Jugendarbeitslosigkeit in Vorarlberg steigt: Noah Vetters Weg vom AMS zur Lehre bei Blum

Der 16-Jährige hat inzwischen eine Lehrstelle gefunden. Er erzählt VOL.AT von seinem Weg aus der Arbeitslosigkeit heraus.
Von Januar bis September 2024 ist die Jugendarbeitslosigkeit in Vorarlberg im Vergleich zum Vorjahr massiv um 21 Prozent gestiegen, wie das AMS am Dienstag informierte. Derzeit sind 1578 junge Menschen unter 25 Jahren arbeitslos gemeldet.

Noah Vetter war kurzzeitig auch einer davon. Doch er hat es geschafft und ist heute nicht mehr beim AMS gemeldet. Vor einem Monat hat er die Lehre als Werkzeugbautechniker beim Beschlägehersteller Blum in Höchst begonnen. Die Arbeit an der Maschine macht dem 16-Jährigen Spaß. Der Weg dahin war jedoch nicht immer ein einfacher.
"Bin reifer geworden"
Weniger Spaß als die Arbeit machte ihm nämlich die Schule. Seiner Familie bereitete sein fehlender Pflichtschulabschluss im Lebenslauf Sorgen, ob er eine Lehrstelle finden wird. "Ich hatte das neunte Schuljahr erledigt, aber hatte keinen offiziellen Pflichtschulabschluss als Zeugnis", blickt der Lustenauer zurück.

"Bin reifer geworden"
Der Unterricht an der Mittelschule Kirchdorf hat ihm nie sonderlich viel Freude bereitet und ihm war "vieles egal". Zu Beginn des letzten Schuljahres hatte er noch den Unterricht besucht. "Dann war ich einmal einen Tag nicht dort, dann war ich einmal zwei Tage nicht in der Schule. Und aus diesen zwei Tagen sind im Endeffekt acht Monate geworden", erklärt er, wie es zu seinem "Nicht beurteilt" im Zeugnis kam.
Inzwischen ist ihm nicht mehr alles egal. "Das hat sich definitiv gebessert. Das kann ich mit einem Lächeln sagen", meint er. Der Lustenauer hat sich verändert. Im Rahmen einer Psychotherapie hat er sich mit sich selbst beschäftigt und positiv weiterentwickelt: "Ich bin definitiv viel reifer geworden. Ich reflektiere mich selbst. Ich denke darüber nach, was ich von mir gebe."

"Es hat Klick gemacht"
Bis dahin war es ein Prozess. "Als ich in die Integra-Schule kam, hat es Klick gemacht und ich habe eine Richtung gefunden, die gut für mich war und gut für mich ist." Der 16-Jährige holte nämlich von September 2023 bis Juni dieses Jahres bei Integra den Pflichtschulabschluss nach. Das Programm richtet sich an arbeitslose Jugendliche, die die neun Pflichtschuljahre ohne Beurteilung abgeschlossen haben. Dadurch erhoffte er sich bessere Chancen auf der Suche nach einer Lehrstelle. Denn ohne Abschluss hätte er sich in einer Sackgasse gesehen.

Gesamtbild entscheidend
Die Lücke in Noah Vetters Lebenslauf war bei seiner Bewerbung bei Blum dann zwar Thema, doch schlussendlich nicht ausschlaggebend. Für den Ausbildungsleiter Robert Kaufmann ist nämlich vor allem das Gesamtbild, aber auch das Engagement und das Potential der Jugendlichen ausschlaggebend. "Wie wir das anfänglich bewerten, hängt im Wesentlichen von drei Kriterien ab: der Schulbildung, dem persönlichen Eindruck, den wir gewinnen, und den kognitiven Fähigkeiten, die der- oder diejenige mitbringt", so Kaufmann. Natürlich spiele ein erfolgreicher Schulabschluss auch eine Rolle, "es kann aber in einzelnen Fällen vorkommen, dass vom herkömmlichen Werdegang abgewichen wird." Zum Beispiel dann, wenn der Schulabschluss erst über ein Sozialprogramm nachgeholt wird.

Die Arbeit bei Blum macht Noah Vetter Spaß. Anders als noch in der Schule fühlt er sich hier wohl: "Man wird einfach besser behandelt, reifer. Ich muss nicht meine Hand heben, wenn ich zur Toilette gehen will." Nicht nur die Umgebung, auch die körperliche Aktivität gefällt ihm. Dass er selbst einfach etwas machen kann, liegt ihm besser als die Schulbank zu drücken und zuzuhören. So zeigt Noah Vetter, dass ein Schulzeugnis scheinbar nicht alles aussagt.
(VOL.AT)