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Jakarta Disorder - Trailer und Kritik zum Film

Wenn Armut im Dokumentarfilm porträtiert wird, schwingt oft eine Art Betroffenheitsdiskurs mit. Das wollte der junge Regisseur Ascan Breuer für "Jakarta Disorder" unbedingt vermeiden. Alle Spielzeiten auf einen Blick

Statt einer Elendsästhetisierung in den indonesischen Slums filmte er die langsamen Prozesse der aufkeimenden Zivilgesellschaft in der Megacity mit drei faszinierenden Protagonistinnen im Zentrum. Ab Freitag im Kino.

Jakarta Disorder: Die Geschichte

Gleich zu Beginn trifft der Regisseur auf einen Straßenhändler, der bezweifelt, dass ein Dokumentarfilm den armen Menschen überhaupt helfen könne: “Spendet lieber etwas, das ist wahre Hilfe.” Diese zwiespältige Haltung führt den Zugang der Doku vor Augen: Es geht um die Diskussion, um die Benennung von Problemen, um ein Nachdenken darüber, wie Änderungen erreicht werden können, um das politische Aktiv-sein.

Zwei Menschen, die dieses politische Aktiv-sein leben, sind die intellektuelle Aktivistin Wardah Hafidz, die die Ärmsten zu mündigen Menschen – und nicht zuletzt Wählern – erziehen möchte, und Oma Dela, eine politisch aktive Slum-Bewohnerin. Wie sich die beiden tagein tagaus für die Rechte der Außenseiter einsetzen, mit welcher Motivation und Ideen sie vorgehen, fasziniert an der Doku nachhaltig.

Jakarta Disorder: Die Kritik

“Zwei ältere Frauen, die vor nichts Angst haben, und das in einem muslimischen Land – das könnte interessant sein, wenn man etwas über Emanzipation, gesellschaftliche Entwicklung und Demokratisierung erzählen möchte”, erzählte Breuer im Gespräch mit der APA seine Anfangsgedanken. Über Jahre hinweg begleitete er die beiden schließlich – und die Türen von Wardah und Oma Dela standen stets offen, selbst in parlamentarischen Gremien und hitzigen Diskussionen.

Als dritte Protagonistin inszeniert Breuer die Megacity Jakarta selbst, diese riesige Stadt, in der luxuriöse Wohnparks gebaut werden, die sich die eigenen Bewohner nicht leisten können, in der in den öffentlichen Verkehrsmitteln ganze Bands musizieren und in der die unliebsamen Slums schon einmal von polizeilichen Eingreiftruppen in Grund und Boden gestampft werden. Dass es heute dennoch Hoffnung in Indonesien gibt, dass ein Volkskandidat im Juli der nächste Präsident wird, verdankt das Land nicht zuletzt dem Engagement “von unten”, von Menschen wie Wardah und Oma Dela.

(APA)

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