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Benko-Kredite: Hypo Vorarlberg ignoriert offenbar interne Warnungen

Hypo Vorarlberg ignorierte interne Warnung vor Benko-Krediten Symbolbild)
Hypo Vorarlberg ignorierte interne Warnung vor Benko-Krediten Symbolbild) ©Hypo Vorarlberg/fasching.photo/AFP
Neue Dokumente enthüllen, dass die interne Revision der Hypo Vorarlberg wohl bereits 2019 vor den riskanten Kreditgeschäften mit dem Immobilienunternehmer Rene Benko warnte. Trotz interner Vorgaben, keine Kredite mehr an Benko zu vergeben, soll diese Regelung nicht eingehalten worden sein.

Nicht nur externe Aufsichtsbehörden, sondern auch die eigene Revision der Hypo Vorarlberg sah die Kreditvergabe an Rene Benko offenbar kritisch, so ein Bericht des Cofag-Untersuchungsausschusses. Interne Dokumente, die dem ORF Vorarlberg vorliegen, würden belegen, dass die Bank selbst ein Verbot für weitere Großkredite an Benko und seine Firma Signa erlassen hatte, das aber wohl missachtet wurde.

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Überprüfung der Wiener Filiale

Im März 2019 führten der damalige Leiter der internen Revision und seine Stellvertreterin eine umfassende Prüfung der Wiener Filiale der Bank durch, wie der ORF Vorarlberg berichtet. Dabei wurden laut dem Bericht nicht nur stichprobenartig Kredite untersucht, sondern auch die größten Kunden der Filiale – die Familie Benko Privatstiftung und die Signa Prime Selection AG – besonders gründlich geprüft.

Große Kreditrahmen und Verflechtungen

Zusätzlich zu den großen Krediten an die Familie Benko Privatstiftung (76,9 Millionen Euro) und die Signa Prime Selection AG (130,1 Millionen Euro) gab es laut ORF Vorarlberg auch Verbindlichkeiten der Laura Privatstiftung über 8 Millionen Euro. Diese soll außerdem an einem weiteren Kreditrahmen über 23,7 Millionen Euro zur Hälfte beteiligt gewesen sein. Diese hohen Summen und die Verflechtung der Kunden erregten augenscheinlich die Aufmerksamkeit der internen Revision.

Missachtete Kreditstopps

Im Abschlussbericht der internen Revision von 2019 wurde laut ORF kritisiert, dass ein weiterer Kredit an das Benko-Signa-Konglomerat vergeben wurde, obwohl dies nicht mehr hätte geschehen dürfen. Es wurde festgelegt, dass keine neuen Großkredite mehr an Benko und Signa vergeben werden sollten, was jedoch nicht beachtet wurde. Die internen Vorgaben wurden nicht eingehalten, so der Bericht.

Hoffnung auf Besserung blieb unerfüllt

Die interne Revision hatte 2019 wohl die Hoffnung, dass sich die Situation verbessern würde, nachdem der Kreditausschuss der Bank beschloss, dass die Obergrenze für das gesamte Benko/Signa-Obligo erreicht sei. Dennoch sollen weiterhin neue Kreditrahmen genehmigt worden sein und das wirtschaftliche Umfeld Benkos konnte sich bei der Bank weiter verschulden.

Rechtfertigungen der Bank

Auf Anfrage des ORF Vorarlberg erklärte die Hypo Vorarlberg, dass alle Kredite "gemäß der geltenden Kompetenzordnung durch die entsprechenden Gremien genehmigt" worden seien. Im Jahr 2021 beteiligte sich die Hypo offenbar dennoch an einem Konsortialkredit für Benkos Projekt „Lamarr“ in Wien, die Baustelle für das geplante Kaufhaus steht seit Bekanntwerden der finanziellen Benko-Schieflage still.

Risiko nicht ausreichend berücksichtigt

Banken, die hohe Kredite an wenige Kunden vergeben, erhöhen ihr Risiko. Vorschriften der Bankenaufsicht sollen dies verhindern, indem sie eine Kennzeichnungspflicht für wirtschaftlich verflochtene Kundengruppen vorsehen. Die Hypo führte die Benko- und Signa-Unternehmen jedoch wohl nicht als "Gruppe verbundener Kunden". Wie der ORF Vorarlberg nun recherchierte, hatte die interne Revision bereits 2019 festgestellt, dass ein gemeinsames Risiko vorliege.

Argumentation der Wiener Filiale

Die Wiener Filiale argumentierte laut Bericht, dass die Stimmrechte in den Benko-Gesellschaften so konstruiert seien, dass kein Gesellschafter die Mehrheit halte. Daher sah die Filiale offenbar keine Pflicht, ein gemeinsames Risiko auszuweisen. Die spätere Pleitewelle im Signa-Imperium bestätigte jedoch das bestehende Risiko.

Bankinterne Genehmigungen und Sichtweisen

Nachdem die Verluste und die Kritik der Bankenaufsicht öffentlich wurden, rechtfertigte sich die Bank damit, dass es "teilweise verschiedene Sichtweisen" zwischen der Aufsicht und der Bank gebe. Laut den neu vorliegenden Dokumenten scheint nun jedoch klar, dass auch interne Warnungen ignoriert wurden.

(VOL.AT)

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