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Juwelier-Räuber: Prozess gegen Pink Panther-Bande in Wien gestartet

Beim Prozess in Wien
Beim Prozess in Wien ©APA
Acht mutmaßliche Mitglieder der Pink Panther-Bande haben sich am Montag am Wiener Straflandesgericht vorwiegend wegen schweren Raubes vor einem Schöffensenat verantworten müssen. Die gebürtigen Serben sollen an Juwelier-Rauben in Wien und Salzburg beteiligt gewesen sein.
Details zur Anklage
Pink Panther gefasst
Bandenmitglieder verurteilt


Die Staatsanwaltschaft Wien legt den Angeklagten im Alter von 23 bis 45 Jahren – allesamt gebürtige Serben – zur Last, direkt an fünf Überfällen auf Juwelier-Geschäfte in Wien und Salzburg oder bei der Planung beteiligt gewesen zu sein oder als Fluchthelfer agiert zu haben.

Sieben der acht Verdächtigen bekannten sich teilweise schuldig. Die inkriminierten Überfälle wurden von Februar 2012 bis März dieses Jahres verübt. Die Verhandlung ist für insgesamt vier Tage anberaumt.

Pink Panther in ganz Europa aktiv

Laut Anklageschrift heckte die kriminelle Vereinigung von Belgrad aus Juwelier-Überfälle in ganz Europa aus. Als Drehscheibe soll dabei das Lokal “Dukat” in der serbischen Hauptstadt fungiert haben. Dort sind laut Staatsanwalt Markus Berghammer die Straftaten organisiert worden. Die Beute wurden in diesem Lokal weiterverkauft. Die angeheuerten Täter, die sich auf der unteren Hierarchieebene der Pink Panther-Bande befinden sollen, seien an diesem Ort entlohnt worden.

Brutale Juwelier-Raube mit Äxten

Berghammer hob in seinem Eröffnungsvortrag die “besonders brutale Vorgangsweise”, u.a. mit Äxten und Pistolen hervor. Als Beispiel führte der Staatsanwalt den Überfall auf den Juwelier “Elif” in Wien-Hernals am 2. Oktober 2012 an: “Die Täter wussten, dass sich die Angestellten wehren würden, da der Juwelier schon einmal überfallen worden war.” Daher hätten sie ohne Vorwarnung auf einen der Angestellten mit der Axt eingeschlagen. Das Opfer erlitt eine Schädelfraktur.

Auch die spektakuläre Flucht nach dem Überfall auf den Juwelier “Böhnel” in Wien-Mariahilf am 2. Juli 2012 ist laut Berghammer “exemplarisch für die brutale Art”: “Sie setzten sich in ein Fluchtauto und fuhren auf dem Gehsteig davon – ohne Rücksicht auf Passanten.” Die acht Angeklagten gehören laut Staatsanwalt zu einer kriminellen Vereinigung, die auch teilweise die Raubüberfälle mitgeplant hätten, etwa was das Auskundschaften der Juweliere ein paar Tage vor der Tat betrifft.

Tatmotiv: “Enormer Druck”

Die sieben Verteidiger sprachen in ihren Eröffnungsplädoyers beinahe unisono von einem “enormen Druck” als Tatmotiv, der wegen Geldschwierigkeiten in der Heimat der Angeklagten entstanden wäre. Bei den Beschuldigten handle es sich aber nicht um “Auftraggeber”, sondern lediglich um “Ausführer und Beitragstäter”.

Einer der Angeklagten sei zudem ein ehemaliger Sonderschüler: “Dass er die Planung übernommen hat, ist einfach absurd”, so der Verteidiger. Sieben der Männer bekannten sich daher teilweise schuldig. Ein 45-jähriger Taxifahrer, der als einziger vorzeitig aus der Untersuchungshaft entlassen worden war, bestritt von den Überfällen gewusst zu haben. Er sei lediglich mit Fahrten zwischen Wien und Serbien beauftragt worden. Er bekannte sich nicht schuldig.

“Transporteur der Beute” sagte bei Prozess aus

Als erster der acht Angeklagten sagte ein 26-jähriger Autohändler aus. Er habe mit der Tatplanung nichts zu tun gehabt und sei nur Transporteur der Beute gewesen. Mitgemacht habe er wegen seiner “schlechten finanziellen Situation”. Er habe zunächst geglaubt, es handle sich um Diebstähle.

“Ich befand mich wie immer in einer schlechten finanziellen Situation”, sagte der 26-Jährige. Der Zweitangeklagte, ein 36-jähriger Fleischer, sei eines Tages zu ihm auf den Autoplatz gekommen und habe ihm angeboten “mitzumachen”. Danach seien Gespräche über die Rolle des Autohändlers geführt worden. “Es war logisch, weil ich mich mit Transport vom Autoverkauf her auskannte, die Beute zu transportieren”, erklärte er. Zweimal habe er die erbeuteten Wertgegenstände nach Serbien gebracht. Dass er bei den anderen Überfällen – laut Anklageschrift – “die Durchführung der Tat” geplant hätte, bestritt der 26-Jährige.

Beute nach Serbien gebracht

Kontakt habe er nur mit dem Zweitangeklagten gehabt, dieser sei sein Ansprechpartner gewesen. Die anderen Beschuldigten kenne er nicht, über den Ablauf der Raubüberfälle habe er nichts gewusst. “Der Plan hat mich nicht interessiert. Ich habe mich auf den Transport beschränkt.” Außerdem habe er anfangs gedacht, es handle sich um Diebstähle. Dass es in der Realität um Raubüberfälle ging, habe er über das Internet erfahren und davon, “was man sich so auf der Straße erzählt”.

Die Beute habe er in einem Restaurant in Belgrad abgegeben, sagte der Angeklagte. Geld habe er erst zehn bis zwanzig Tage später erhalten. Die Spesen der Anreise und das geliehene Auto für den Transport von Wien nach Belgrad habe er zum Großteil selbst tragen müssen. Insgesamt seien ihm nur 2.000 Euro geblieben.

Zeuge erklärt Vorgehen der Bande

Auf die Frage der vorsitzenden Richterin Andrea Philipp, weshalb er als Transporteur auch Tatwerkzeug gekauft hatte, antwortete der Angeklagte: “Ich hatte ein Fahrzeug und habe mich gut ausgekannt in der Umgebung. Das ist ihr System (der Bande, Anm.) für das Einkaufen. Ich habe aber nichts mit der Tatplanung zu tun gehabt.”

Am Ende der Befragung wurde der 26-Jährige reumütig: “Es tut mir leid, aber ich hatte damals einige Probleme.”

Fleischer gestand Beteiligung

Als Zweiter sagte ein 36-jähriger Fleischer aus. Er gilt als einer der Hauptangeklagten. Der Mann war geständig, vier der fünf Raubüberfälle ausgeführt zu haben. Seine Rolle habe vorwiegend darin bestanden, die Schaufenster der Juweliere mit einer Axt zu zerschlagen und die Wertgegenstände mitzunehmen. Im Laufe der Zeit habe er aber Angst bekommen, vor allem, als ein Überfall auf einen Salzburger Juwelier fehlschlug. Die Fensterscheiben waren einbruchssicher und hatten Alarm ausgelöst, woraufhin der Beschuldigte mit zwei weiteren Mittätern flüchtete.

Beim vierten Coup auf ein Juwelier-Geschäft in Wien-Hernals geriet die “Situation außer Kontrolle”, wie der 36-Jährige schilderte, nachdem sich Angestellte zur Wehr gesetzt hatten. Der Fleischer schlug daraufhin mit einer Axt auf einen der Mitarbeitern ein, wofür er sich entschuldigte: “Das habe ich nicht mitbekommen, dass ich jemandem mit der Axt auf den Bauch geschlagen habe.” In der Folge wechselte der 36-Jährige beim fünften Überfall seine Rolle vom Ausführenden zum “Besorger”, in dem er zuvor Tatwerkzeug und Fluchtauto organisierte.

Hohe Schulden als Motiv

Als Motiv nannte der Fleischer hohe Schulden, die aufgrund einer Augenerkrankung seiner minderjährigen Tochter entstanden waren. Er hatte einen Kredit über 10.000 Euro aufnehmen müssen und sei dann wegen der Rückzahlung unter Druck geraten. Ihm sei in der Folge angeboten worden, Geld durch das Ausüben von Raubüberfällen zu verdienen, was er angesichts “der für ihn aussichtslosen Situation” annahm. Angaben zur Rolle des Autohändlers sowie der Auftraggeber wollte der Angeklagte “aus Sicherheitsgründen seiner Familie gegenüber” nicht machen.

Der Prozess wird am Dienstag fortgesetzt. Ein Urteil soll am kommenden Freitag fallen.

(apa/red)

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