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Intensivmediziner: Spitals-Daten der AGES "stimmen hinten und vorne nicht"

Walter Hasibeder übte Kritik an AGES-Hospitalisierungsdaten.
Walter Hasibeder übte Kritik an AGES-Hospitalisierungsdaten. ©Screenshot
Der neue Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin spart nicht mit Kritik an den Hospitalisierungsdaten der AGES. Zudem ortet er einen "Maulkorberlass" insbesondere in Wiener Intensivstationen.

Walter Hasibeder, Ärztlicher Leiter Anästhesie und Operative Intensivmedizin am Krankenhaus St. Vinzenz in Zams, und neuer Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI), kritisiert in einem Interview mit der "Presse" die Hospitalisierungs-Daten der AGES. Diese "stimmen hinten und vorn nicht".

Intensivstationen in Wien laut AGES halb leer

Denn insbesondere im Osten Österreichs seien die Intensivstationen voll. Auf dem AGES-Dashboard wiederum wird angegeben, dass in Wien die Covid-19-Auslastung auf Intensivstationen nur 51,9 Prozent beträgt. "Ich verstehe einfach nicht, wie die AGES solche Zahlen herausgeben kann und wie sie auf sie kommt", kritisierte Hasibeder. "Die Intensivstationen im Osten Österreichs sind voll, das ist eine Tatsache. Erst gestern habe ich mit einem Kollegen aus einem Wiener Spital telefoniert, der nur noch ein freies Bett hat. Intensivstationen sind auch ohne Pandemie zu 80 bis 90 Prozent belegt, in ganz guten Zeiten zu 70 Prozent, andernfalls würde es nicht so viele geben. Sie gehören zu den teuersten Ressourcen im Gesundheitssystem", erläuterte der Intensivmediziner im "Presse"-Interview.

Mediziner wittert Maulkorberlass

Laut dem Mediziner gibt es für Leiter von Intensivstationen einen Maulkorberlass - insbesondere in Wien. "Sie dürfen keine Interviews geben. Und wenn doch, muss jemand von der Krankenhausleitung anwesend sein", sagte der ÖGARI-Präsident. Angesichts der derzeitigen Coronavirus-Situation, die sich immer weiter zuspitzt, hätte sich Hasibeder mehr Verschärfungen gewünscht. Die östlichen Bundesländer Wien, Niederösterreich und das Burgenland sperren über Ostern zwar zu - allerdings erst ab nächstem Donnerstag, dem 1. April.

"Diese Bedrohung ist nicht national, sondern nur auf globaler Ebene zu beenden", wurde er in einer Aussendung am Donnerstag zitiert. Die durch die Krise bedingte Aufmerksamkeit der Intensivmedizin müsse dafür genutzt werden, "einer Personalknappheit in allen Säulen unseres Fachgebietes entgegenzusteuern."

Behandler sollen gemeinsam mit Patienten Therapie planen

Außerdem will Hasibeder eine stärkere Verankerung von "advanced care planning" in Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern."Dieses Konzept ist eine wichtige Basis dafür, dass Behandlerinnen und Behandler mit Erkrankten gemeinsam wesentliche Entscheidungen für die Therapieplanung treffen können", sagte der neue ÖGARI-Präsident. Jede und jeder sei aufgerufen, sich zu überlegen und auch zu dokumentieren, ob und in welchem Ausmaß sie oder er im Fall des Falles intensivmedizinisch behandelt werden möchte. Insgesamt gelte es, das Fach "fit für eine stetig alternde Gesellschaft zu machen".

Die Krise habe auch gezeigt, dass eine erweiterte Intensivdokumentation wünschenswert sei, diese müsse ausgebaut werden. Das solle insofern erfolgen, "dass wir österreichweit Schlüsse ziehen können über die demografische Zusammensetzung unserer Patientinnen und Patienten, über ihre Krankheiten, über Komplikationen oder Therapieerfolge. Das hätte uns in der Pandemie geholfen, würde aber auch darüber hinaus für die Zukunft nützlich sein", meinte der Mediziner.

APA

(APA/Red)

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