Die deutsche Übersetzung der Texte von Tim Rice ist dem Original nicht gewachsen. Das überrascht nicht. Aber es liegt auch nicht in der Verantwortung dieses Ensembles.
Erstklassige Tonkünstler
Und das Ensemble, das Robert Vollmer hier zusammengestellt hat, braucht sich nicht zu verstecken: Die erstklassige Arbeit der Musiker unter Leitung von Fritz Fischer kam durch die mit seltenem Geschick auf die Akustik des gotischen Gewölbes abgestimmte Sound-Technik ohne störende Überlagerungen aufs Ohr.
Die meisten der Darsteller – Terry Chladt als sensibler Pilatus, Christian Deix als durchgeknallter Herodes – haben den berühmten Film von 1973 offensichtlich gesehen – und sich mit Erfolg inspirieren lassen.
Besonders gelungen waren etwa die Auftritte des Teams Kaiphas und Annas (Artur Ortens und Daniél Williams), die sich witzig am drastischen Tonlagengefälle ihrer Vorbilder orientierten. Auch wenn Artur Ortens den fast unmenschlichen Bass, den Bob Bingham im Film vorlegte, nicht über längere Strecken durchhalten konnte.
Arroganter Jesus
René Rumpold gab einen Jesus, der als genialer Egozentriker ein ungewohntes Bild vom Religionsstifter bot. Bei diesem Jesus war ein noch klareres “Ich” mitzuhören als in vergleichbaren Aufführungen des menschlich schwankenden, zweifelnden Messias aus Jesus Christ Superstar. Rumpold als starker Solist überzeugte in den tieferen, traurigeren, getrageneren Sequenzen.
Kraftvoller Judas
In allen Sequenzen überzeugte Armin Rostami als Verräter für die gute Sache. Ein ernster Judas, ohne den nichts geht in Sachen Erlösung und der trotzdem von Schuld zernagt ist, ein starker Rostami, in dessen Stimmvolumen die Votivkirche in jeder Tonlage ihren Meister findet. (von A. Habicher)