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In Vertretung von Frau Holle

Schruns - Eigentlich ist Manfred Oberer gelernter Installateur. Er schwärmt auch heute noch von seiner Lehrzeit. Zum Traumberuf reichte es aber dann doch nicht.

Das ständige Arbeiten in geschlossenen Räumen behagte dem Naturburschen ganz und gar nicht. Inzwischen kann der junge Tschaggunser das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden. Als Mitarbeiter der Hochjochbahnen in Schruns gibt es für Manfred Oberer tagtäglich frische Luft in rauen Mengen. Denn nicht nur 44 Pistenkilometer wollen ständig und bestens gepflegt sein. Der Chefbeschneier muss auch einspringen, wenn Frau Holle einmal auslässt.

Von regelmäßigen Dienstzeiten kann Manfred Oberer zumindest im Winter nur träumen. Er hat da zu sein, wenn es die Situation erfordert. „So ist das eben“, sagt er nur und zuckt mit den Schultern. Die

Freundin zeigt Verständnis für den beruflich unsteten Partner. Er nimmt es dankbar zur Kenntnis. Im Normalfall rücken Oberer und seine sechs Kollegen mit den riesigen Pistenbullys am späteren Nachmittag aus, um die von Tausenden Ski- und Snowboards malträtierten Pisten auf Vordermann zu bringen. Bei Schlechtwetter heißt es, schon früh morgens aufstehen. So zwischen vier und fünf. Bis der Liftbetrieb startet, sollen die schweren Geräte wieder in der Garage verschwunden sein und die Wintersportler freie Fahrt haben.

Rettender Kunstschnee

Schneit es, gestaltet sich diese Sache mitunter jedoch schwierig, weil die Spuren der ganzen Arbeit sehr schnell zugedeckt sind. „Da meinen die Leute dann oft, die Pisten wären gar nicht gerichtet worden“, erzählt Oberer. Aber: „Wir sind jeden Tag unterwegs“, betont er.

Bei extremem Schneefall werden sogar Sonderschichten gefahren. Dafür erübrigt sich in solchen Fällen das Beschneien. Im letzten, besonders schneearmen Winter produzierten Manfred Oberer und sein Team mit den vierzig zur Verfügung stehenden Kanonen und Lanzen rund 350.000 Kubikmeter Kunstschnee. „Früher wurde nur punktuell beschneit“, erinnert er sich. Mittlerweile muss die Beschneiung notgedrungen fast schon flächendeckend erfolgen. Mit dem heurigen Winteranfang zeigt sich Manfred Oberer zufrieden. „Wir haben eine relativ gute Naturschneedecke“, konstatiert er mit einem Blick nach draußen, wo vor dem Fenster die weißen Flocken in reicher Pracht vorbeiwirbeln.

Er hofft, dass es in dieser Tonart weitergeht. Wie wohl der Bergretter selbst nicht viel zum Skifahren kommt. Aber er schnallt sich ohnehin lieber die Tourenski an. „Mein Hund braucht auch Auslauf“, meint Manfred Oberer lachend. Und als Lawinenhund ist „Digger“ den Schnee ja gewöhnt.

ZUR PERSON

Geboren: 18. April 1973 in Bludenz
Wohnort: Tschagguns, Freundin
Beruf: Maschinist
Hobbys: Bergsteigen, Skitouren, Bergrettung

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