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Jukic fordert von Verband gegenseitigen Vertrag

Sprung ins Meisterschaftsbecken
Sprung ins Meisterschaftsbecken
Dinko Jukic war am Freitagvormittag bei den österreichischen Kurzbahn-Staatsmeisterschaften der überragende Schwimmer im Vorlauf über 100 m Delfin. In 51,74 Sekunden war der Olympia-Vierte von London 2012 um 2,73 Sekunden schneller als der Zweitplatzierte, auf das Finale am Nachmittag verzichtete er aber.


Warum und wie verfahren die Situation im Streit mit dem österreichischen Schwimm-Verband (OSV) ist, verriet der 25-Jährige im Gespräch mit der APA. Jukic hofft, bei der WM in Doha (3.-7. Dezember) starten zu können, der Verband fordert aber die Unterzeichnung der Wettkampf- und Entsendungsrichtlinien des Sportlers, der derzeit für den kroatischen Club NK Primorje startet.

APA-Interview mit Schwimmer Dinko Jukic:

APA: Sind Sie mit ihrer Leistung im Vorlauf zufrieden?

Jukic: “51,7 ist das Niveau, auf dem ich in den letzen Wochen war. Aber es war das schnellste Rennen, das ich bis jetzt in der Früh geschwommen bin. Insofern kann ich zufrieden sein. Es gab ein paar technische Fehler. Die erste Wende war zu kurz, die letzte Tauchphase hatte eine zu große Amplitude in der Beinbewegung. Aber im Großen und Ganzen kann ich zufrieden sein. Von der Vorbereitung her passt es.”

APA: Jetzt geht es ins Finale am Nachmittag …

Jukic: “Ich schwimme nicht. Es gibt keinen Verein PK Primorje Österreich. Mir ist es egal, ob ich österreichischer Staatsmeister bin. Man bekommt Förderungen und Gelder vom Land, wenn man Staatsmeister ist. Ich könnte bei jeder Lage hineinspringen und bin Staatsmeister, da mache ich mir aber nur noch mehr Gegner. So können sie froh und happy sein, sagen, der österreichische Staatsmeister schwimmt eine 54er Zeit, und das ist in Ordnung. Mich stört es nicht, mir fehlt nur noch eine Olympia-Medaille, die werde ich versuchen 2016 zu holen. Alles andere ist bei mir wurscht.”

APA: Wollen Sie bei der WM starten?

Jukic: “Ich will auf jeden Fall. Wir werden sehen ob der Verband bereit ist, einen professionellen Vertrag zu unterschreiben. Weil nur Pflichten, Pflichten, Pflichten vonseiten des Verbands mit irgendwelchen Entsendungsrichtlinien, die lächerlich sind, und sich selber zu nichts zu verpflichten, wird es bei mir nicht mehr spielen. Ich hoffe, dass der Verband, wenn sie davon reden, jetzt auch professionell wird, was die Zusammenarbeit betrifft.”

APA: Was verstehen sie darunter?

Jukic: “Wenn der österreichische Verband aufgrund u.a. meiner Ergebnisse Vierter im Verbandsranking ist und – was weiß ich – 350.000 Euro kassiert, und davon keinen Cent selber in die Vorbereitung investiert, sondern nur sagt, wir finanzieren die Reisen zu den Wettkämpfen, wofür sie eh zusätzlich vom Ministerium Zuschüsse bekommen, dann ist das langsam lächerlich. Im Allgemeinen ist die ganze Veranstaltung hier auch lächerlich. Wenn ich sehe, dass im Lauf vor mir der Vizepräsident (Stefan Opatril/47 Jahre) schwimmt, dann werde ich mich vom Finale streichen lassen, damit ich nicht noch weitere Probleme bekommen. In welcher Sportart starten über 40-Jährige bei Staatsmeisterschaften, wo es Junioren und Kinderklasse gibt, oder sind das nur Minderwertigkeitsgefühle?”

APA: Es wurde angeblich auch eine Bestätigung von ihrem kroatischen Club gefordert. Ist die da?

Jukic: “Das ist auch eine nette Sache, die sich der Verband überlegt hat. Sie haben meinem Verein in Kroatien geschrieben, er möge ihnen bitte die offizielle Anmeldung von mir beim kroatischen Verband zuschicken, was sie auch gemacht haben. Von meinem zweiten Teamkollegen haben sie es nicht gebraucht. Ich habe alle Bestätigungen zukommen lassen. Ich bin einfach vielen ein Dorn im Auge – ich freue mich eigentlich darüber.”

APA: Werden sie die Wettkampf- und Entsendungsrichtlinien unterschreiben?

Jukic: “Ich bin bereit alles zu unterschreiben, wenn der Verband bereit ist, mit mir einen professionellen Vertrag zu unterschreiben. Wenn sie von mir was verlangen, wo ich nur Pflichten, Pflichten, Pflichten erfüllen muss und gar keine Rechte habe, dann werde ich auch einen Vertrag aushändigen.”

APA: Was soll da drin stehen?

Jukic: “Dass sie sagen, wir unterstützen deine Vorbereitung. Wir fördern dich, wo wir können. Mein Trainer, mein Vater, hat 39 internationale Medaillen, das interessiert niemanden. Wir holen Leute in die Leistungszentren aus Ungarn – nichts gegen die -, aber ihn hat niemand gefragt, möchtest du das machen. Wir haben Leute hier, die es auf ihre Art und Weise machen würden, aber das passt ihnen nicht.”

APA: Ziehen Sie Motivation aus der Situation, also es diesen Leuten zeigen zu wollen?

Jukic: “Motivation weniger, ich brauche niemandem was zu zeigen. Es ist ihrerseits eher die Angst, das alles was ich sage, Realität wird. So wie die ganze ÖOC-Sache war: Ich verstehe Herrn Schröcksnadel (Anm: ÖSV-Präsident und Chefkoordinator des Rio-Förderkaders), mit den Richtlinien, und warum er das so durchgeführt hat (Anm.: Jukic ist aus dem Förderkader gefallen). Ein anderes Thema ist, wer hat diese Richtlinien verfasst. Es so zu verkaufen, dass man sagt, wir wollen langfristig unterstützen – man hat es eh gesehen, ein Jahr, ist das langfristig? Da stimmt die Politik hinten und vorne nicht. Man könnte das ja auch so sehen: du warst Vierter bei Olympia, da waren wir gerne mit dir auf dem Foto, aber jetzt schleichen wir uns, und wenn du wieder gut bist, sind wir wieder gerne mit dir auf dem Foto.”

APA: Gibt es irgendeine Gesprächsbasis, wie geht es weiter?

Jukic: “Die Basis ist meinerseits schon da, nur die setzt voraus, das man professionell denkt, da fehlt eine Ansprechperson im Verband. Man hat es ja hier gesehen: der Vizepräsident schwimmt bei den Staatsmeisterschaften mit, ist das professionell? Das ist zu belächeln.”

APA: Wer könnte ein Brückenbauer sein? Herr Schröcksnadel?

Jukic: “Herr Schröcksnadel hat es versucht, die Brücke zu bauen, hat es mit (Ex-OSV-Präsidentin) Birgit Fürnkranz-Maglock auch geschafft. Wir haben damals unterschrieben, dass u.a. keine weiteren Bedingungen gestellt werden und ich nur meine Klage zurückziehe. Es war ein 1:1-Deal, ich ziehe die Klage zurück, dafür kann ich alles schwimmen ohne Bedingungen. Plötzlich soll ich was unterschrieben, die Birgit haben sie bei der ersten Möglichkeit abgesetzt – da müssen sich die Leute fragen, liegt das Problem bei mir oder wo anders.”

APA: Wer muss auf wen zugehen?

Jukic: “Ich werde auf niemanden zugehen. Ich bin der, der schwimmt, derjenige der Ergebnisse hat. Wenn der österreichische Verband weiterhin 350.000 Euro in einem Verbandsranking kassieren will, erwarte ich, dass es in ihrem Interesse ist. Ich akzeptiere alles, was sie sagen, wenn sie bereit sind, sich mit mir professionell zusammenzusetzen. Ich sehe aber derzeit keine Person, die professionell darüber entscheiden kann. Ich habe (heute) gezeigt, was ich kann, es geht noch besser. Für die Jahreszeit bin ich zufrieden. Bis April oder so heißt es Grundlagengeschwindigkeit aufbauen, weil bei den letzten Olympischen Spielen war ich nach 150 m noch Siebenter und bin auf den letzten 50 gekommen. Das heißt, mir fehlt vorneweg die Geschwindigkeit. Die muss ich mir holen, um konkurrenzfähig zu sein. Darauf werde ich bis April den Fokus legen, dann habe ich immer noch eineinhalb Jahre Zeit bis Olympia.”

(Das Gespräch führte Stefan Grüneis/APA)

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