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Ex-Hypo-Vorstand Kircher zu 18 Monaten Haft verurteilt

Ex-Vorstand Josef Kircher legte ein Geständnis ab
Ex-Vorstand Josef Kircher legte ein Geständnis ab ©APA (Archiv)
Der ehemalige Hypo-Vorstand Josef Kircher ist am Dienstag am Landesgericht Klagenfurt erneut wegen Untreue verurteilt worden.

Es geht um zwei Schiffsfinanzierungen mit mehr als 20 Mio. Euro. Er erhielt dafür 18 Monate unbedingte Haft. Der enorme Schaden habe eine bedingte Strafnachsicht ausgeschlossen, sagte Richter Gernot Kugi in seiner Begründung. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Der ehemalige Hypo-Vorstand hatte zu Beginn der Verhandlung ein Geständnis abgelegt, nachdem er bisher die Vorwürfe stets bestritten hatte. Dadurch ging alles sehr schnell, der Staatsanwalt würdigte in seinem Plädoyer auch die Kooperation Kirchers, wies aber auf die mehrfachen Vorverurteilungen hin.

Kircher als Mitläufer dargestellt

Der Verteidiger stellte Kircher quasi als Mitläufer dar, der von den Vorständen Wolfgang Kulterer und Günter Striedinger unter Druck gesetzt worden sei und bat um eine bedingte Strafnachsicht. Diesem Wunsch entsprach der Schöffensenat nicht, man habe aber die Möglichkeit einer Fußfessel nicht ausgeschlossen, meinte der Richter.

Die Bank hatte Anfang der 2000er-Jahre für Ankauf und Umbau zweier Schiffe in Kroatien, der MS Andrea und der MS Monet, Kredite in der Höhe von mehr als 35 Mio. Euro bewilligt. Die Finanzierungen wurden, so Höbl, de facto blanko vergeben, es gab keine Bonitätsprüfungen, keine Experten wurden zugezogen. Die Verwertung der beiden Schiffe erbrachte für die MS Andrea 900.000 Euro, auf dem zweiten Schiff blieb die Bank überhaupt sitzen.

Tiefe Einblicke in Geschäftspraktiken

Die Vernehmung Kirchers brachte tiefe Einblicke in die Geschäftspraktiken der damaligen Hypo Alpe-Adria-Bank. Kircher versuchte vor dem Schöffensenat unter Vorsitz von Richter Gernot Kugi darzulegen, wie es zu dem finanziellen Desaster mit den beiden Kreuzfahrtschiffen gekommen war. “Man wollte keinen Verlust realisieren”, so begründete Kircher die zahlreichen Entscheidungen, die Schiffsfinanzierungen immer weiter fortzusetzen und gutes Geld schlechtem nachzuwerfen.

Die beiden Hypo-Vorstände Günter Striedinger und Wolfgang Kulterer hätten nicht gewollt, dass Wertberichtigungen vorgenommen werden müssten. Dazu habe man die Hoffnung gehabt, “es könnte ja doch noch funktionieren”. Seitens der Bank habe aber einfach das Know-how gefehlt. Auf die Frage von Staatsanwalt Andreas Höbl, ob der von der Anklage bezifferte Schaden in der Höhe von mehr als 20 Mio. Euro zutreffend sei, meinte Kircher: “Das wird schon stimmen.”

Die Millionenkredite wurden an mehrere Unternehmen vergeben, laut Anklage aber durchwegs ohne Besicherungen, auch ohne Bonitätsprüfungen. Die Art der Kreditvergabe wurde vom Sachverständigen als nicht ordnungsgemäß bezeichnet.

(APA)

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