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In den Kleidern des Melchior

Lustenau - Klara Hämmerle aus Lustenau ist derzeit einer von 3500 Heiligen Drei Königen. Als Melchior sammelt sie mit ihren Freundinnen für Hilfsprojekte.

Zugegeben: Ein König kommt in diesen Tagen selten allein. Genau genommen gar nicht. Schon vor mehr als 2000 Jahren zogen Kaspar, Melchior und Balthasar zu dritt durch die nur vom Weihnachtsstern erhellte Nacht, um das Jesuskind in der Krippe zu suchen. Und so halten es auch ihre Nachfolger, wenn sie von Tür zu Tür gehen, die Botschaft von der Geburt Christi verkünden und gleichzeitig um Spenden für Hilfsprojekte bitten. Doch mehr als 3500 Sternsinger vorzustellen, ist auch schwierig. Deshalb sei hier stellvertretend für alle Königinnen und Könige, die derzeit mit viel Engagement die Schuhsohlen rauchen lassen, Klara Hämmerle genannt.

Seit der dritten Klasse Volksschule ist die Lustenauerin jedes Jahr als Melchior dabei. Inzwischen hat sie bereits die vierte Klasse Hauptschule erreicht. Normalerweise hören Sternsinger als Drittklässler auf. Nicht so Klara Hämmerle. ,,Ich wollte einfach noch ein bisschen weitermachen“, sagt die 13-Jährige und schwingt sich in den roten Mantel. Heute geht es für die achtzig Mädchen und Buben der Erlöserpfarre in Lustenau-Rheindorf sowie ihre dreißig Begleiter los. Bis 5. Jänner sind sie im Auftrag der Katholischen Jungend und Jungschar unterwegs, müssen an 2500 Haustüren klopfen. Dass dafür ein Teil ihrer Ferien draufgeht, stört Klara nicht. ,,Es ist ja für eine gute Sache“, meint der Teenager mit dem orange geschminkten Gesicht.

Jeder darf sich seine Rolle aussuchen. Warum sie damals in die Kleider des Melchior schlüpfen wollte, weiß Klara Hämmerle heute nicht mehr. Es tut auch wenig zur Sache. Schon ihre Geschwister waren Sternsinger. Da wollte sie nicht nachstehen. Dass sie als Heilige Drei Könige nicht überall willkommen sind, manchmal sogar weggeschickt werden, tut dem Mädchen zwar weh. Aber die Freude der anderen entschädigt für solches Ungemach. ,,Es gibt schon noch Leute, die auf uns warten“, beruhigt Christoph Hämmerle, der als Begleiter fungiert. Vor allem alte und alleinstehende Menschen erwarten die modernen Himmelsboten mit Freude und oft auch mit Tränen der Rührung in den Augen. Und wer nicht zu Hause sein kann, der hängt einfach ein Säckchen mit Geld und Süßigkeiten an die Tür.

Viel kommt da an Spenden und Momele zusammen. Fast 15.000 Euro und 400 Tafeln Schokolade waren es im letzten Jahr. Das eine fließt in 500 Hilfsprojekte auf der ganzen Welt, das andere wird gerecht unter den fleißigen Sammlern verteilt. Für Klara Hämmerle wird heuer die definitiv letzte Saison als Melchior sein. Ob sie als Begleiterin weitermacht, steht noch in den Weihnachtssternen. Was jetzt für die junge Dame zählt ist, wieder eine möglichst prall gefüllte Spendenbox abgeben zu können. Für eine gute Sache eben.

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