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Italiener revoltieren gegen Corona-Maßnahmen

Italiener protestieren gegen nächtliche Ausgangssperre und frühe Schließung von Restaurants, Cafes und Bars
Italiener protestieren gegen nächtliche Ausgangssperre und frühe Schließung von Restaurants, Cafes und Bars ©Claudio Furlan/LaPresse via AP
Die Stimmung kippt, der Frust wächst. In mehreren Städten Italiens kam es zu Widerstand und gewaltsamen Protesten gegen die neuen, restriktiven Maßnahmen der Regierung.
Widerstand gegen neue CoV-Maßnahmen in Italien
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Bei Protesten gegen restriktive Anti-Coronavirus-Maßnahmen ist es am Montagabend in einigen italienischen Städten zu Ausschreitungen gekommen.

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Restriktive Maßnahmen

Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte hatte bei einer Pressekonferenz am Sonntag weitere restriktive Maßnahmen vorgestellt, die am Montag in Kraft getreten sind. Bars und Restaurants müssen ab 18.00 Uhr schließen. Maximal vier Personen dürfen an einem Tisch in einem Lokal sitzen. Take-Away-Dienste sind weiterhin gestattet. Kinos, Theater, Spielhallen, Klubs, öffentliche Sportstätten und Schwimmbäder werden ganz zugemacht.
Im Rahmen der neuen restriktiven Maßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Epidemie hat Italien auch die Schließung seiner Skipisten beschlossen. Das öffentliche Leben in Italien ist stark eingeschränkt.

Ausschreitungen in Turin, Mailand oder Neapel

In Turin wurden zehn Personen festgenommen, die Schaufenster von Geschäften im Stadtzentrum eingeschlagen und diese geplündert hatten. Vermummte Demonstranten bewarfen die Polizei mit Knallkörpern und anderen Gegenständen, die Sicherheitskräfte reagierten mit Tränengas. Ein Journalist wurde verletzt.

Brand in Turin - Foto: Claudio Furlan/LaPresse via AP

In Mailand wurde der Sitz der Region Lombardei mit Steinen, Flaschen und Knallkörpern beworfen. Ein Polizist wurde verletzt, zwei Demonstranten wurden festgenommen, berichteten italienische Medien. „Die Schließung um 18.00 Uhr ist für uns schlimmer als ein kompletter Lockdown“, betonte ein Sprecher der Demonstranten.

Triest: Unternehmer beteiligen sich an der Demonstration

Tausende Lokal-, Shopinhaber und Kleinunternehmer beteiligten sich am Montagabend im Stadtzentrum von Triest an einer Demonstration gegen die Anti-Covid-Maßnahmen der italienischen Regierung. Einige Demonstranten warfen Rauchbomben gegen den Sitz der Präfektur. Getroffen wurden dabei einige Polizisten. Der Präsident der Region Friaul, Massimiliano Fedriga, und der Bürgermeister von Triest, Roberto Dipiazza, verurteilten die gewaltsamen Aktionen während einer friedlichen Demonstration.

Rom: Restaurantbesitzer müssen vorzeitig schließen - Foto: AP

In Neapel demonstrierten tausende Menschen zum zweiten Mal binnen weniger Tage gegen eine in der Region geltende nächtliche Ausgangssperre von 23.00 Uhr bis 5.00 Uhr und die frühe Schließung von Restaurants, Cafes und Bars. Die Demonstranten skandierten Slogans gegen die Regierung.

Regierungschef Conte sagte: „Das Land kann sich einen weiteren Lockdown nicht erlauben."

Rom am Wochenende

In Italiens Hauptstadt ist es am Wochenende in der zweiten Nacht in Folge zu Ausschreitungen gegen die nächtlichen Corona-Ausgangssperren gekommen.

Stimmung kippt

ZIB 1 - Vospernik (ORF) zum Ärger der Italiener über Zwangsmaßnahmen.

WHO-Chef: Viele Menschen sind Pandemie-müde

WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus äußerte am Montag (vor den Ausschreitungen am Abend) bei einem Briefing in Genf Verständnis dafür, dass viele Menschen eine gewisse "Pandemie-Müdigkeit" fühlten. Die psychische und physische Belastung durch das Arbeiten von zu Hause aus sowie die Distanz zu Freunden und Familie sei hoch.

Dennoch dürften die Menschen jetzt nicht aufgeben. Vor allem aber müssten die Gesundheitssysteme geschützt werden und die Menschen, die für sie arbeiteten. Der WHO-Chef rief die Menschen dazu auf, alle Vorsichtsmaßnahmen zu treffen, um Ansteckungen zu vermeiden. Nur so könnten auch weitere Lockdowns vermieden werden.

2. Lockdown in Deutschland? - Bevölkerung geht davon aus

Fast zwei Drittel der Deutschen rechnen damit, dass es wegen der dramatisch steigenden Corona-Infektionszahlen wieder zu Schließungen von Geschäften, Restaurants oder Schulen kommen wird. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur sagten 63 Prozent, dass sie einen solchen Lockdown erwarten. Nur 23 Prozent glauben nicht daran, 13 Prozent machten keine Angaben.

Tschechen dürfen ab 21 Uhr ihre Häuser nicht mehr verlassen

Angesichts dramatisch steigender Corona-Infektionszahlen hat die Regierung in Tschechien eine nächtliche Ausgangssperre verhängt. Von Mittwoch an dürfen die Menschen zwischen 21.00 Uhr und 4.59 Uhr ihre Häuser nicht mehr verlassen, wie der demnächst aus dem Amt scheidende Gesundheitsminister Roman Prymula nach der Kabinettssitzung am Montagabend bekannt gab. Die bisherigen Maßnahmen hätten nur wenig Wirkung gezeigt, sagte der 56-Jährige.

(APA)

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