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Jugendliche Brüder schossen auf Autos und Straßenbahnen

Mit einer Gaspistole schossen die beiden Jugendlichen aus dem Fenster.
Mit einer Gaspistole schossen die beiden Jugendlichen aus dem Fenster. ©APA/Sujet
Es war "halt lustig": Zwei Jugendliche, die mit einer Gaspistole regelmäßig aus einem Wohnungsfenster geschossen hatten, sind am Dienstag in Wien im Straflandesgericht verurteilt worden.

Man wird zwangsläufig an den Fall der beiden “Wiener Sniper” zurückerinnert: Ein 17-jähriger Bursche, der mit einer Gaspistole regelmäßig aus seinem Wohnungsfenster auf vorbeifahrende Ziele auf der Brünner Straße in Wien-Floridsdorf gefeuert hatte, ist am Dienstag wegen Sachbeschädigung und Gefährdung der körperlichen Sicherheit verurteilt worden.

Er kam mit einer Bewährungsstrafe von sechs Monaten davon. Sein um zwei Jahre jüngerer Bruder, der teilweise dabei war und am Ende auch selbst geschossen hatte, erhielt vier Monate bedingt. Die Urteile sind nicht rechtskräftig.

“Man hat von Freunden und in der Umgebung gehört, dass das lustig ist”, erklärte der 17-Jährige, weshalb er sich Anfang 2011 über das Internet eine Gaspistole besorgte, um damit auf Autos, Straßenbahnen und Auslagenscheiben zu zielen. Vom 25. Jänner bis zum 7. September feuerte der in einer großen Gemeindebauanlage wohnhafte Lehrling mindestens sechsmal auf die Fenster eines gegenüber gelegenen Antiquitätengeschäfts.

Straßenbahnen mit Gaspistole beschossen

Regelmäßig nahm er die Straßenbahnlinien 30 und 31 ins Visier, wobei in einem Fall ein Projektil die Scheibe nur wenige Zentimeter neben einem weiblichen Fahrgast durchschlug. Die Frau blieb zum Glück eben so unverletzt wie ein ehemaliger Polizeipsychologe, der eines Abends in seinem Pkw mit 50 Stundenkilometern stadtauswärts fuhr, als es “auf einmal einen Knall auf der Seitenscheibe gegeben hat. Es sind Splitter hineingeflogen. Ich habe ein kirschgroßes Einschussloch gesehen”, erzählte der 43-Jährige im Zeugenstand.

Er habe völlig geschockt eine Vollbremsung eingeleitet und den Notruf verständigt: “Der materielle Schaden war im Vergleich zum emotionalen sehr gering. Diese Gemeinheit, einfach beschossen zu werden, wie man es aus Amerika und Filmen kennt, war so unpackbar.” Er habe mehrere Wochen unter Schlafstörungen gelitten und sich bei einem Kollegen in Therapie gegeben, berichtete der Psychologe. “Ich nehme an, für Sie ist es auch eine Erleichterung, wenn Sie sehen, was das für Würschtl sind”, meinte Richter Norbert Gerstberger mit Blick auf die zwei blassen, dünnen und kindlich wirkenden Angeklagten.

Fast dreißig Schüsse gefallen

Insgesamt 28 Schussabgaben auf Autos, Busse, Tramways und Fensterscheiben hatte die Staatsanwältin inkriminiert. Die beiden Brüder bekannten sich ohne Vorbehalte schuldig. Er sei “ziellos” vorgegangen und habe “zwischendurch eine Pause gemacht”, sagte der 17-Jährige. Dann sei es aber “weitergegangen”. Als Anfang September ein Kriminalbeamter, der seit längerem auf der Suche nach dem unbekannten Heckenschützen war, routinemäßig auch an seiner Wohnungstür klopfte und die Mutter nach allfälligen Beobachtungen befragte, beichtete der Bursch im Anschluss der nichtsahnenden Frau, er sei der Gesuchte. Die Mutter rief die Polizei, zwei Stunden später unterschrieb der 17-Jährige ein umfassendes Geständnis.

“Es tut mir wirklich leid”, bekräftigte der 17-Jährige am Ende der Verhandlung. Zusätzlich zu den Bewährungsstrafen ordnete der Richter für beide Burschen Bewährungshilfe an. Dies nicht zuletzt deshalb, weil sie dem Urteil zufolge auch den Gesamtschaden von 26.640 Euro gutmachen müssten.

(APA)

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