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"Ibiza-Affäre" auf Sky: "Ocean's Two" made in Austria

Die Ibiza-Affäre erhält eine eigene Miniserie und eine Doku.
Die Ibiza-Affäre erhält eine eigene Miniserie und eine Doku. ©Spiegel/SZ
"Die Ibiza-Affäre" ist Ende Oktober auf Sky zu sehen. Die Miniserie zeigt Nicholas Ofczarek als Detektiv und Andreas Lust als Heinz-Christian Strache.
Sky: Zusätzliche Doku zu Miniserie
Termine stehen fest

Eine Serie zu machen, in der der Böse von vornherein feststeht, verspricht zunächst einmal keinen allzu großen Spannungsbogen. Die in doppelter Hinsicht prominent besetzte "Ibiza-Affäre", die ab 21. Oktober bei Sky zu sehen ist, wird aber auch ohne klassisches Who-Dunnit zum Krimi. Und einer, der von den Machern rund um den österreichischen "Tatort"-Regisseur Christopher Schier in internationalem Format inszeniert ist - und das nicht nur wegen des Spielorts Ibiza.

Miniserie mit vier Teilen

Über vier Teile spannt sich die Miniserie, in der kapitelweise, wenn auch nicht streng chronologisch, nachgezeichnet wird, wie die Genese hinter den wenigen Minuten Videoaufnahmen war, die der Öffentlichkeit von jenem entscheidenden Abend in Ibiza heute bekannt sind. Mittels bildfüllender Einblendungen wird zwischen den Jahren hin- und hergesprungen. So entfaltet sich sukzessive, wie es kam, dass der persischstämmige Anwalt Ramin Mirfakhrai (David A. Hamade) und der Privatdetektiv Julian Hessenthaler (Nicholas Ofczarek) den Entschluss fassten, die FPÖ-Spitze in eine Videofalle zu locken, wie sie den Plan ausführten und das Machwerk am Ende im Mai 2019 seinen Weg an die Öffentlichkeit fand.

Ausgangspunkt ist Anwalt Mirfakhrai, der einerseits besorgt den steilen Aufstieg der FPÖ wahrnimmt und andererseits schon länger auf belastendem Material sitzt, das von Straches Fahrer stammt (die berühmten Belege und Fotos von Taschen mit Bargeld). Nicht wissend, was damit anfangen, bringt ihn sein neuer Bekannter, der Privatdetektiv Hessenthaler, auf die Idee, dem Parteichef der Freiheitlichen (Andreas Lust) eine Videofalle zu stellen, um Konkretes in der Hand zu haben. Nach Fehlschlägen machen sich die beiden mithilfe einer vermeintlichen Oligarchin (Anna Gorshkova) daran, sich Straches Vertrauten Johann Gudenus (Julian Looman) zu angeln, um so an den großen Fisch zu gelangen.

Ofczarek spielt ofczaresk

Das ungleiche Duo aus moralisch bewegtem, aber auch etwas farblosem Anwalt und dem von Ofczarek ofczaresk gespielten, leicht grindigem, leicht bedrohlichem Privatdetektiv macht sich an die Arbeit. Ocean's Two à la Austria. Und Christopher Schier inszeniert das Ganze im international tauglichen Look aus schnellen Schnitten, ostentativer Farbgebung der Kader und schrägen Perspektiven.

Dem 50-jährigen Serienmacher gelingt dabei das Kunststück, die Waage zwischen Politthriller und Satire zu halten und stimmig zwischen Drama und Humor, ernster Charakterzeichnung und sarkastischer Betrachtung des Politbetriebes zu changieren. Da wird die Ressortverteilung unter Türkis-Blau als Geschenkeauspacken von Kindern unterm Weihnachtsbaum inszeniert oder eine Forelle an der Angel quergeschnitten, wenn die Köder für Gudenus ausgelegt werden.

"Die Ibiza-Affäre" macht Figuren nicht lächerlich

Dennoch macht "Die Ibiza-Affäre" ihre Figuren nicht lächerlich, degradiert diese nicht zu Karikaturen, sondern nimmt sie ernst. Bei aller voriger Coolness, wird am Ende die Paranoia von Hessenthaler gezeigt, der auch aus seinem Versteck in Rumänien nach Auffliegen des Skandals als Erzähler fungiert. Es ist eben ein echter Krimi mit gebrochenen Charakteren, den das Leben schrieb.

Als Basis für das neue Serienprojekt von Sky diente das Aufklärungsbuch "Die Ibiza-Affäre: Innenansichten eines Skandals" der beiden "Süddeutsche"-Investigativjournalisten Frederik Obermaier (Patrick Güldenberg) und Bastian Obermayer (Stefan Murr), die auch im Vierteiler eine tragende Rolle übernehmen. Deren Arbeit wird von Sky parallel überdies in der eineinhalbstündigen Dokumentation "Das Ibiza-Video: Ein journalistischer Krimi" nachgezeichnet, die ebenfalls ab dem 21. Oktober zu sehen ist. Hier kommt erstmals auch Straches einstiger Sicherheitsbeauftragter Oliver Ribarich namentlich zu Wort, der am Beginn der Aufklärung stand.

(APA/Red)

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