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In neuem Glanz erstrahlt

©VN/ Bernd Hofmeister
Hohenems - Das Brettauer-Haus in der Schweizer Straße in Hohenems blickt auf eine lange Geschichte
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Grundriss des Hauses

Im Jahr 1832 wurde das Fachwerkgebäude als stattliches Bürgerhaus von Simon Brettauer erbaut. 172 Jahre später – im Jahr 2004 – erwirbt Gerold Ulrich das denkmalgeschützte Haus und beginnt mit der aufwändigen, zwei Jahre andauernden Sanierung. “Es hat mehrere Gründe, warum ich dieses Haus erworben habe”, sagt der Malermeister. “Hauptgrund war mein handwerkliches Interesse an diesem Haus.” Ziel sei keine idealtypische Rekonstruktion gewesen, sondern ein Vorgehen, bei dem die Spuren der Zeit lesbar gemacht werden konnten. Holz, Naturstein und weißer Putz sind die primären Bestandteile des Brettauer-Hauses. Gerold Ulrich befreit die Außenfassade von ihrem Zementputz. Der darunter liegende Putz wurde erhalten und mit Kalkmörtel im Trockenlöschverfahren stabilisiert und ergänzt. “Fehlende Putzstellen wurden mit gleichartigem Material ergänzt, um die Putzrekonstruktion an den Originalbestand anzugleichen”, erklärt der Malermeister.

 Neuer Putz nach altem Rezept

Ulrich arbeitete nicht mit modernem industriellem Kalkputz, sondern stellt den Kalk noch nach traditioneller Methode selbst her: Vier Tage und Nächte brennt er grobe Kalkgestein aus Hohenems in einem Kalkbrennofen bei einer konstanten Temperatur von 800 bis 900 Grad. Dadurch wird der Stein spröde. Im Anschluss wird das durchgeglühte Kalkmaterial unter Zugabe von Wasser zu feinkörnigen Sumpfkalk verarbeitet. Auch im Inneren des Hauses wurde Kalkmörtel – in variierender Zusammensetzung – verwendet. Das Dach musste ebenfalls erneuert werden. Die alten Biberschwanzzigel wurden wieder verwendet und durch Material von Abbruchhäusern ergänzt. Um eine fleckige Struktur aus alten und neuen Flächen zu vermeiden, wurden historische und ergänzte Ziegel abwechselnd versetzt. Die Kastenfenster wurden nach altem Muster nachgebaut. “Es war genau ein originales Fenster erhalten”, erinnert sich Ulrich. Die Fensterläden aus Vollholz strich der Malermeister mit selbst hergestellten Ölfarben.

Deckenmalerei freigelegt

Im Erdgeschoss wurde das Gewölbe von den Kunstharzfarben befreit und mit Kalk bestrichen. Überall konnten originale Bestandteile des Hauses gerettet werden: die Türen aus Kirschholz, die Stiege samt Geländer aus Fichtenholz, das Holzgebälk im Dachgeschoss. Bei den Sanierungsarbeiten stieß Ulrich immer wieder auf Überraschungen: So verbarg sich im zweiten Stock hinter vielen Farbschichten eine Deckenmalerei. Im ersten Stock konnte der Malermeister eine originale Holzvertäfelung aus dem Jahre 1832 freilegen.

Auszeichnung erhalten

Die aufwändige Sanierung hat sich gelohnt. Das Brettauer-Haus erstrahlt in neuem Glanz. Hohenems verlieh Gerold Ulrich in der vergangenen Woche dafür die “Hohenemser Auszeichnung für vorbildliche Althaussanierung.”

AUF EINEN BLICK

Mehrfamilienhaus Brettauer-Haus, Hohenems

Wohnfläche: 392 m2

Grundstück: 170 m2

Restaurator: Malerwerkstatt Gerold Ulrich, Satteins

Dauer der Sanierung: 2004 bis 2006

Energie: Gasheizung und Holzofen

Konstruktion: 1832 als Fachwerk gebaut, Erdgeschoss gemauert, Obergeschosse gestrickt

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