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"Ibiza-Preis" für Handy-Video nach Anschlag in Wien

Der "Ibiza-Preis" 2021 ging an Mikail Özen.
Der "Ibiza-Preis" 2021 ging an Mikail Özen. ©Verband Filmregie Österreich
Mikail Özen hat den zum zweiten Mal vergebenen "Ibiza-Preis" erhalten. Er wurde am Dienstag im Volkstheater für ein Handyvideo, das er im Anschluss an den Terroranschlag vom 2. November 2020 in Wien in den sozialen Medien teilte, prämiert.
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Darin beschreibt er, wie er und ein Freund trotz hohem Risiko Erste Hilfe leisteten. Zudem betont er, dass Muslime zu Österreich stünden. Das Verbindende sei somit in den Vordergrund gerückt, begründete die Jury ihre Entscheidung.

Der "Ibiza-Preis" wird von der Rechercheplattform "Dossier" und dem Verband Filmregie verliehen. Er würdigt Videoaufnahmen von öffentlichem Interesse, die einen alternativen Blick auf Ereignisse bieten und eine Diskussion in Gang gebracht haben. Der Name des Preises ist auf den Vorjahressieger zurückzuführen: eine siebenminütige Videoaufnahme mit dem früheren FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache und Johann Gudenus, die als "Ibiza-Video" Berühmtheit erlangte.

Helfer nach Anschlag als "Helden von Wien" bekannt

Die türkischstämmigen Wiener Mikail Özen und Recep Tayyip Gültekin brachten während des Terroranschlags eine ältere Frau an einen sicheren Platz und einen angeschossenen Polizeibeamten zu einem Krankenwagen. Im Anschluss filmte sich Özen und meinte: "Wir türkischstämmige Muslime verabscheuen jegliche Art von Terror. Wir stehen zu Österreich. Wir stehen für Wien. Wir sind jederzeit bereit, Hilfe zu leisten." Die beiden als auch ein Palästinenser namens Osama Joda Abu El Hosna wurden daraufhin als "Helden von Wien" bekannt.

"Es ist nicht abzuschätzen, wie die öffentliche Debatte über den Anschlag in der Wiener Innenstadt verlaufen wäre, hätte Mikail Özen sein Selfie-Video nicht gepostet. Seine Worte haben in einer hochemotionalen Situation das Verbindende in den Vordergrund gestellt", lautet die von Filmregisseur Franz Novotny verlesene Jury-Begründung. Özens Video zeige, das soziale Medien auch eine Welle der Solidarität auslösen können.

Preisträger Özen: "War selbstverständlich, zu helfen"

"Es war selbstverständlich für mich, jemanden in Not zu helfen. Viele haben das sehr toll gefunden und haben sich bei mir bedankt", schilderte Özen. Über 30.000 Personen hätten ihn angeschrieben. Auch der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und der Wiener Polizeipräsident Gerhard Pürstl bedankten sich bei ihm. "Das waren schöne Gesten", meinte der Preisträger. Er selbst konnte nach dem Terroranschlag zwei Tage lang nicht schlafen. "Es war ziemlich schwer danach", erinnerte er sich.

Den Preis überreichte die Bildhauerin Judith Fischer. Sie fertigte die Trophäe in Form einer Lupe an. Sie soll detektivische Genauigkeit, Hartnäckigkeit und Mut symbolisieren: Eckpfeiler des investigativen Journalismus.

Vier weitere Videos auf Shortlist für "Ibiza-Preis"

Vier weitere Videos schafften es auf die Shortlist für den "Ibiza-Preis". Der freie Journalist Michael Bonvalot veröffentlichte eine ihm zugespielte Aufnahme von der "Mayday"-Demonstration im vergangenen Mai im Wiener Prater, die Polizeigewalt zeigt. Die Naturschutzorganisation WWF Austria kam mit einem Video, auf dem Tirols LHStv. Josef Geisler (ÖVP) Anfang Juni 2020 eine Aktivistin als "widerwärtiges Luder" bezeichnet, ebenfalls in die letzte Runde.

Auch ein Video über den Auftritt von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) im Kleinwalsertal im Mai des Vorjahres findet sich auf der Shortlist. Sie wird von einem "Pressetermin mit Babyelefanten" komplettiert. In diesem Video sind Sebastian Kurz und Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) zu sehen, wie sie auf einen unwilligen Burschen in Elefantenkostüm treffen.

Für die Verleihung des "Ibiza-Preises" im nächsten Jahr werden schon Beiträge gesammelt. "Wenn Sie selbst ein passendes Video gedreht haben oder Ihnen eines unterkommt, senden sie es an uns. Wir nehmen es in unsere Liste auf", sagte Jurymitglied und Filmregisseurin Elisabeth Scharang.

(APA/Red)

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