IWF: Höchste Inflation seit Jahrzehnten

Der Internationale Währungsfonds fordert in einer Analyse, die am Mittwoch in Washington veröffentlicht wurde, die Haushaltsdefizite zu reduzieren.
Zinserhöhungen wegen Inflation sollen niedrig gehalten werden
Mit Budgetdisziplin könne verhindert werden, dass die wegen der Inflation nötigen Zinserhöhungen noch kräftiger ausfielen, so der IWF. Für die Staaten würde dies weniger stark steigende Kosten bedeuten, um die Schulden zu bedienen. Diese sind in den meisten Ländern in der Coronavirus-Pandemie sprunghaft gestiegen.
Die britische Regierung steht derzeit besonders in der Kritik, weil sie schuldenfinanzierte Steuersenkungen und hohe Ausgaben zur Dämpfung der Energiepreise plant. Das hat für Turbulenzen an den Finanzmärkten gesorgt, weswegen die Notenbank mit Anleihekäufen eingegriffen hat. Außerdem hat sie die Zinsen zuletzt kräftig angehoben.
Forderung des IWF nach Schuldenerleicherungen für ärmste Staaten
Für dieses Jahr prognostiziert der IWF einen globalen Schuldenstand der Staaten von 91 Prozent im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung. Das sei immer noch ein erhöhtes Niveau, wenn auch unter dem Rekordwert von 2020. Im Vergleich zu der Zeit vor der Pandemie habe es einen Zuwachs um 7,5 Prozentpunkte gegeben, vor allem wegen gestiegener Ausgaben. Anfällig seien vor allem Entwicklungsländer. Fast 60 Prozent der ärmsten Staaten hätten Probleme, ihre Schulden noch zu bedienen, oder seien kurz davor. Hier müsse es Schuldenerleichterungen durch die Gläubiger geben, so der IWF.
IWF kritisiert pauschale Subventionsmaßnahmen
Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine Ende Februar sind die Energie- und Lebensmittelpreise rund um den Globus deutlich gestiegen. Laut IWF haben 174 Länder im ersten Halbjahr 2022 rund 750 Maßnahmen beschlossen, um der Bevölkerung und der Wirtschaft zu helfen. Sie richteten sich meist aber nicht gezielt an die Bedürftigsten. Pauschale Maßnahmen zur Subventionierung von Preisen seien teuer und wenig effektiv. Sie müssten vermieden werden. In Deutschland hat die von der Regierung eingesetzte Expertenkommission gerade Vorschläge zur Senkung der Gaspreise gemacht. Kritiker bemängeln dabei, dass mit dem "Prinzip Gießkanne" gearbeitet wird und reiche Haushalte auch profitieren würden. Ähnliche Kritik gibt es von Expertenseite an den österreichischen Hilfsmaßnahmen, von denen auch Haushalte profitieren, die sich die gestiegenen Preise leisten können.
IWF warnt vor Preissubventionen im Kampf gegen hohe Energiepreise
Der IWF mahnt, die Folgen von Markteingriffen zu bedenken. Preissubventionen oder Senkungen der Kraftstoff- und Energiesteuern seien oft schwer rückgängig zu machen, wenn die Preise wieder fielen, schreiben die Autorinnen und Autoren. Energiepreissubventionen in vielen Ländern auf globaler Ebene würden sich eins zu eins in einem höheren globalen Energiepreis niederschlagen. Sie würden außerdem die am meisten gefährdeten Personen nicht schützen. Sinnvoller seien gezielte Geldtransfers. Diese seien eine bessere Option als pauschale Preissubventionen etwa für Benzin, so der IWF. Denn mit den Geldtransfers würde der Preisanstieg auch an die Endverbraucher weitergegeben. "Preissignale sind entscheidend, um Energieeinsparungen zu fördern und private Investitionen in erneuerbare Energien anzuregen." Der Bericht stützt sich auf eine Umfrage unter 174 Ländern, in der hunderte Maßnahmen untersucht wurden, die in der ersten Hälfte des Jahres 2022 zur Bekämpfung der Lebensmittel- und Energiekrise ergriffen wurden.
(APA/Red)