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"Ich sag immer, der Mensch ist ein fauler Sack"

Simon Mathis (27) zählt mit über 280.000 Followern zu den erfolgreichsten Vorarl­bergern auf Instagram. Im Talk spricht er über seine Anfänge, das Abnehmen und Social Media.

WANN & WO: Wie hat deine Karriere begonnen?

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Simon Mathis: Ich war Fußballer beim VFB Hohenems. In der Wintersaison sind wir immer ins Fitnessstudio gegangen, um uns fit zu halten. Mir hat das Krafttraining so gut gefallen, dass ich mich für diesen Sport entschieden habe, als mir mit 17 klar wurde, dass ich wohl kein Profifußballer werde. Mir hat besonders gefallen, dass man beim Krafttraining sichtbare Fortschritte erzielt. Ich habe mein Training auf Instagram gepostet und bald bemerkt, dass das großen Anklang findet. Meine Follower haben gefragt, wie ich dies und jenes mache. Meine Tipps haben den Leuten auch geholfen, Fortschritte zu erzielen und ich habe Anfragen zur Betreuung auf Instagram bekommen. Ich war eine Zeit lang ein Mix aus Coach und Influencer. Dann habe ich den Fotografen Malcolm Kessler kennengelernt, ihm geholfen, abzunehmen und er hat Fotos von mir gemacht. Uns war bald klar, dass wir das Ganze noch größer machen können.

WANN & WO: Warum hast du dich beim Thema „Bauch weg“ auf Selbständige und Führungskräfte spezialisiert?

Simon Mathis: Weil ich mir denke, die haben es am schwersten. Menschen in Führungspositionen haben in der Regel weniger freie Zeit, die können nicht jeden Tag ins Fitnessstudio gehen und ich kann mich selber mit diesen Personen gut identifizieren, weil ich selber eine Firma aufbaue.

WANN & WO: Hast du Hater, die im Internet blöde Kommentare abgeben oder ungut sind?
Simon Mathis: Ich glaube, ab einer gewissen Reichweite kann man das gar nicht vermeiden. Es gibt immer Leute, die etwas anders sehen. Ich kommentiere dann sachlich und mit wissenschaftlich belegten Argumenten zurück. Interessanterweise sagt dann die Hälfte: „Ah ja, ok, stimmt. Aber ein bisschen hab ich ja auch recht.“ Wenn es mir zu blöd wird, lasse ich Kommentare löschen.

WANN & WO: Warum kommen die Leute zu dir?

Simon Mathis: Das hat ganz unterschiedliche Gründe. Zum Beispiel, wenn ein Kollege oder jemand, den man länger nicht gesehen hat, sagt: „Hast es dir wohl gut gehen lassen?“ Das sind ja Leute, die einen mögen, aber diese kleinen Neckereien führen dazu, dass manche sich sagen: „Ja, ich weiß, ich sollte etwas für meine Figur tun.“ Andere sehen ein Foto von sich selber und sind dann unzufrieden. Oder jemand, der auf einer Bühne oder vor Mitarbeitern etwas präsentieren muss, der sich dann sagt: „Mein Erscheinungsbild ist nicht optimal.“

WANN & WO: Hattest du selbst Rückschläge in deiner Karriere?

Simon Mathis: Ja, gerade am Anfang hatte ich oft Zweifel, ob das der richtige Weg für mich ist. Wenn dann weniger Geld hereinkommt und die Reserven langsam weniger werden, denkst du: Macht das, was du da tust, wirklich Sinn?

WANN & WO: Passieren beim Training auch mal kuriose Dinge?

Simon Mathis: Letztens hat ein Kunde in der ersten Beratung gesagt: „Ich weiß nicht, ob das das Richtige für mich ist. Ich weiß nämlich nicht, wie man Quinoa kocht. Bei gesunder Ernährung muss ich dann ja so komisches Zeug wie Quinoa essen.“ (lacht) Es kommt oft vor, dass Leute eine ganz falsche Vorstellung haben. Etwa, dass sie Quinoa und Gojibeeren essen müssen. Ich beruhige sie dann indem ich versichere, dass sie bei der von mir empfohlenen Ernährung alles im Supermarkt bekommen.

Simon Mathis im Gespräch mit WANN & WO.

WANN & WO: Isst du auch manchmal Fastfood oder gönnst dir Ungesundes?

Simon Mathis: Wenn ich mal lange auf der Autobahn bin, oder wenn ich sonst nichts zu Essen habe, gibt es schon auch mal Fastfood. Viel lieber esse ich aber hochwertiges, ungesundes Essen, zum Beispiel beim Italiener eine Pizza, ein Tiramisu und vielleicht ein bis zwei Gläser Rotwein. Oder ein Steak mit Pommes. Das geht schon einmal in der Woche.

WANN & WO: Was rätst du jemanden, der unzufrieden mit seinem Körper ist und etwas daran ändern möchte?

Simon Mathis: Zuerst kläre ich die Frage nach dem Warum. Ich sag immer, der Mensch ist ein fauler Sack. Er braucht einen starken Grund, um auch wirklich bereit zu sein, für die Veränderung etwas zu tun. Es gibt Lebenssituationen, von denen die Leute genervt sind und die sie zukünftig nicht mehr haben wollen. Zum Beispiel, dass man zum Schuhe Binden die Luft anhalten muss oder dass beim Hemd die Knöpfe spannen. Danach ist es wichtig, dass man längerfristiger denkt. Das machen ganz viele falsch. Sie nehmen sich vor, 10 oder 15 Kilo abzunehmen. Und was kommt danach, wenn sie ihr Ziel erreicht haben? Viele glauben, dann wieder wie zuvor weitermachen und ihr Gewicht halten zu können. Das funktioniert nicht! Die Ernährungsmaßnahmen sollte man sich dauerhaft vornehmen.
Essen muss die „vier S“ erfüllen:

  1. Es sollte schmecken. Das ist die Grundvoraussetzung.
  2. Es sollte satt machen. Man sollte nicht mit Hunger ins Bett gehen.
  3. Es sollte simpel, also leicht zu kochen sein.
  4. Es sollte sozial verträglich sein. Die Ernährung sollte einen nicht daran hindern, mit Freunden am Wochenende Essen zu gehen oder mit Kollegen ein Bier zu trinken.

    Am wichtigsten ist aber, dass man anfängt. Viele schieben es immer wieder vor sich her.

WANN & WO: Ernährung und Bewegung sind wichtig für den Abnehmerfolg. In welchem Verhältnis?

Simon Mathis: Minimum 80 Prozent ist die Ernährung, wenn nicht sogar mehr. Ein Beispiel: Eine Stunde intensiver Sport verbrennt zirka 600 Kalorien. Dreimal in der Woche sind das 1800 Kalorien für sieben Tage, somit nur rund 250 Kalorien pro Tag. Beim Essen ist es viel leichter, Kalorien einzusparen. Ob ich Spagetti mit Pesto oder Gnocchi mit Tomatensoße esse, macht einen Unterschied von 250 Kalorien. Kartoffeln oder Reis als Beilage sind 200 Kalorien Unterschied. Ob man einen Cappuccino oder einen Kaffee mit einem Schuss Milch trinkt, ist ein Unterschied von 60 Kalorien pro Tasse. Bei fünf Tassen am Tag sind das bereits 300 Kalorien.

WANN & WO: Wie wichtig ist die mentale Ebene?

Simon Mathis: Ich sehe das sehr kontrovers. Dieses „intuitiv Essen“ und „hör auf deinen Körper“. Einem Heroinsüchtigen sagt der Körper: „Gib mir Heroin!“ Wenn man regelmäßig Zucker konsumiert, dann will der Körper immer wieder Zucker. Er will immer die größte Belohnung. Was aber schon funktioniert: Wenn man weiß, dass einem ein Lebensmittel guttut und man es daher regelmäßig isst, schmeckt es einem mit der Zeit auch besser.

WANN & WO: Was hältst du von medizinischen Eingriffen, wie aktuell der Abnehmspritze?

Simon Mathis: Das ist ein ähnlicher Ansatz wie ein Magenband, eine Magenverkleinerung oder ein Magenballon und das führt alles dazu, dass einfach weniger Platz im Magen ist. Ich halte das grundsätzlich für den falschen Ansatz, weil das kein gesundes Abnehmen ist.

WANN & WO: Wie sehen deine Zukunftspläne aus?

Simon Mathis: Mit Haus und Kindern lasse ich mir noch Zeit. (grinst) Wichtig ist mir, Spaß am Leben zu haben. Neujahrsvorsätze mache ich keine, aber ich schaue immer, dass ich Dinge möglichst zeitnah erledige, statt sie vor mir herzuschieben. Ich möchte, dass meine Firma irgendwann von aktuell zehn auf 30 oder 40 Mitarbeiter wächst und wir, wenn es ums Abnehmen geht, die Nummer Eins Anlaufstelle im Land sind.

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