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Kaiser Franz Josef im Interview: "Österreich ist ein rockiges Land"

Jung, authentisch und Musiker aus Leidenschaft: KFJ.
Jung, authentisch und Musiker aus Leidenschaft: KFJ. ©Vienna.at/Lukas Krummholz
Während der ORF-Castingshow "Die große Chance" war viel von ihnen die Rede: Die junge Wiener Band Kaiser Franz Josef. Wie geht es post-Showrummel für sie weiter, wie hat sich ihr Alltag durch den TV-Auftritt verändert - und warum sollte man ihr erstes Album hören? VIENNA.AT bat die drei Musiker in ihrem Proberaum zum Gespräch.
Im Proberaum bei Kaiser Franz Josef
Bei der "Großen Chance"

Wie geht es euch, post „Die große Chance”?

Sham: Super! Wir spielen derzeit am laufenden Band, wir haben das Album aufgenommen …  Es ist viel passiert.

Der Auftritt in der Show hat euch also weitergebracht?

Sham: Auf jeden Fall, alleine die ganzen Facebook-Likes … (lacht). Und das Wichtigste: Die Leute haben uns dadurch gesehen, sie wissen jetzt, dass es uns gibt.

Was sind die größten Veränderungen, die für euch durch die Show aufgetreten sind?

Sham: Wirklich verändert hat sich nichts: Wir haben schon vorher Musik gemacht, wir machen auch jetzt Musik.

Can: Eine große Veränderung ist doch, dass wir nicht mehr arbeiten gehen müssen. Wir können uns rein auf die Band konzentrieren.

Sham: Naja, nicht arbeiten ist relativ … Aber stimmt, das ist eine positive Veränderung. Dazu kommen Meetings, Konzerte fast jede Woche – und natürlich wird fleißig geprobt. Es gibt eigentlich immer etwas zu tun. Man glaubt vielleicht, dass man jetzt ab und an ein paar Tage zum Faulenzen frei hat, aber da hat man sich geschnitten, denn diese Tage fehlen dir dann woanders, etwa beim Songschreiben. Was viele Leute nicht verstehen, ist: Wenn man Musik macht, muss man genauso 40 Stunden pro Woche hineinstecken, wie bei einem anderen Job. Mindestens.

Tom: Und wenn die Qualität dann stimmt, wird man auch irgendwann dafür belohnt.

Nimmt euch euer näheres Umfeld jetzt anders wahr als früher?

Can: … kein Kommentar.

Sham: Für die Menschen, die uns wichtig sind und die uns wirklich nahe waren, sind wir dieselben Personen geblieben. Aber ja, es kommt schon vor, dass Leute, die man nur flüchtig gekannt hat, auf dich zukommen und dich plötzlich so gut kennen … (lacht).

Warum glaubt ihr seid ihr so gut beim Publikum bei der Show angekommen?

Sham: Ich glaube, die Zuseher haben sich nicht erwartet, dass bei drei so jungen Typen mit ihren großen Instrumenten plötzlich so ein erdiger Rock herauskommen konnte. Vielleicht haben sie mehr mit gängigem Alternative gerechnet, und nicht mit diesem Sound.

Kaiser Franz Josef: “Rock in seiner Urform”

Du sagst “erdiger Rock” – würdet ihr so euren Stil beschreiben?

Sham: Es ist Rock in seiner puren Form, so wie früher. Wenn man heutztage “Rock” sagt, klingt das oft mehr wie Indie oder Alternative. Aber bei uns ist es wirklich noch “Rock wie vor 30 Jahren”.

Can: Ich sagen gerne “Classic-Rock” dazu.

Tom: Aber trotzdem mit modernen Interpretationen.

Würdet ihr anderen jungen Bands empfehlen, bei Casting-Shows wie “Die große Chance” mitzumachen?

Sham: Es kommt darauf an, was sie erreichen wollen. Wenn sie sich einfach gerne am Wochenende treffen und unter sich Musik machen möchten, sollten sie vielleicht dabei bleiben. Wenn man aber wirklich eine große Masse erreichen will, ist es wohl am einfachsten über das Fernsehen. Und die Show hat uns da sehr geholfen.

Can: Man muss schon vorher wissen, ob man das mit der Musik auch wirklich weiterführend betreiben will. Man sollte sich im Klaren sein, ob man sich nicht doch eher für ein Studium oder fürs Arbeiten entscheiden möchte. 

Auf eurer Homepage schreibt ihr, ihr „bedient keine Klischees” – soll heißen?

Sham: Wir sind keine Lederhosen-Rocker, wir nehmen keine Drogen, trinken nur mäßig, wir waschen uns jeden Tag … (lacht).

Tom: Wir lassen auch das Hotelzimmer sauber.

Sham: Genau, wir machen sogar das Bett! OK, das wäre vielleicht übertrieben, aber wir zerstören dort nichts.

Tom: Es ist bei uns wirklich nur Sex and Rock’n’Roll.

Sham: And Health!

Versucht ihr, Vorbilder zu sein?

Sham: Nehmen wir als Beispiel das Rauchen: Ich persönlich finde, dass es total unnötig ist, auch wenn ich niemandem damit zu nahe treten will. Und es wäre schön, wenn ich jungen Leuten vermitteln könnte, dass man auch als Nichtraucher cool sein kann. Oder ohne exzessives Trinken. Wenn das so rüberkommt, würde ich mich dabei gut fühlen.

Wie lange gibt es KFJ überhaupt schon, und wie habt ihr euch gefunden?

Sham: In der aktuellen Formation gibt es uns seit einem Jahr. Tom habe ich auf eine furchtbar langweilige Art und Weise kennengelernt: Ich habe Schlagzeuglehrer gefragt, ob sie jemanden kennen, der jung ist, gut aussieht und gut spielen kann. Da wurde mir Tom empfohlen, und ich meinte: “Na passt, dann schick mir den mal vorbei!” Und Can haben wir auf der Josefstädter Straße am Gürtel aufgegabelt, wie er dort mit einem Bass am Rücken herumgelaufen ist. Da haben wir bei der Ampel einfach aus dem Auto gerufen: “Hey, das ist doch ein Bass. Spielst du Bass? Los, steig ein!” Und so nahmen die Dinge ihren Lauf.

Warum eigentlich der Bandname?

Sham: “Kaiser Franz Josef” kennt man aus Österreich. Wen noch? Naja, Mozart … aber der passt nicht so als Name. Außerdem kann man Kaiser Franz Josef so cool abkürzen, das sieht auch lässig aus im Wortbild.

Tom: Arnold Schwarzenegger gäbe es noch, aber den kann man auch nicht so lässig abkürzen.

Can: Es macht die ganze Sache vielleicht auch interessanter, weil die Leute durch den Namen neugierig werden. “Was für eine Musik macht denn die Band mit diesem Namen?”… Und dann hört man vielleicht rein.

Euer Album „Reign Begins” erscheint am 13.12. – warum sollten die Leute es hören?

Sham: Die Leute sollen unser Album hören, wenn sie auf Rock stehen. Wir zwingen es niemandem auf, aber wir haben viel Energie, Spaß und Herzblut hineingesteckt. Es gab schon einige Songs vorher, ein paar sind aber auch während der Zeit der “Großen Chance” enstanden. Die Leute sollen es hören, weil es Rock in seiner “Urform” ist. Und es wäre schön, wenn die Österreicher stolz darauf wären, dass so erdige Rockmusik aus diesem Land kommt.

Funktioniert “erdige Rockmusik” in Österreich à la longue?

Sham: Niemand kann das sagen, bevor es nicht probiert wurde. Und bislang hat es noch keiner probiert. Ich denke schon, dass die Musik gut ankommt. Unsere Zuhörer sind jung, älter, dazwischen,… auch Leute, die beispielsweise Hip Hop hören. Wir haben da einen sehr guten Eindruck bekommen.

Ihr tourt derzeit durch Österreich. Wo spielt es sich denn besonders gut live hierzulande?

Sham: Wir waren noch nicht überall, aber sind fleißig unterwegs, und freuen uns auf jedes Bundesland. Bis jetzt haben wir nur tolle Erfahrungen gemacht: Die Leute gehen total mit und haben ihren Spaß. Österreich ist ein extrem rockiges Land.

Welchen persönlichen Rat habt ihr an angehende Musiker?

Can: Spielen, spielen, spielen.

Sham: Nicht aus dem falschen Grund mit der Musik beginnen, also nicht, um ein “Rockstar” zu werden. Sondern einfach aus Freude, und weil man es spürt. Wenn man es spürt, dann ist es auch richtig.

Was sind eure Wünsche für die Zukunft?

Sham: Erfolgreiche Tour … und dass es weiter so gut läuft wie jetzt. Am nächsten Album wird auch schon geschrieben.

Tom: Und dass wir nie den Spaß an der Sache verlieren.

Das 1. Album von Kaiser Franz Josef, “Reign Begins” (Sony Music Austria), erscheint am 13. Dezember 2013.

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