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"Jetzt ist das Thema Schlössle leider erledigt" – Warum Seidl seine Bar nach acht Jahren schließt

Ralf Seidl ist seit acht Jahren Pächter der Schlösslebar.
Ralf Seidl ist seit acht Jahren Pächter der Schlösslebar. ©VOL.AT/Mayer, Canva
Die Schlösslebar in Götzis schließt am 1. April 2025. Betreiber Ralf Seidl nennt die Gründe und spricht über seine Zukunftspläne. Die Gemeinde sucht bereits einen Nachfolger.

Die Schlösslebar im Untergeschoss des Junker-Jonas-Schlössle in Götzis gehört für viele fix zur Gastronomie-Landschaft der Gemeinde dazu. Wie Betreiber Ralf Seidl erstmals im November 2024 mitteilte, schließt das Lokal am 1. April 2025.

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Ralf Seidl hinterm Tresen. ©VOL.AT/Mayer

"Es war eigentlich immer superschön hier"

Seidl (49) hat die Bar seit mittlerweile acht Jahren von der Gemeinde gepachtet. "Zuerst hatten wir sieben Jahre eine OG und jetzt bin ich ein Jahr Einzelunternehmer", erklärt er im Gespräch mit VOL.AT. Seidl ist seit 30 Jahren in der Gastronomie tätig. Der gelernte Bäcker kam über seinen Bruder und dessen Cateringunternehmer in die Branche. "Es war eigentlich immer superschön hier", meint er. "Wir hatten schöne Zeiten, nicht so schöne Zeiten durch die Coronazeit. Vor einem halben Jahr haben wir von der Gemeinde die Kündigung bekommen." Diese wolle wohl einen neuen Betreiber bzw. ein neues Konzept für das Lokal. In einem Monat, am 1. April ist endgültig Schluss für Seidl und sein Team. Der letzte Wochenendbetrieb ist für Ende März geplant.

Video: Ralf Seidl über die Schließung

Im Außenbereich gibt es eine Bar, die besonders im Sommer für Stimmung sorgt. ©VOL.AT/Mayer

"Die Leute sind einfach draußen zu laut"

Der Barbetreiber hat eine Ahnung, was zur Kündigung geführt haben könnte: "Wir hatten mit dem Nachbarn immer ein bisschen ein Theater", gibt er zu verstehen. Die Gäste seien nach dem Verlassenen des Lokals oder beim Rauchen oft noch davor stehen geblieben. Nachbarn empfanden dies als Lärmbelästigung. "Die Leute sind einfach draußen zu laut", sieht er ein. Eine Zeit lang habe ein Security draußen für Ruhe gesorgt, doch den Anrainer sei dies offenbar nicht leise genug gewesen: "Wir haben immer Beschwerden von der Gemeinde bekommen. Leider steht sie hinter den Nachbarn." Die Bar gebe es schon seit rund 40 Jahren, so Seidl. "Jetzt ist das Thema Schlössle leider erledigt in Götzis", fasst er zusammen.

In der Bar kam es auch zu lustigen Momenten. ©zVg
©zVg

Schöne und kuriose Momente in der Schlösslebar

"Schöne Momente hatten wir viele", erinnert sich Seidl zurück. Schon einige Gäste meldeten sich bei ihm: "Sie hätten sich hier kennengelernt und seien jetzt verheiratet", meint er. Auch kuriose Momente gab es. "Wir haben einmal auf ein ungeborenes Kind gewettet, ob es ein Mädchen wird oder ein Bub", schildert der Gastronom. "Das hat mich und meine Gäste einen Haufen Mojitos gekostet. Wir haben auf ein Mädchen gesetzt und es wurde ein Bub. Er ist jetzt mittlerweile auch schon fünf Jahre alt." Seidl will die Gastronomie jedenfalls noch nicht ganz abhaken: "Ich bin sehr gerne Gastronom." Gäste schätzen seine Drinks und Cocktails. Nun lädt er zum Austrinken.

Ralf Seidl lädt zum Austrinken im Lokal. ©VOL.AT/Mayer

"Was wir danach machen, dass weiß ich noch nicht", betont er. "Ich mache zuerst einmal ein bisschen Urlaub und dann schauen, wir was und wie es weitergeht." Sein Gewerbe habe er ab Ende März ruhend gelegt. "Ich will allen meinen Gästen vielen vielen Dank sagen. Ich hoffe, sie haben hier eine schöne Zeit erlebt und wir sehen uns wieder."

Noch bis Ende März hat das Lokal geöffnet. ©VOL.AT/Mayer

Gemeinde sucht bereits einen Nachfolger

Die Kündigung des Vertrages der Schlösslebar wurde bereits im Oktober im Gemeindevorstand einstimmig befürwortet, wie ein Blick auf die Veröffentlichungen zeigt. Der Pächter wurde möglichst zeitnah informiert, wie Amtsleiter Konrad Ortner erklärt. Die Marktgemeinde hat das Lokal bereits zur Übergabe in der Nachfolgebörse der Wirtschaftskammer ausgeschrieben.

Das Junker-Jonas-Schlössle. ©VOL.AT/Mayer

Die Ausschreibung richtet sich an "engagierte Profi-Gastronomen", die ein "niveauvolles Konzept" realisieren wollen. Ortner informierte gegenüber VOL.AT darüber, dass ein Wechsel gewünscht war. "Es ist auch die Überlegung, in welcher Form es vermietet wird." Zum Betrieb des Lokals gehöre neben dem Gastgarten mit Außenbar auch das Catering für Veranstaltungen im Schlössle.

Amtsleiter Konrad Ortner. ©Archivbild/Privat

"Es ist ein schwieriges Umfeld"

"Mit dem Pächter war es auch nicht immer einfach", gibt er zu verstehen. "Es ist ein schwieriges Umfeld", führt Ornter aus. In der Umgebung rund um das Junker-Jonas-Schlössle gebe es relativ wenig Geräuschpegel. Hier eine Nachtgastronomie zu führen, sei daher nicht einfach, auch da im Lokal nicht mehr geraucht werden dürfe. "Die Sperrstundenverlängerung mussten wir vor einiger Zeit zurücknehme", so der Amtsleiter im Gespräch mit VOL.AT. All das habe zusammengespielt und zur Entscheidung geführt.

Der Eingang zur Bar. Hier bleiben Gäste gerne zum Rauchen stehen. ©VOL.AT/Mayer

Wirt oder Caterer - Entscheidung noch offen

"Wir hatten schon erste Gespräche mit Interessenten", gibt Ortner zu verstehen. In den nächsten Wochen werde man eine Entscheidung anstreben. "Die Form der Gastronomie ist noch offen", verdeutlicht er. "Ob es eine klassischer Gastronomiebetrieb wird oder eine Räumlichkeit, die sowohl gastronomisch als auch für Events verwendet werden kann." Ob man sich schlussendlich für einen Wirt oder Caterer entscheide, sei noch offen. Die Änderung betrifft nur die Schlösslebar. Die Zusammenarbeit mit der Kulturbühne Am Bach bestehe weiter. "Hier sind wir auch sehr zufrieden. Das bleibt, wie es ist", betont Ortner.

Ein Blick auf den Vorplatz. ©VOL.AT/Mayer

Auch das "Café Zentrum" schließt

Neben der Schlösslebar hat Götzis ab 1. April übrigens ein weiteres Lokal weniger: Wie bereits im Dezember 2024 bekannt wurde, wird auch das "Café Zentrum" nach 15 Jahren schließen. Wirtin Tanja Thoma verabschiedet sich nach einer langen und prägenden Zeit von ihrem Betrieb. VOL.AT war bereits im Dezember vor Ort:

(VOL.AT)

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