Immer mehr Autohändler in Hard, Lauterach und Bregenz: Was steckt hinter dem Boom?

Ist man auf den Hauptstraßen zwischen Bregenz, Lauterach und Hard unterwegs, dann fällt eines auf: Es gibt überraschend viele Autohändler und -häuser. Insbesondere schießen Gebrauchtwagenhändler nahezu wie Pilze aus dem Boden.

22 Autohändler in drei Gemeinden
Eine kurze Web-Recherche von VOL.AT zeigt, dass es aktuell 22 Autohändler in Bregenz, Lauterach und Hard gibt. Es muss dabei unterschieden werden zwischen klassischen niedergelassenen Händlern (Autohaus Rudi Lins, KIA Autohaus Hard, Autohaus Oscar Stern etc.), Werkstätten mit Gebrauchtwagenhandel und "kleineren" Händlern, die häufig auch auf offenen Kiesplätzen mit den Autos handeln. Speziell letztere erleben einen Boom.
Karte: Autohändler in Hard, Bregenz und Lauterach
"Kiesplatz-Händler" nehmen klar zu
Die umgangssprachlich auch als "Kiesplatz-Händler" bezeichneten Autohändler prägen zunehmend das Bild in den genannten Gemeinden. Die Entwicklung fällt auch der Bevölkerung auf: Sobald ein Geschäftslokal leer steht, ziehen neue Autohändler ein. Dies betrifft nicht nur klassische Autohäuser, sondern vor allem kleinere Händler, die sich auf den Gebrauchtwagenverkauf spezialisiert haben.

Das jüngste Beispiel ist "The Gallery" in Hard. Wo das renommierte Autohaus Rudi Lins seinen Standort schloss, eröffnete bereits kurze Zeit später im November der Nachfolger. Der Händler legt seinen Fokus auf Gebrauchtwagen. Zahlreiche weitere Beispiele wie "Ländle Automobile" in Lauterach (seit Herbst 2023 an der Bundesstraße) und "ErCar Autohandel" in Bregenz unterstreichen den Trend.

Nachgefragt bei einem Branchenkenner
Um die Hintergründe dieses Trends besser zu verstehen, hat VOL.AT beim Fachgruppensprecher des Fahrzeughandels nachgefragt. Er verstehe die Wahrnehmung, dass es mehr Autohäuser und -händler gebe, betont Rudi Lins. Durch die Zahlen und Daten der Wirtschaftskammer sei sie allerdings nicht gedeckt: "Wenn ich mir unsere Gewerbeberechtigungen anschaue, dann ist das relativ stabil", erklärt Lins. "Stichtag 13.09.2023 hatten wir 380 aktive Einzelhandelsberechtigungen im Kfz-Handel, jetzt sind es 371 – das ist also sogar leicht rückläufig."

Gibt es heute mehr Gebraucht- als Neuwagenhändler?
Konkrete Zahlen dazu gebe es nicht, da die Kammer nicht zwischen Neu- und Gebrauchtwagenhändlern unterscheide, verdeutlicht Rudi Lins. "Aber aus meiner Wahrnehmung heraus würde ich sagen: Ja, das ist schon richtig." Es findet ein gewisser Abtausch statt: "Es gibt weniger klassische Markenhändler, diese nehmen definitiv ab", verdeutlicht er. Die Hersteller konzentrieren ihre Netze lieber auf größere Händler, kleinere scheiden daher aus dem offiziellen Markenhändlernetz aus. "Daher haben wir eine Konzentration auf weniger Markenhändler, die dafür mehr Marken vertreten und auf der anderen Seite natürlich einen Zulauf in Richtung freie Händler beziehungsweise Gebrauchtwagenhändler", so Lins. Die meisten Händler möchten nicht mit dem Kfz-Handel aufhören und machen daher gewissermaßen ohne Markenvertrag weiter.

"Völlig logisch, dass es Konzentrationen gibt"
Zur Ansiedlungsdichte in den drei Gemeinden Lauterach, Bregenz und Hard erklärt Lins: "Das ist eine alte Weisheit im Kfz-Handel: Man siedelt sich möglichst dort an, wo es schon andere gibt. Also es ist vollkommen logisch, dass es Konzentrationen gibt." Das sei in Dornbirn auch nicht anders. "Dort sitzt eigentlich alles, was Kfz-Handle ist, im Schwefel", meint er. In Bregenz bietet sich ein ähnliches Bild. "Das, was es an Handel gibt, konzentriert sich im Regelfall auf ein paar Kilometer", schildert der Autohändler. Das sorgt für Frequenz. Der Kunde komme zudem eher dorthin, wo es eine Auswahl gibt, statt irgendwo hinzufahren, wo es nur einen Händler gibt. "Man braucht eine Frequenzlage und es macht auch Sinn, wenn man dort ist, wo viele andere sind. Also insofern ist das völlig normal."

Privatkunden setzen auf junge Gebrauchte
Ein Blick auf die Verkaufszahlen zeigt, dass "Schotterplatz-Händler" ihre Berechtigung haben. "Der Anteil bei Neuwagen geht immer mehr in Richtung Firmenkunden bei sehr vielen Marken und der Privatkunde kauft eher Jungwagen, Aktionswagen – also junge Gebrauchtwagen oder richtige Gebrauchte", führt Rudi Lins aus. Diese Entwicklung habe man bereits die vergangenen Jahre beobachtet. Wie geht es der Autobranche damit? "Es ist okay", meint Lins. "Gut wäre übertrieben." Die Situation habe sich stabilisiert, auch wenn der Markt nach wie vor weit weg von Vor-Corona-Zahlen sei.
Bei Neuwagen zeigt sich das deutlich: Vor Corona gab es in Österreich pro Jahr 360.000 Neuzulassungen, nach Corona waren es 220.000. "In so einem Jahr wie heuer reden wir von zwischen 245.000 bis 250.000", gibt der Autohändler zu verstehen. Es fehle nach wie vor ein Drittel des Marktes, was der Handel deutlich spüre. Es herrscht keine Jubelstimmung, aber man hat sich auf das Niveau eingestellt. Für das kommende Jahr zeigt die Prognose aktuell immerhin eine Steigerung der Neuzulassungen.
(VOL.AT)