Denn die 29-Jährige singt darauf einen kommerziellen Mix aus Klassik, Pop, Musical und Schlager. “Klassischer Musik haftet oft das Vorurteil an, veraltet zu sein. Manche haben Berührungsängste. Ich will auf diesem Weg Leuten die Klassik näher bringen, junge Hörer dafür begeistern.”
Jenkins hätte den Ausflug ins Populäre gar nicht nötig, unterschrieb sie doch 2004 den bisher höchstdotierten Plattenvertrag für klassische Musik in Großbritannien, wie auf Wikipedia vermerkt ist. Für die Künstlerin war das allerdings ein leidenschaftliches Projekt, wie sie im Gespräch mit der APA in Wien versicherte. Über ihre Fassungen von Standards wie “Who Wants To Live Forever” oder “No Woman No Cry” sagte sie: “Ich wollte die Songs in meinem eigenen Stil wiedergeben. Es hat keinen Sinn, ein Lied einfach mit anderem Gesang noch einmal aufzunehmen. Es soll eine Neuinterpretation sein, kein Wettkampf mit dem Original.”
Ihr Interesse für Stilrichtungen abseits der Klassik sei nicht erst mit der Arbeit an “Believe” geweckt worden. “Es liegt auf der Hand, dass ich von Kollegen wie Luciano Pavarotti oder Maria Callas beeinflusst wurde. Aber auch von Edith Piaf, Judy Garland, Doris Day, Celine Dion oder Barbra Streisand. Ich mag Diven mit starken Stimmen.” Darum sei die Wahl des Produzenten eine logische gewesen: “Ich wollte unbedingt mit David Foster arbeiten. Ich habe seine Arbeiten bereits geschätzt, als ich noch nicht einmal wusste, dass es ihn gibt. Er hat die besten Stimmen der Welt produziert.”
Über das Crossover-Genre meinte Jenkins: “Man muss beide Seiten beherrschen: Ich singe sowohl weiterhin in Opernhäusern, aber auch in Fußballstadien. Andrea Bocelli und Andre Rieu fallen auch in diese Kategorie. Crossover wird immer populärer.” In Großbritannien gastiere sie in großen Arenen. “Diese Art von Musik ist neu. Ich trete nicht nur mit einem Orchester auf, sondern auf einer großen Bühne mit Tänzern und einer Band. Ich schaffe eine Fantasie-Welt – wie man es eher von Madonna erwarten würde als von einer Klassiksängerin.”
Dass sie nicht nur mit der Stimme, sondern auch mit ihrem Aussehen Interesse wecke, stört Katherine Jenkins nicht: “Das ist doch normal.” Mit dem enormen Erfolg in ihrer Heimat habe sie allerdings nicht gerechnet: “Ich versuche mein Privatleben möglichst privat zu halten. Es tauchen zu Hause immer Typen mit Kameras auf, die mich sogar bis in die Geschäfte verfolgen. Zugleich darf man sich darüber nicht zu sehr aufregen, weil das zum Job dazugehört.”
Sieht sich die groß gewachsene Blondine eigentlich selbst als klassische Diva? “Das hängt davon ab, die Bezeichnung hat ja eine doppelte Bedeutung. Wenn ich an eine Diva denke, verbinde ich das Wort mit einer großen Stimme und einer starken Persönlichkeit. Heute ist die Bezeichnung aber oft negativ besetzt. Eine Diva gilt als eingebildet. Das hat man mir auch schon nachgesagt, aber das stimmt nicht”, lachte sie. Und betonte zugleich ihre Bodenständigkeit: “Meine Freizeit verbringe ich zu Hause. Für Partys habe ich zu wenig Energie.”