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Influenza: Österreicher sind "Impfmuffel"

Die Influenza ist in Österreich. Viel zu wenige Österreicher - nur 18 Prozent - lassen sich jährlich gegen die gefährliche Erkrankung per Impfung schützen.

Dabei kann sie die Todesrate speziell von betagten Personen mit chronischen Erkrankungen wie Atherosklerose halbieren, erklärten am Mittwoch Experten bei einem Hintergrundgespräch in Wien.

„Um mit der Mammographie durch Brustkrebsfrüherkennung ein Lebensjahr zu retten, benötigt man 40.000 Euro. Um ein Lebensjahr durch die Grippeimpfung zu retten, braucht man nur 140 Euro. Das ist die billigste Gesundheitsmaßnahme. (…) Der Oberste Sanitätsrat berät die österreichische Bundesregierung gut. Umsetzen tut sie aber nichts. (…) Ich bin entsetzt, Österreich und Polen beim Nikotinabusus und bei der Impferei immer auf den letzten Plätzen zu sehen. Das haben wir nicht notwendig“, sagte der Infektiologe Christoph Wenisch, Vorstand der 4. Medizinischen Abteilung am SMZ-Süd in Wien.

Die Krise fängt für die Experten schon bei der epidemiologischen Überwachung an. Zwar dürften pro Jahr rund 380.000 Österreicher an einer Influenza erkranken, doch wie viele Todesfälle durch die Infektion bzw. nachfolgende Komplikationen verursacht werden, ist im Detail unbekannt. Tenor der Fachleute: Bei Obduktionen wird kein Virus-Nachweis durchgeführt. Die Todesursachen sind zwar Herz-Kreislauf- oder respiratorisches Versagen oder gar Schlaganfälle, doch die in den Wintermonaten als Auslöser oft bei Senioren fungierende Influenza wird einfach nicht diagnostiziert.

Dabei könnte eine Durchimpfung möglichst großer Bevölkerungskreise das Risiko erheblich senken. Vergangenes Jahr aber waren in Österreich nur 18 Prozent der Gesamtbevölkerung gegen die Influenza geimpft, gar nur 17 Prozent des Gesundheitspersonals und nur 35 Prozent der chronisch Kranken wie Patienten mit Herz- oder Lungenleiden, Diabetes etc. Im neuen Österreichischen Impfplan laut dem Vorsitzenden des Impfausschusses des Obersten Sanitätsrates, Ingomar Mutz, erstmals die Empfehlung enthalten, dass sich alle über 50-Jährigen auf jeden Fall gegen die Influenza per Vakzine schützen lassen sollen.

Dutzende wissenschaftliche Studien haben hingegen bewiesen, dass die Influenza-Impfung gerade die Senioren vor den lebensgefährlichen Komplikationen der Erkrankung schützt. Mutz: „In Japan gab es 1962 bis 1987 die generelle Impfung der Schüler. Das wurde abgeschafft. Man hat später gesehen, dass die Impfung der Schüler die Sterblichkeit der älteren Personen reduzierte. Jährlich hatte es 37.000 bis 49.000 Todesfälle weniger gegeben.“ – Eben, weil die Kinder die Älteren, Schwächeren und chronisch Kranken ansteckten.

Johann Auer, Vorstand der kardiologischen Abteilungen an den Krankenhäusern Braunau und Simbach (Deutschland): „Laut wissenschaftlichen Studien mit Hunderttausenden Personen reduziert die Influenza-Immunisierung (von Risikopatienten, Anm.) die Spitalaufnahmen wegen ischämischer Herzerkrankungen, Herzversagen und Schlaganfällen um rund 20 Prozent. Die Zahl der Todesfälle durch diese Komplikationen wird auf nahezu die Hälfte reduziert.“

Laut Mutz der einhellige Rat der Experten: „Wer in Österreich noch nicht an Influenza erkrankt ist, sollte sich möglichst schnell impfen lassen. Die Impfung ist auch die einzige Immunisierung, die auch ausdrücklich für Schwangere im zweiten und dritten Schwangerschaftsdrittel empfohlen ist.“ Das schützt nämlich auch das Baby durch die Antikörper der Mutter.

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