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Intensiv-Auslastung in NÖ steigt weiter an, Personal erschöpft

Die Belegungszahlen im Intensivbereich steigen in Niederösterreich.
Die Belegungszahlen im Intensivbereich steigen in Niederösterreich. ©APA/BARBARA GINDL
Die Intensivstationen der Spitäler in Niederösterreich füllen sich mit schwerkranken Corona-Patienten. Die Lage ist "höchst angespannt" und das Personal bereits erschöpft.

Die aktuelle Corona-Situation wirkt sich weiterhin negativ auf die Situation in den Krankenhäusern in Niederösterreich aus. Ein Sprecher der Landesgesundheitsagentur (LGA) bezeichnete die Lage am Mittwoch als "höchst angespannt", verwiesen wurde außerdem auf "erschöpftes Personal".

Laut Mikl-Leitner "leichte Entspannung" Ende November

Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) sah dies ähnlich und sprach davon, dass das Personal "seit mehr als 20 Monaten permanent gefordert" und nunmehr "an den Grenzen angelangt" sei. Im Bedarfsfall könnten pensionierte Kräfte zurückgeholt werden.

Mikl-Leitner sagte am Rande einer Pressekonferenz in St. Pölten, dass die Infektionszahlen laut Prognosen Ende November zurückgehen sollten. Eine "leichte Entspannung" auf den Intensivstationen in den Krankenhäusern werde die Folge sein.

Am Mittwoch wurden 109 Covid-Patienten intensivmedizinisch betreut. Insgesamt verfügbar sind in den Landeskliniken 334 Intensivbetten, davon waren nach Angaben der LGA 89 frei. Die Überschreitung des systemkritischen Schwellenwerts von 33 Prozent aller tatsächlich aufgestellten Intensivbetten stand bevor.

Höchst angespannte Corona-Lage in Niederösterreichs Spitälern

"Die Situation ist wie in ganz Österreich auch bei uns angespannt", konstatierte auch der für die Kliniken zuständige LHStv. Stephan Pernkopf (ÖVP) angesichts der steigenden Belegungszahlen im Intensivbereich. "Fast alle Patientinnen und Patienten dort sind ungeimpft oder haben schwere Vorerkrankungen. Damit zeigt sich auch, dass nur die Impfung vor schweren Verläufen schützt."

Insgesamt verfügbar sind in den Landeskliniken 334 Intensivbetten, davon waren am Mittwoch nach Angaben der LGA 89 frei. Die Marke von 33 Prozent in Bezug auf die Covid-Auslastung wäre ab 111 intensivpflichtigen Corona-Patienten übersprungen. Laut AGES ist bei Überschreitung dieses sogenannten Schwellenwerts für ein sehr hohes Systemrisiko davon auszugehen, "dass die Covid-19-Patienten bereits in deutliche Konkurrenz mit anderen intensivpflichtigen Patienten treten". In Niederösterreich begegnet man dem weiter mit der Verschiebung von elektiven Eingriffen, vor allem um das Personal auf den Intensivstationen bündeln zu können.

Die aktuell registrierten 109 Corona-Patienten im Intensivbereich bedeuten im Bundesland nicht den Allzeit-Höchststand. Dieser wurde mit 132 Personen am 12. und am 13. April diesen Jahres verzeichnet. Auf den Normalstationen wurden am Mittwoch 482 an Covid Erkrankte behandelt.

Im Bedarfsfall könnte pensioniertes Personal zurückgeholt werden

Schlüssel bei der Bewältigung der gesundheitlichen Corona-Krise bleibt das Personal. Im Bedarfsfall könnte hier nun auf bereits pensionierte Kräfte zurückgegriffen werden. Seitens der LGA kontaktiert wurden im Rahmen einer Erhebung zuletzt Ärzte sowie diplomierte Pflegekräfte, die seit dem 1. Jänner 2017 in den Ruhestand getreten sind. Von insgesamt etwa 1.000 Personen gab es laut LGA 234 positive Rückmeldungen. "Fast jede oder jeder Vierte hat sich dazu bereit erklärt, im Notfall wieder zu helfen. Das hilft und entlastet in so belastenden Zeiten wie jetzt", betonte Pernkopf.

Geachtet werde darauf, dass die Beschäftigten in Häusern, in denen sie zuvor tätig waren, oder an wohnortnahen Standorten eingesetzt werden. Vorgesehen sind befristete Dienstverträge, in Sachen Verdienst wird das zuletzt erhaltene Bruttogehalt herangezogen.

"Unser Personal ist nun seit eineinhalb Jahren mit der Pandemie gefordert und alle geben ihr Bestmögliches, um die Versorgung der Patienten sicherzustellen. Dabei ist es natürlich auch belastend, dass sie sich selbst infizieren können, erkranken oder jemand anderen anstecken können", nannte die LGA als Grund für die Anfrage an die pensionierten Kräfte. Das aktuelle Personal sei darüber hinaus u.a. auch beansprucht, weil bei Ausfällen von Kollegen Dienste übernommen werden müssten.

Bereits im vergangenen Jahr waren im Landesklinikum Scheibbs auf der Abteilung für Anästhesie und Intensivmedizin drei ehemalige Mitarbeiterinnen freiwillig aus der Pension zurückgekehrt. "Ein großer Beweggrund war sicher, dass sie ihre Kolleginnen und Kollegen unterstützen wollen", sagte Robert Resel, Pflegebereichsleiter auf der Abteilung. "Sie haben die Gefahr der Pandemie erkannt und gesehen, dass man jede Hand braucht, die helfen kann. Sie sind seit über einem Jahr eine Riesenstütze für das Team."

(APA/Red)

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