ausgang gefahren bin (schmunzelt). Ich hatte ja kein eigenes Auto, aber so schon früh einen fahrbaren Untersatz.

WANN & WO: Gemeinsam mit deinem Mann und deinem Bruder führt ihr den Betrieb. Wie habt ihr euch aufgeteilt?

Rosi Lerchenmüller: Mit meinem Mann Alois kümmere ich mich ums Operative und die Geschäftsführung, mein Bruder Robert kümmert sich um den Fuhrpark.

WANN & WO: Geboren als Bischofberger heißt du ja jetzt Lerchenmüller. Ist es dir schwer gefallen, deinen Namen abzugeben?

Rosi Lerchenmüller: Das hat damals schon zu einigen Diskussionen geführt, ein Doppelname kam aber nicht in Frage. Am Firmenname wird deswegen aber nicht gerüttelt (schmunzelt).

WANN & WO: Was hat euch dein Vater für den Beruf mit auf den Weg gegeben?

Rosi Lerchenmüller: Leidenschaft, Freude, Durchhaltevermögen und das Wissen um die Wichtigkeit unserer Profession, gerade für den Nahverkehr in einer Region wie dem Bregenzerwald. Den Status eines neutralen Partners in der Region mussten wir uns lange erarbeiten.

WANN & WO: Was heißt das?

Rosi Lerchenmüller: In unserem Umschlaglager in Schwarzach sammeln wir z.B. Sendungen von konkurrierenden Betrieben, bündeln sie und transportieren sie dann verdichtet in den Bregenzerwald. Somit verringern wir die Verkehrsbelastung in unserer Region. So fährt dann ein Lkw statt fünfen in den Bregenzerwald.

WANN & WO: Vor welchen Herausforderungen steht die Branche, wie entwickelt sich das Transportwesen angesichts von Themen wie Dieselfahrverbot, E-Mobilität, usw.?

Rosi Lerchenmüller: Unsere Branche hat schon seit Jahren mit einem schlechten Image zu kämpfen. Eigentlich weiß ich gar nicht, woran das liegt. Die Wirtschaft ist von einem gut funktionierenden Frächterwesen abhängig. Nur mit einem leistungsfähigen Fuhrpark können die aktuell benötigten Produkte an die Kunden geliefert werden. Und meine Meinung zum Dieselfahrverbot würde dieses Interview sprengen.

WANN & WO: Ist das mit elektrischen Antrieben überhaupt möglich?

Rosi Lerchenmüller: Früher oder später wird sich in diesem Bereich etwas tun müssen. Aufgrund des großen Gewichts der Batterien in E-Fahrzeugen werden Transportbetriebe jetzt noch vor große Probleme gestellt, da die Batterielast mit der Nutzlast konkurriert.

WANN & WO: Hast du einen besonders skurrilen Auftrag in Erinnerung?

Rosi Lerchenmüller: Eines Nachmittags erhielt ich eine Kurzmitteilung von einem unserer Fahrer. Der Transporteur stand direkt neben einem Elefanten und grinste in die Kamera. Der Mann hatte ggerade Möbel für ein Restaurant aus einem Bregenzerwälder Handwerksbetrieb in den Basler Zoo geliefert.

WANN & WO: Stichwort „Wald“, wie wichtig ist euch der Fokus auf die Region, gerade in der im Vorjahr errichteten Zentrale in Reuthe?

Rosi Lerchenmüller: Wir sind glücklich, dass wir nach siebenjährigen Verhandlungen endlich hier einziehen durften. Wir sind ein Wälder Familienunternehmen und für die Region und täglich im ganzen Ländle unterwegs.

WANN & WO: Die Route in die Region zählt zu den meist befahrenen in ganz Vorarlberg. Wie schwierig ist das für ein Transportunternehmen?

Rosi Lerchenmüller: Es ist natürlich schon eine große Herausforderung. An ein paar Tagen im Jahr wird es wirklich chaotisch. Hier gilt es einfach, seine Kunden frühzeitig zu informieren.

WANN & WO: Hast du persönlich eine Geheimtipp, um den Stau im Bregenzerwald zu umfahren?

Rosi Lerchenmüller: Privat oder gewerblich? Ich kann nur empfehlen, auf Bischofberger Transporte zu setzen (schmunzelt).

WANN & WO: Welche Fähigkeiten zeichnen dich als Führungskraft aus?

Rosi Lerchenmüller: Bei uns zählt das Miteinander, unsere Mitarbeiter sind unsere Visitenkarte. Dies wollen wir ihnen vermitteln und auch vorleben. Gerade im Straßenverkehr verlange ich von unseren Fahrern, dass sie sich vorbildlich verhalten. Auf unseren Fahnen steht „Verlässlich. Fair. Einfach guad.“

WANN & WO: Wie geht ihr mit dem Thema Digitalisierung um?

Rosi Lerchenmüller: Für das Frachwesen hat sich gerade im Navigationsbereich und GPS viel getan, sowohl der Disponent als auch der Fahrer können früh auf Streckenhindernisse reagieren. Bei der Zustellung setzen wir außerdem auf Scanner, um die Papiermengen so gering wie möglich zu halten.

WANN & WO: Wie stehst du zu Vorurteilen gegenüber Frauen in Führungspositionen? Gerade in einer eher männlich dominierten Branche?

Rosi Lerchenmüller: Ich sehe hier überhaupt keine Probleme und wurder auch nie benachteiligt. Vielleicht bin ich aber auch nicht die Person dazu, da ich mich meiner Meinung nach schon gut durchsetzen kann. Man muss auch mal auf den Tisch hauen können.

WANN & WO: Gemeinsam mit deinem Mann teilst du dir die Geschäftsführung, ihr habt außerdem zwei Kinder. Wie viel Zeit bleibt für Familie?

Rosi Lerchenmüller: Wir sind und bleiben ein Familienunternehmen. Da kommt es auch zu Reibungspunkten. Sei dies, wenn man anderer Meinung ist, oder auch mal einen Rat meiner Eltern nicht befolgt. Das gehört aber dazu, und mein Vater hat uns die Chance gegeben, die Firma nach unseren Vorstellungen zu führen. Ähnlich ist das auch bei meinem Mann Alois. Wir ergänzen uns bestens, und auch wenn es mal in der Firma zu Meinungsverschiedenheiten kommt, sitzen wir zuhause mit unseren Kindern an den Tisch und sprechen über unsere Probleme. Nur mit einer offenen und ehrlichen Art kann man punkten und erfolgreich sein, sowohl privat, als auch im Beruf. Das merkt auch der Nachwuchs. Und die beiden Kleinen sind ebenfalls schon Feuer und Flamme für Bischofberger Transporte. Abgesehen vom Spielzeug-Fuhrbark, grüßen sie jeden Lkw von uns laut winkend, egal wo wir sind (schmunzelt).

WORDRAP

Bregenzerwald: Region, Herzblut. Chefin: Loyal, konsequent, zielstrebig, fair und ehrlich. Spritpreise: Spannend. Umweltschutz: Sehr wichtig, liegt uns am Herzen. Alkohol am Steuer: Absolutes No-go. Familie: Steht an erster Stelle. Tempolimit: Wichtig für alle.

Zur Person: Rosi Lerchenmüller

Wohnort: Bezau, Bregenzerwald
Alter, Familienstand: 36, verheiratet mit Alois, zwei Kinder
Ausbildung, Funktion: HLW Marienberg, Speditionskauffrau/Logistikerin, FH Liechtenstein, GF Bischofberger Transporte (seit 2016)
Hobbys: Ausgleich in der Familie, Natur, Sport

(WANN & WO)

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