Jung-Pensionist Maier sucht Streif-Erlebnis abseits der Piste

In den am Donnerstagabend im “Krone-Weltcup-Haus” vorgestellten zwei neuen Raiffeisen-Werbespots ist Maier als Hausmann, Handwerker und Holzhacker zu sehen, aber wenn es etwas ruhig um den 37-Jährigen geworden ist, dann hauptsächlich, weil er abgesehen von seiner Mega-Abschiedsparty öffentliche Auftritte meidet. Viel mehr widmet er sich jetzt seiner ganz großen Passion, dem Skitourengehen.
“Ich bin fast jeden Tag irgendwo im Gelände unterwegs, das ist die wahre Leidenschaft, die ich immer verfolgt habe. Rennfahren hat mir auch sehr gut gefallen, aber das Skifahren abseits der Piste, in der Natur, das ist für mich immer das Schönste gewesen. Ich brauche mich nicht speziell vorzubereiten, packe meine Ski zusammen, steige irgendwo auf und kann das richtig genießen. Das ist so wunderbar. Schöner als Weltcupfahren”, schwärmte der Flachauer, der 54 Siege im Weltcup gefeiert hat und u.a. zwei Olympia-Goldmedaillen zu Hause hat.
Dass ihn am Freitag als Beobachter im Super-G die Wehmut übermannen wird, das glaubt Maier nicht. Speziell werde es aber schon sein. “Es ist sicherlich etwas Besonderes, wenn man neben der Strecke steht. Ich glaube, man versetzt sich eher in die Situation des anderen Fahrers. Ich werde versuchen, es mit gewissem Abstand zu sehen, aber mit großem Respekt vor den Leistungen, die passieren, das kann man jetzt noch mehr als vorher”, glaubt Maier, der erzählte, dass er sich zu Hause beim Rennenschauen oftmals Speck aufschneide, Käse dazu esse und alles in Ruhe und Gemütlichkeit verfolge.
Als Skisport-Konsument vor dem TV-Gerät bekam Maier wie jeder andere Zuseher zuletzt auch schreckliche Stürze zu sehen. “Das schaut sehr grausam aus. Es passieren Stürze an Stellen, wo man sie nicht erwarten würde. Die Auswirkungen von Unfällen sind auch teilweise dramatisch”, sagte Maier, der weiters ganz klar betonte, dass man den Skisport nie ganz unfallfrei machen wird können. “Wenn man oft zu viel entschärft, kann man auch wieder mehr Risiko nehmen. Das ist auch schwierig.”
Das Wichtigste, merkte Maier an, sei die Eigenverantwortung. “An gewissen Stellen muss man ein bisserl rausnehmen. Es geht nicht, alles voll zu fahren. Ich habe das bemerkt. In Nagano wollte ich voll fahren und bin durch die Luft gewirbelt worden, aber glücklich ausgestiegen bei dem Ganzen. Diese Linie war unmöglich. Aber das ist einfach ein Reifungsprozess, der da vor sich geht. Ich finde, dass wir nach wie vor gewisse Hürden drinnen haben müssen, damit der Körper und der Verstand sagen, da nehme ich jetzt ein bisserl raus.”
Die Abfahrt auf der Streif, das traut sich Maier zu sagen, werde nie ein Debütant gewinnen, weil es keine typische Abfahrt sei, sondern mehr “ein Waldrennen”. An Risikobereitschaft hat es dem Salzburger nie gemangelt, das sei auch das Einzige, das ihm wirklich abgehe. “Das war schön, eine Herausforderung und hält geistig frisch. Diesen Reiz kann man nicht so einfach ablegen.” Grund genug für Comeback-Gedanken ist das aber nicht. “Die sind mir im Moment sehr fern, das kann ich mir nicht vorstellen, solche Gedanken habe ich nicht.”
Für die ÖSV-Abfahrer fand er hingegen aufmunternde Worte: “Es gibt sehr starke Jahre und weniger starke. Aber die Saison ist noch lange nicht vorbei und wir können noch sehr viel gewinnen.”