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Jesus und der Leberkäs‘ Peppi

Mike Supancic ist „Jesus Mike Superstar“. Jedenfalls lautet so der Titel seines neuen Kabarett-Programmes, das am 23. September in Graz Premiere feierte. In Wien wird das Programm am 30. September erstmals zu sehen sein.

Den Interviewtermin mit dem Redakteur Alexander Schöpf von der Bezirkszeitung hätte der Kabarettist beinahe verschwitzt. Mit ein wenig Verspätung steht der gebürtige Steirer dann aber trotzdem auf der Matte und erzählt warum sein neues Programm in einem Einkaufszentrum spielt und er sich im 15. Bezirk wohl fühlt.

bz: Wie ist die Idee zu „Jesus Mike Superstar“ entstanden?
Mike Supancic: Den entscheidenden Einfall hatte ich am Linzer Hauptbahnhof. Ich bin in diesem riesigen Gebäude gesessen und habe so in die Runde geschaut. Da sind mir dann der „Leberkäs‘ Peppi“, das Running Sushi Lokal, die Buchhandlung und die ganzen anderen Geschäfte aufgefallen. In dem Moment hab ich mir gedacht, es wäre doch nicht schlecht, darüber etwas zu machen. Später habe ich mich noch ein wenig in der Lugner City umgeschaut. Und es ist wirklich unglaublich, was es dort alles gibt. Das geht von der türkischen Kebap-Abteilung, über asiatische Lokale, bis hin zum „Karaoke“ beim Inder. Es gibt ein Kino und es gibt dort fast nichts was es nicht gibt. Wenn man so ein Einkaufszentrum hernimmt, dann ergeben sich zusätzliche Ideen fast automatisch, weil dort sehr viel möglich ist und sehr viel passiert.

bz: Woher kommt der Titel des Programms?
Ich singe während des Programms ein Lied von Xavier Naidoo, meine Haare öffnen sich und fallen über meine Schultern und eine alte Frau schreit: „Der schaut ja aus wie der Jesus.“

bz: Das Einkaufszentrum ist sozusagen das Gerüst für Ihr Programm.
Richtig, und darin finden die einzelnen Nummern statt. Es ist ein wenig mit diesem Augenzwinkern, dass in „meinem“ Einkaufzentrum alles ein wenig besser und anders ist. Es gibt zum Beispiel einen Lidl human.

bz: Es ist also durchaus auch eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema Einkaufszentrum?
Ja, aber auch mit dem Thema Konsum allgemein. Der Direktor Loidl vom Lidl wird auch eine Rede halten, und das geht auch in diese Richtung. Was ich so gehört habe, gehen die ziemlich wüst mit ihren Mitarbeitern um. Am Ende des Programmes gibt es die Austrian Top-Criminal Parade präsentiert von Profiler Thomas Müller. Das Programm ist also recht bunt gemischt. Es treten verschiedenste Leute auf. Einer der Höhepunkte ist wenn Hans Moser singt Ambros.

bz: Haben Sie gezielt vor Ort recherchiert?
Nein, eigentlich nicht. Ich war in meinem Leben schon öfters in Einkaufszentren (lacht). Zudem habe ich relativ nahe in der Lugner City gewohnt. Mir ist auch sehr entgegengekommen, dass wir im Mai umgezogen sind. Dadurch habe ich mit meiner Frau zwangsläufig viele IKEA-Spaziergänge machen müssen (lacht). Somit habe ich das Unangenehme mit dem Nützlichen verbinden können. Es war überhaupt das erste Mal, dass ich in der Shopping City (SCS) war. Die ist ja noch besser als die Lugner City.

bz: Wohnen Sie immer noch in Rudolfsheim-Fünfhaus?
Ja, ich bin innerhalb des Bezirkes umgezogen.

bz: Gefällt Ihnen der 15te besonders gut?
Ich bin nicht besonders heikel was die Bezirke angeht und habe auch nichts gegen Ausländer. Ich schaue eher drauf, dass die Wohnung passt. Wir hätten nächstes Jahr aus unserer alten Wohnung ausziehen müssen. Aber da unser Sohn nächstes Jahr in die Schule gehen wird, wollten wir den Umzug so früh wie möglich über die Bühne bringen. Wir haben dann durch Zufall eine neue Wohnung gefunden, die glücklicherweise noch besser als die alte ist. Auch für unseren Sohn ist es dort angenehmer, da es viele Nachbarskinder gibt und sie auch im Freien spielen können. Es hat sich auch schon eine richtige Rasselbande gebildet.

bz: Verfolgen Sie Bezirkspolitik?
Nicht wirklich. Mit Namen kann ich jetzt nicht dienen. (lacht)

bz: Abgesehen vom Inhalt: Unterscheidet sich „Jesus Mike Superstar“ von den früheren Programmen?
Ich arbeite auch diesmal viel mit Musik und Parodien. Ich würde sagen, es ist ein typisches Supancic-Programm: lustig, mit ein paar politischen und gesellschaftskritischen Seitenhieben. Ich habe meinen eigenen Stil, was aber nicht heißt, dass es eine Wiederholung von schon Bekanntem ist. Es sind neue Themen, neue Lieder und auch die meisten Personen, die vorkommen, sind neu. Es ist typisch Supancic, aber mit neuem Text – sonst wäre es ja Betrug.

bz: Ein wichtiger Bestandteil Ihrer Programme sind Imitationen. Wann haben Sie ihr Talent dafür entdeckt?
Das habe ich immer schon können. Das kann man oder man kann es nicht. Es gibt natürlich Stimmen, die nicht so einfach zu imitieren sind. Da muss ich dann halt etwas länger trainieren. Frauenstimmen sind für mich als Mann aber fast unmöglich nachzumachen. Grundsätzlich gibt es aber selten etwas, was ich gar nicht schaffe. Wichtig ist nicht nur die richtige Stimmlage sondern sich auch Redewendungen und Betonungen anzueignen, die einen hohen Wiedererkennungswert haben.

bz: Gibt es jemanden, den Sie besonders gerne imitieren?
Am liebsten imitiere ich Leute, die mir selbst taugen. Mick Jagger ist zum Beispiel jemand, der mir liegt.

bz: Gibt es auch Reaktionen von den Leuten die Sie parodieren?
Eigentlich nicht. Den Wilfried (Austropop Sänger – Anm. d. Red.) habe ich mal parodiert und er hat es sich angeschaut. Er hat dann sogar mitgesungen, was ziemlich lässig war. Ich hatte damals ein Programm mit einer Band und in diesem Rahmen habe ich Wilfried imitiert. Bei der zweiten Strophe habe ich nur noch die Lippen bewegt, und er hat in der Garderobe über ein Mikrofon selber gesungen. Dann ist er auf die Bühne gekommen und wir haben zusammen weitergemacht. Ansonsten hat sich noch keiner von den Betroffenen zu meinen Parodien geäußert. Ich muss auch sagen, dass sich Mick Jagger noch nie in einen meiner Auftritte verirrt hat. (lacht)

bz: Sie treten mit Ihrem neuen Programm auch in der Kulisse in Hernals auf. Haben Sie die jüngsten Diskussionen um die mögliche Schließung verfolgt?
Ich habe darüber aus der Zeitung erfahren. So weit ich informiert bin, wurde der Kulisse Geld in Aussicht gestellt, aber bis dato ist nichts passiert. Die finanzielle Förderung ist meiner Meinung nach ein wenig ungerecht aufgeteilt. Es kann nicht sein, dass manche Bühnen so viel kriegen und andere wiederum nichts. Beim Vindobona ist zum Beispiel sehr viel Geld in den Sand gesetzt worden. Die Geldbeträge, die die Kulisse benötigen würde um leiwand funktionieren zu können, sind für eine Stadt wie Wien Peanuts. Die Kulisse ist ja nicht irgendeine „Pimperlbühne“ sondern ein etablierter Spielort.

Das Interview führte Alexander Schöpf.

Infos: www.supancic.at

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