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"Ich wünsche den Fans von ganzem Herzen, dass sie da wieder rauskommen"

©GEPA/Reuters/Canva
Atdhe Nuhiu ist eine lebende Legende bei Sheffield Wednesday. Nun zeigt sich der 36-Jährige Co-Trainer des SCR Altach tief betroffen über den dramatischen Absturz seines Herzensvereins.

Besitzer Dejphon Chansiri, dessen Familie Eigentümer des weltweit größten Unternehmens für Thunfischkonserven ist, hat den englischen Zweitligisten in ein riesiges Chaos gestürzt.

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"Ich fühle mich dem Verein sehr nahe“

Die Schlagzeilen rund um Sheffield Wednesday schmerzen – besonders jene, die dem Club ihr Herz geschenkt haben. Einer von ihnen: Atdhe Nuhiu. Der ehemalige Mittelstürmer, der zwischen 2013 und 2020 ganze 277 Spiele, 50 Tore und 27 Vorlagen für die „Owls“ sammelte, verfolgt die Eskalation bei seinem Ex-Club mit großer Sorge.

"Ich habe die meiste Zeit meiner Karriere dort verbracht. Sheffield Wednesday hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin. Die Liebe zu diesem Verein ist riesengroß“, äußert sich Nuhiu emotional.

Trainer weg, Spieler streiken

Inzwischen herrscht am traditionsreichen Hillsborough Stadium, Heimat des 1867 gegründeten Klubs, Chaos pur. Spieler verweigern Einsätze, Gehaltszahlungen bleiben aus, Testspiele wurden gestrichen, der Trainer Danny Röhl verließ den Verein, und die Stadt ließ unlängst die marode Nordtribüne sperren.

Danny Röhl (rechts) war bei der WM 2022 auch Co-Trainer von Hansi Flick. ©AFP

Sheffield Wednesday ist abgestürzt – auf dem Platz und hinter den Kulissen. Die Englische Football League verhängte bereits eine Transfersperre bis 2027. Der Kader schrumpfte auf 16 Spieler, notdürftig ergänzt durch U21-Spieler. Der langjährige Kapitän Barry Bannan ist einer der letzten Verbliebenen und ein enger Freund Nuhius.

Barry Bannan ist Kapitän bei Sheffield Wednesday und ein guter Freund von Nuhiu. ©Reuters

"Ich habe noch Kontakt zu ein paar Leuten dort – Barry, Liam Palmer, auch zu Leuten im Staff. Natürlich verfolge ich, was passiert. Aber was da aktuell los ist, überrascht mich zutiefst“, so Nuhiu. Noch vor zwei Jahren wurde er als Ehrengast zum FA-Cup-Spiel gegen Newcastle eingeladen (2:1). Nun steht sein Verein vor dem Abgrund.

Zwischen Sorge und Zusammenhalt

Besonders der öffentliche Brief der Spieler hat bei Nuhiu Eindruck hinterlassen. "Dass sich alle zusammentun, zeigt, wie ernst es ist. Ich finde es gut, dass sie sich gemeinsam positionieren. Als einzelner Spieler ist es schwer, etwas zu bewirken.“

Dennoch gibt sich der Ex-Stürmer nachdenklich: "Als ich noch da war, hat sich Dejphon Chansiri eigentlich sehr um den Verein gekümmert. Verspätete Gehälter gab es damals nicht. Deshalb bin ich so verwundert über das, was jetzt passiert.“

Wurde zur Zielscheibe der Fans: Dejphon Chansiri ©Reuters

Chansiri, Eigentümer seit 2015, steht mehr denn je in der Kritik. Fans veranstalteten beim ersten Heimspiel der Saison gegen Stoke City einen symbolischen Trauermarsch, trugen ein Grab mit der Aufschrift: "1867–2025? Chansiri tötet unseren Verein“.

Ein Ort der Emotionen

Das Hillsborough-Stadion steht sinnbildlich für das, was Sheffield Wednesday einmal war. Seit 1899 Heimat der "Owls“, war es nicht nur Schauplatz großer Fußballmomente, sondern auch Ort einer der tragischsten Katastrophen im europäischen Fußball (1989: 97 Todesopfer).

©VN

Für Nuhiu ist der Ort ein emotionales Zuhause: "Das Stadion, die Fans – das ist Kult. Sheffield Wednesday hat eine der größten Fanszenen Englands. Ich erinnere mich, wie 3.000 bis 4.000 Fans mit uns ins Trainingslager nach Portugal gereist sind. Das war unglaublich.“

„Ein Verein mit riesiger Geschichte“

Trotz allem bleibt Nuhiu kämpferisch. Der heute 36-Jährige, geboren in Prishtina, spielte unter anderem für Rapid Wien, APOEL Nikosia und zuletzt beim SCR Altach, wo er heute Co-Trainer ist. "Wenn dieser Verein nicht mehr existieren sollte, würde mich das sehr treffen – nicht nur als Fußballer, sondern auch als Mensch. Sheffield hat mich geprägt. Das ist ein Verein mit riesiger Geschichte. Ich wünsche den Fans von ganzem Herzen, dass sie da wieder rauskommen.“

(VOL.AT)

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