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James Blunt in der Stadthalle: Emotions-Mission erfüllt

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Vom Seelenpartner träumen und gemeinsam mit anderen verlorenen Seelen von der Liebe singen: Ins Disneyland der Gefühle führte gestern, Dienstag, Abend Frauenversteher und Emotionskrieger James Blunt das Wiener Publikum.

In der sehr vollen Stadthalle gab es im Rahmen von Blunts “All The Lost Souls”-Tour eine ebenso volle Dosis an eingängigen Schmusehits, treuherzigen Blicken des Sängers und mitsingenden Mädchen. Und große Begeisterung für zahlreiche Hits.

Der erfolgreiche Brite hat sich dem Gefühl verschrieben, auch in seiner Performance: Blunt kommt derart metrosexuell (wer erinnert sich noch an den Begriff?) rüber, dass er selbst dann unberührt bleibt, wenn er mitten durch das Publikum zu einem Klavier am anderen Ende der Halle D läuft. Mit diesem Gegenprogramm zur zynischen Welt sorgt er für Herzenswärme und kommt damit bei den nicht ganz Abgeklärten gut an: Nur wenige Takte muss der Anzug tragende Blunt von jedem seiner Songs wie “Goodbye My Lover” oder “High” spielen, bevor das Publikum mitsingt oder -klatscht.

Seit dem vorhergehenden Wiener Auftritt 2006 im Gasometer hat Blunt seine Live-Performance perfektioniert: Mit nur vier Mitmusikern spielte er seine Hits, ohne diese zu überfrachten. Und obwohl es keine großen Überraschungen gab, war es eine auf Hochglanz polierte, sympathisch reduzierte Bühnenshow, bei der die Musik im Mittelpunkt stand.

Eines jedoch hat er sich nicht ausreden lassen: Wieder zeigte er, zur eigentlich schönen Nummer “No Bravery”, Videos aus dem Kosovo-Konflikt, wo er 1999 stationiert war. Diese Homevideos aus dem Krieg zeigen den Soldaten dankbar zujubelnde Menschen und unscharfe Zooms auf herumliegende Leichen – eine völlig verfehlte Instrumentalisierung einer Tragödie im völlig falschen Kontext. Zuvor hatte Blunt erzählt, dass er als Soldat “einen wirklichen Job” hatte und nicht in einer Welt lebte, die sich darum dreht, “ob Britney Spears ein Höschen trägt”. Umso unpassender ist es dann, diese Welten zu vermischen.

Abseits davon war es eines der Konzerte mit dem besten Sound, die in jüngster Zeit in Wien zu hören waren: Glasklar, angenehm laut und mit deutlich wahrnehmbaren Klangdetails kam der Auftritt rüber. Nach eineinviertel Stunden war es dann soweit: Blunts Über-Hit “You’re Beautiful” erklang, und das Schwelgen wollte kein Ende nehmen. Sprühsterne, leuchtende Handydisplays, knutschende Pärchen: Der Ex-Soldat hat in Wien seine Mission erfüllt.

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