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Industrie in Euro-Zone wächst erstmals seit Mai 2008

Die Industrie in der Euro-Zone hat im Oktober erstmals seit 17 Monaten ihre Geschäfte gesteigert. Ein stärkerer Auftragseingang verhalf der Produktion zu Zuwächsen, wie die Marktforscher von Markit zu ihrer Umfrage unter etwa 3.000 Unternehmen mitteilten, die am Montag veröffentlicht wurde. "Die Geschäftsbedingungen in der Industrie der Euro-Zone haben sich zum ersten Mal seit Mai vergangenen Jahres verbessert", sagte Markit-Experte Chris Williamson. Allerdings geht die Schere zwischen den einzelnen Ländern der Euro-Zone immer weiter auf.

Der Einkaufsmanagerindex stieg auf 50,7 Punkte von 49,3 Zählern im September und notierte damit wieder über der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. In einer ersten Schätzung hatten die Experten einen Anstieg in dieser Größe vorhergesagt. Dabei hellten sich die Aussichten für das Verarbeitende Gewerbe nicht in allen Ländern der Euro-Zone gleichermaßen auf: Während in Deutschland und in Frankreich Wachstum verzeichnet wurde, stecken Spanien, Griechenland und Irland weiterhin tief in der Rezession.

Die Unternehmen der Euro-Zone profitierten von einer kräftig anziehenden Nachfrage, die Bestellungen zogen so stark an wie seit August 2007 nicht mehr. Auch aus dem Ausland kamen mehr Aufträge, wenngleich das Wachstum hier vom starken Euro gebremst wurde. Das trieb die Produktion nach oben; in Frankreich steigerten die Firmen ihren Ausstoß sogar so stark wie nie in der neunjährigen Geschichte der Umfrage. Firmen aller drei großen Wirtschaftssektoren kurbelten dabei ihre Produktion an, am stärksten nach oben ging es für Investitions- und Vorleistungsgüterhersteller.

Dämpfer kamen dagegen von den Lagerbeständen: Hier leerten die Unternehmen ihre Bestände weiter kräftig. Das Verhältnis von neuen Aufträgen zum Inventar ist inzwischen auf dem höchsten Stand seit neun Jahren angekommen. Das signalisiert, dass die Firmen in den kommenden Monaten die Nachfrage nicht mehr aus den Beständen decken können und in der Folge ihre Produktion weiter ankurbeln müssen. Trotz der Geschäftsbelebung bauten die Firmen weiter Stellen ab, wenngleich so wenige wie seit einem Jahr nicht mehr.

Die Wirtschaft der Euro-Zone war im Frühjahr um 0,1 Prozent geschrumpft, Experten erwarten aber für das Sommerquartal ein Ende der schweren Rezession. In Deutschland wird sogar mit kräftigen Zuwächsen gerechnet.

In Deutschland hat die Industrie im Oktober ihre 15 Monate währende Rezession hinter sich gelassen. Die Firmen sammelten bereits den vierten Monat in Folge mehr Aufträge ein, das Plus war sogar so groß wie seit 26 Monaten nicht mehr, geht aus der Markit-Umfrage unter etwa 500 Unternehmen hervor. In der Folge steigerte die Industrie ihre Produktion so stark wie seit Juni 2008 nicht mehr. Dennoch zeige der anhaltende Lagerabbau, dass die schwerste Wirtschaftskrise seit Gründung der Bundesrepublik noch nicht gänzlich überwunden ist.

Der Markit/BME-Einkaufsmanagerindex stieg auf 51,0 Punkte von 49,6 Zählern im September und erreichte damit den höchsten Stand seit 16 Monaten. Die anziehende weltweite Wirtschaft verhalf den Firmen dabei zu einem kräftigen Auftragsplus. Kaufanreize bildeten dabei aber neben der höheren Konjunkturzuversicht auch Preisnachlässe. Zudem werden Bestellungen nachgeholt: “Einigen Firmen gelangen Vertragsabschlüsse zu Projekten, die noch in der ersten Jahreshälfte auf die lange Bank geschoben wurden”, schrieben die Forscher. Auch aus dem Ausland zogen die Aufträge wieder an, vor allem Kunden in China und Osteuropa bestellten mehr.

Bereits zum vierten Mal in Folge stellten die Firmen wieder mehr her. Von den Produktionszuwächsen profitierten die beiden Sektoren, die von den Einbrüchen zum Jahreswechsel besonders hart getroffen wurden: Vorleistungs- und Investitionsgüterproduzenten verzeichneten den Markit-Experten zufolge das stärkste Plus. Dennoch bauten die Unternehmen weiterhin Stellen ab. Allerdings wurden weniger Arbeitsplätze gestrichen als in den vergangenen elf Monaten.

Immer noch halten die Betriebe die Krise aber nicht für überwunden. Dafür spricht der anhaltende Lagerabbau. Bereits zum elften Mal in Folge räumten die Firmen ihre Bestände, der Abbau war zugleich stärker als im Vormonat.

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