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IWF senkt Prognose erneut

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat seine Konjunkturprognose für 2009 erneut gesenkt: Die Weltwirtschaft werde im laufenden Jahr nur mehr um 0,5 Prozent wachsen.

Die Weltwirtschaft wird in diesem Jahr nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) so langsam wachsen wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. In seiner am Mittwoch in Washington vorgelegten Konjunkturprognose sagt der IWF für 2009 ein globales Wachstum von nur noch 0,5 Prozent voraus. Im November hatte der IWF noch ein Weltwirtschaftswachstum von 2,2 Prozent für 2009 erwartet. Nun hat der Fonds innerhalb von nur zwei Monaten seine eigene Prognose um 1,7 Prozentpunkte drastisch nach unten korrigiert. Für 2010 erwartet der IWF weltweit 3,0 Prozent Wachstum.

 

“Die Welt ist mit einer tiefen Rezession konfrontiert”, resümieren die IWF-Experten in ihrer revidierten Fassung des Weltwirtschaftsberichts von November 2008. Der Fonds sieht in diesem Jahr alle großen Volkswirtschaften im Minus, für das kommende Jahr erwartet er allenfalls ein leichtes Plus. Erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg werde die kombinierte Wirtschaftsleistung der Industrieländer im Jahresvergleich schrumpfen: 2009 erwartet der IWF ein Minus von 2,0 Prozent, 2010 dann ein Plus von 1,1 Prozent.

Die Wirtschaftsleistung der USA wird 2009 der Prognose zufolge um 1,6 Prozent sinken (2010: plus 1,6 Prozent). Für Japan werden 2009 minus 2,6 Prozent erwartet (2010: plus 0,6 Prozent), für Großbritannien minus 2,8 Prozent (2010: plus 0,2 Prozent), für Frankreich minus 1,9 Prozent (2010: plus 0,7 Prozent). In der Exportnation Deutschland erwartet der Fonds 2009 ein Minus von 2,5 Prozent, für 2010 de facto eine Stagnation mit plus 0,1 Prozent, in der Eurozone insgesamt ein leichtes Plus von 0,2 Prozent nach einem Minus von 2,0 Prozent im laufenden Jahr.

Die IWF-Experten weisen darauf hin, dass ihre Prognose für die weitere Konjunkturentwicklung mit “großen Unsicherheiten” behaftet sei. Die nun prognostizierte “graduelle Erholung” vom Jahr 2010 an basiere auf der Erwartung, dass sich die Krise auf den Finanzmärkten leicht bessere. Derzeit sei die Lage dort “extrem schwierig”, heißt es in dem Gutachten. “Trotz weitreichender politischer Eingriffe bleiben die Spannungen im Finanzsektor akut, sie ziehen die Realwirtschaft nach unten.”

Zur Linderung der Krise empfiehlt der Fonds weitere umfangreiche Stützungsmaßnahmen. Dazu sollten rasche staatliche Konjunkturprogramme ebenso zählen wie Maßnahmen zur Stabilisierung des Finanzsektors, dessen Erholung die Voraussetzung für eine Rückkehr zum Wachstum sei. Ohne “kräftiges Gegensteuern” werde sich “die schädliche Wechselwirkung zwischen Finanzmärkten und Realwirtschaft weiter intensivieren”, warnt der IWF.

Die Konjunkturkrise greift laut IWF-Prognose von den Industrieländern auf die Entwicklungsländer und aufstrebenden Volkswirtschaften über. Dort werde das Wachstum von 6,3 Prozent im Jahr 2008 auf nur noch 3,3 Prozent in diesem Jahr sinken. Wachstumslokomotiven seien trotz schwächerer Zuwachsraten weiterhin aufstrebende Volkswirtschaften wie China (plus 6,7 Prozent) und Indien (plus 5,1 Prozent).

Der IWF erwartet in seinem Gutachten, dass die Zinsen weltweit niedrig bleiben, dass sich die Rohstoffpreise auf niedrigem Niveau stabilisieren und dass die Inflationsrate in den Industrieländern 2009 mit einem Viertel Prozentpunkt ein Rekordtief erreichen wird.

Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) warnte unterdessen vor einem dramatischen Anstieg der Arbeitslosenzahlen im Sog der weltweiten Wirtschaftskrise. Im schlimmsten Fall könnten bis Jahresende weitere 50 Millionen Menschen weltweit ohne Arbeit dastehen, warnte die Organisation bei der Vorstellung ihres jährlichen Berichts zu globalen Beschäftigungstrends am Mittwoch in Genf. Dies sei dann der Fall, wenn sich die gegenwärtige wirtschaftliche Situation weiter verschlechtere und die weltweite Arbeitslosenrate auf 7,1 Prozent steige. 2008 waren weltweit rund 190 Millionen Menschen ohne Arbeit.

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