Jodelkunst trifft auf Klassik

Beim letzten Konzert setzte Reichlin auf Kontrast und ließ Jodelkunst auf Klassik treffen. Dazu holte er sich eine Österreichische Erstaufführung des Schweizer Volksmusikers Noldi Alder mit der Camerata Helvtica dem Buebe-Chlauschörli aus Urnärsch und den Naturjodlern Walter Frick, Walter Neff und Hansueli Gähler in die Propstei. „Das Märchen vom Naturjodel und dem klassischen Streichorchester“ erweist sich als „uriges kompositorisches Handwerk“ mit dem authentische Volksmusik und Klassik direkt gegenübergestellt werden und sich zu einer echten Symbiose und gegenseitiger Inspiration verbinden. Die Jodler werden quasi in ein Korsett klassischer Tanzformen gebettet und kontrastieren mit ihren Naturstimmen und dem klassischen Orchestersound. Das Publikum ist begeistert.
Eingespieltes Orchester
Die vor 50 Jahren vom damals erst 22-jährigen St. Galler Musiker Urs Schneider gegründete Camerata Helvetica hat sich bis heute als repräsentativer Klangkörper auf beachtlichem Niveau gehalten. Schneider hat seine engagierten Musiker stets sicher im Griff und kann vor allem auch dynamisch gestalterisch „eingreifen“. „So gelingt Mozarts „Divertimento in B-Dur“ zu einem spannenden Auftakt, der mit Haydns Cellokonzert und Kian Soltani zu einem weiteren Höhepunkt führen sollte.
Soltani, der Saitenakrobat
Das Haydn „C-Dur-Konzert“ ist ein bereits langer „Vertrauter“ in Kian Soltanis Konzertprogramm. Und doch stellt man bei dem nunmehr 20-jährigen Ausnahmetalent immer mehr von seinem Reifeprozess, der neben seiner technischen Akrobatik auf den Saiten den mentalen Tiefgang zu den Wurzeln des Werkes spüren lässt. Und gelingt Kian Soltani – dezent von der Camerata Helvetica begleitet – Haydns Musik so prickelnd erfrischend erklingen zu lassen, dass er damit das Publikum buchstäblich von den Kirchenbänken hochreißt. Vor allem in den Kadenzen beweist Soltani seine Tonkultur der Extraklasse, mit der sich „Jungstar“ einmal mehr als Hochbegabung beweisen kann. Tschaikowskys „Serenade in C-Dur“ ist dann nach der Pause noch der „Zuckerguss“ zum Drüberstreuen.