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Jubel für "Hausorchester"

Die Bregenzer Festspiele haben gestern, Mittwoch, Abend nach der stilvollen Eröffnung am Vormittag auch künstlerisch einen prächtigen Start hingelegt.

Als künstlerischer Beginn wurden an Stelle der üblichen Opernrarität am ersten Abend zwei kontrastierende Konzertprogramme geboten. Zunächst wurden im Festspielhaus Joseph Haydns Nelson-Messe und Mozarts Haffner-Sinfonie zelebriert, anschließend wurde auf der Werkstattbühne der monumentale Orchesterzyklus „Spiegel“ von Friedrich Cerha aufgeführt.

Chefdirigent Fabio Luisi und die Wiener Symphoniker, die seit 60 Sommern als Bregenzer „Hausorchester“ fungieren, sorgten im ersten Orchesterkonzert für einen glanzvollen Auftakt des Festivals. Die „EuropaChorAkademie“ (Mainz und Bremen) unter Joshard Daus und die vier Vokalsolisten Christiane Oelze, Kristina Hammarström, Mark Padmore und Markus Brück sorgten gemeinsam mit den Symphoniken für eine berührende Interpretation von Haydns „Missa in angustiis“ d-Moll, die so genannte „Nelsonmesse“. Gloria und Benedictus wirkten wie jubelnde Dankgebete für die Erneuerung von Festspielhaus und -bezirk. Als exzellente und feinfühlige Mozart-Interpreten erwiesen sich Chefdirigent Luisi und die Symphoniker nach der Pause mit der Sinfonie Nr. 35 D-Dur („Haffner“).

Der neue Große Saal hat damit wohl endgültig die akustische Feuertaufe bestanden. Nuancen der exzellenten Aufführung kamen in allen Bereichen des Konzertsaales zur Geltung. Nach eineinhalb Stunden Klassik-Genuss bedankte sich das Premierenpublikum bei den Symphonikern und allen Protagonisten mit jubelndem Beifall.

Die Skala österreichischer Musik wurde am Eröffnungsabend voll ausgelotet: Nach Haydn und Mozart wurde der Bogen in die Gegenwart geschlagen. Zum Beginn der Festspiel-Reihe „Kunst aus der Zeit“ (KAZ) wurde vom groß besetzten SWR-Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg unter Leitung von Sylvain Cambreling „Spiegel“ von Friedrich Cerha gespielt. Das Konzert wurde zu Ehren seines 80. Geburtstages gegeben. Komponist und Musiker wurden für eindrückliche zeitgenössische Musik vom Premierenpublikum mit viel Beifall bedacht. Nach einer mehr als eineinhalbstündigen Klangreise bedankte sich Cerha bei Cambreling und den SWR-Musikern für die exemplarische Umsetzung eines seiner Hauptwerke.

Friedrich Cerha zählt zu den wichtigsten österreichischen Komponisten der Gegenwart. Die Bregenzer „Spiegel“-Aufführung geriet zur eindrucksvollen Hommage an den 80-jährigen Doyen der heimischen Komponisten. Der monumentale und epische Orchesterzyklus „Spiegel“ wurde von Cerha 1960/61 auf Basis seiner Erlebnisse in der Kriegszeit konzipiert, in den folgenden zehn Jahren vollendet und 1972 in Graz uraufgeführt. Die siebenteilige Klangflächenkomposition besticht v.a. in ihrer substanziellen Einheitlichkeit von den Uranfängen bis zu endzeitlichen Visionen.

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