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"Impresario Dotcom" überzeugte als Höhepunkt der Bregenzer Festtage

Die Uraufführung der Opera buffa von Lubica Cekovska bescherte einen komisch-grotesken Opernabend
Die Uraufführung der Opera buffa von Lubica Cekovska bescherte einen komisch-grotesken Opernabend ©BF/Karl Forster
Als Höhepunkt ihrer "Festtage im Festspielhaus" haben die Bregenzer Festspiele am Donnerstagabend die Opernkomödie "Impresario Dotcom" zur Uraufführung gebracht.
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Lubica Cekovska hat das komisch-groteske Auftragswerk geschaffen, das in Bregenz - dem Coronavirus geschuldet - in kreativ-konzentrierter Form auf die Bühne kommt. Das Premierenpublikum spendete wohlwollenden Applaus.

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Fünf Sänger buhlen um eine Anstellung am Opernhaus. Sie tragen die Namen bekannter Opernfiguren und sind mindestens ebenso exzentrisch wie die entsprechenden Charaktere. Der Gesang ist nur scheinbar die Hauptsache, tatsächlich geht es um das bösartige Gegeneinander der eitlen Akteure. Doch die Zeiten sind hart, und so lassen die Kandidaten allerhand Peinlichkeiten über sich ergehen und steigen sogar ins Aquarium, um ein Engagement beim Impresario zu bekommen. Dieser scheint kaum an der Kunst interessiert, lässt er die Sänger ihre Arien doch unter Wasser vortragen.

Aggressionsgeladene Figurenmechanik

Das auf Carlo Goldonis Komödie "Der Impresario von Smyrna" fußende Auftragswerk von Lubica Cekovska, das auch im Programm der abgesagten Festspiele vorgesehen war, geht Corona-bedingt in verkürzter und veränderter Form über die Bühne. Dies erweist sich jedoch keineswegs als Beinbruch. Im Gegenteil: Regisseurin Elisabeth Stöppler weiß mit den Einschränkungen kreativ umzugehen und hält die ohnehin zankenden Kandidaten auf Distanz. Auf der riesigen Bühne des Festspielhauses ist dies leicht möglich, und die großartige Bühnengestaltung (Hermann Feuchter) unterstreicht die aggressionsgeladene Figurenmechanik. Mit ästhetisch-eindrücklichen Bildern auf der Bühne und der Leinwand (Kostüme von Nicole Pleuler, Video von Fabio Stoll) und komischen Schauspielelementen werden Selbstdarstellung der Künstler und Zankereien zwischen den überzeichneten Charakteren passend in den Raum gebracht und verlaufen niemals ins Leere.

Bizarre Grundstimmung

Die groteske Atmosphäre des Stücks ist auch der Musik geschuldet, die scheinbar gegen die Sänger arbeitet. Lubica Cekovska macht sich einen Spaß daraus, Arien aus Opern von Mozart, Verdi und Offenbach zu zitieren. Kaum ertönen die eingängigen Melodien, werden sie von den Musikern (Symphonieorchester Vorarlberg unter der Leitung von Christopher Ward) verfremdet und fügen sich in die bizarre Grundstimmung des Opernabends.

Dieser gelingt auch deshalb, weil die Sängerinnen und Sänger (Hagen Matzeit, Eva Bodorova, Terezia Kruzliakova, Adriana Kucerova, Simeon Esper und Christoph Pohl) sowohl mit der zeitgenössischen Musik umgehen können, als auch darstellerisches Talent zeigen. Schauspielerin Zeynep Buyrac spielt den lasziv-sadistischen Dotcom ebenso überzeugend. Dieser Impresario, der bei Goldoni angesichts des Zickenkriegs der Diven schnell das Weite sucht, wird bei Librettistin Laura Olivi zum vielsprachigen Phantom, das sich willkürlich ein paar Sänger einkauft, ihnen ein Opernhaus mit Budget zur Verfügung stellt, sich dann aber gelangweilt abwendet. Die Oper endet etwas zu abrupt und es bleibt ungewiss, ob die Sänger angesichts der verbesserten Bedingungen die Kunst nun in den Vordergrund rücken. Eine zweite Aufführung von "Impresario Dotcom" gibt es heute, Freitag.

(APA)

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