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Joggen gegen Depressionen

Joggen sollte nach Ansicht des Psychologen Ulrich Bartmann in Zukunft stärker bei der Behandlung von Depressionen eingesetzt werden.

„Bereits nach sechs Wochen sind signifikante Verbesserungen nachweisbar“, so Bartmann, Professor an der Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt. Das Laufen sei zwar kein Ersatz für andere Therapien und den etwaigen Einsatz von Medikamenten, könne aber bei der schnelleren Gesundung der Patienten helfen. „Depressive überwinden ihre Krankheit so häufig besser.“

Depressive Menschen seien oft antriebsschwach und inaktiv. „Vor lauter Angst vor einem Misserfolg fangen sie häufig gar keine Aktivitäten an“, sagte Bartmann, der 20 Jahre als Psychotherapeut in einer Klinik in Nordrhein-Westfalen depressive Menschen unter anderem mit einer Lauftherapie behandelt hat. Mit einem langsam aufbauenden Lauftraining werde den Patienten ein Erfolgserlebnis vermittelt.

„So kann man sie aus der negativen Spirale von Aktivitätsvermeidung und ausbleibenden Erfolgserlebnissen herausholen.“ Durch den Erfolg trauen sich die betroffenen Menschen laut Bartmann zunächst auf diesem Gebiet wieder mehr zu und werden langsam allgemein aktiver.

Der Vorteil von Joggen gegenüber anderen Sportarten sei, dass die positive Wirkung auf das Seelenleben empirisch und wissenschaftlich nachgewiesen sei. „Jemand, der intensiv andere Sportarten wie etwa Schwimmen oder Radsport betreibt, profitiert zwar wahrscheinlich von ähnlichen Effekten. Diese sind allerdings nicht empirisch nachgewiesen“, sagte Bartmann. Man bewege sich hier ebenso wie bei der neuen Trend-Sportart Nordic-Walking eher in den Bereichen des Glaubens denn des Wissens.

Bartmann empfiehlt allen, die gegen ihre klinische Depression oder gelegentliche Stimmungstiefs anlaufen wollen, den Anschluss an eine Anfängergruppe, die im Idealfall von speziell ausgebildeten Lauftherapeuten betreut wird. „Das größte Problem vieler Laufanfänger ist, das sie sich überfordern.“ Er selbst habe bei seinen Laufgruppen in der Klinik die Leute auch immer bremsen müssen. „Die sind wie von der Tarantel gestochen losgerannt.“ Dies sei aber gefährlich, weil so das Erfolgserlebnis einer kontinuierlichen Verbesserung ausbleibe, das zur Bekämpfung von Depressionen erforderlich sei.

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