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Inflation Chinas auf höchstem Stand seit Finanzkrise

In China ist die Inflation auf den höchsten Stand seit zwei Jahren gestiegen. Im Oktober kletterten die Preise im Vergleich zum Vorjahresmonat um 4,4 Prozent, wie das nationale Statistikamt am Donnerstag mitteilte. In der Bevölkerung gibt es Unzufriedenheit, weil die Preise in den Geschäften steigen und Immobilien vielerorts unerschwinglich geworden sind.

Höher als im Oktober hatte die Inflationsrate in China zuletzt vor Ausbruch der Finanzkrise im September 2008 gelegen, damals wurden 4,6 Prozent gemessen. Im September 2010 hatte die Steigerungsrate noch bei 3,6 Prozent gelegen. Die Regierung in Peking will die Inflation eigentlich auf drei Prozent begrenzen.

China hat die Wirtschaftskrise schnell hinter sich gelassen. Die neu erwachte Kauflaune der Verbraucher ließ aber auch die Preise steigen. Dies ist mitverantwortlich für die nun wieder steigende Inflation. In Zeiten der Krise war in China die Inflation deutlich gesunken, weil die Nachfrage einbrach und hohe Preise nicht durchsetzbar waren.

Zudem sind die Zinsen in China ähnlich wie in der Eurozone derzeit niedrig. Kredite sind dadurch günstig, was dazu führt, dass mehr Geld geliehen und ausgegeben wird. Dies treibt die Preise ebenfalls nach oben. Zuletzt hatte die chinesische Zentralbank deshalb die Zinsen erstmals seit langer Zeit leicht angehoben. Zudem wies die Zentralbank mehrmals Geschäftsbanken an, ihre Geldreserven zu erhöhen, um so ebenfalls den Geldfluss zu begrenzen.

Weil sich die Regierung vor sozialen Unruhen fürchtet, versucht sie die Inflation zu zähmen. Trotz der eingeleiteten Gegenmaßnahmen dürfte die Teuerungsrate 2010 im Schnitt über der angestrebten Obergrenze von drei Prozent liegen. Experten rechnen deshalb mit neuen Eingriffen. “Es gibt ein Problem reichlicher, überschüssiger Liquidität”, sagte der Chef des weltweit größten Kreditinstituts Industrial and Commercial Bank of China, Jiang Jianqing, zu Reuters. “Setzt sich dieser Trend fort, dann fürchte ich, dass die Zentralbank entsprechende Maßnahmen einleiten muss”, sagte Jiang, der der einzige Chef eines Kreditinstituts im geldpolitischen Ausschuss der Notenbank ist und über die Geldpolitik mitentscheidet.

Die Geschäftsbanken in China wurden erst am Mittwoch dazu verpflichtet, ihre Geldanlagen bei der Zentralbank auf Rekordhöhe zu schrauben. Damit soll dem Wirtschaftskreislauf Geld entzogen werden, das sonst als Kredite an Verbraucher und Unternehmen ausgereicht würde. So soll die Nachfrage und damit der Preisauftrieb gedämpft werden. Allein im Oktober hatten die Geldhäuser umgerechnet 67 Mrd. Euro an neuen Krediten ausgegeben – deutlich mehr als von Analysten erwartet.

Im Oktober hatte die Zentralbank Geld teurer gemacht, indem sie den Leitzins zum ersten Mal seit rund drei Jahren anhoben. Außerdem ließ die Regierung eine spürbare Aufwertung der Landeswährung Yuan zu, die derzeit so teuer ist wie seit Jahren nicht mehr. Das dämpft die Importpreise. China muss viele Rohstoffe im Ausland einkaufen.

Angeheizt wird die Inflation auch vom Wirtschaftsboom. Die Industrieproduktion legte im Oktober um 13,1 Prozent zu. Analysten zufolge deutet das auf ein Wirtschaftswachstum von etwa neun Prozent im vierten Quartal hin. “Die Daten zeigen, dass das Wirtschaftswachstum sehr stark ist”, sagte Chefvolkswirt Dong Xian’an von Industrial Securities.

Die Regierung in Peking befürchtet zudem, dass die lockere Geldpolitik der US-Notenbank Fed neues Kapital nach China lockt, was die Vermögenspreise weiter nach oben treiben kann. Die Fed will die US-Wirtschaft ankurbeln, indem sie 600 Mrd. Dollar (436 Mrd. Euro) frisches Geld in den Kreislauf pumpt. Dieses Thema ist ein Streitpunkt beim Gipfel der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer am Donnerstag und Freitag in Seoul.

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