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Hypo Alpe Adria: Steiler Aufstieg und tiefer Fall

Hypo Alpe Adria: Vom Wunderwachstum zur Anstaltslösung.
Hypo Alpe Adria: Vom Wunderwachstum zur Anstaltslösung. ©APA
Die Hypo Alpe Adria Bank ist am Montag Thema einer Sondersitzung des Nationalrats, bei der sich die Oppositionsparteien Aufklärung über die marode Bank und über die künftigen Budgetbelastungen erhoffen. Eine Chronologie der bisherigen Ereignisse.

1992: Die Kärntner Hypo wird unter Wolfgang Kulterer in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, die Grazer Wechselseitige Versicherung (Grawe) als Miteigentümerin geholt. Mehrheitseigentümer bleibt das Land Kärnten. Die Bilanzsumme liegt bei 1,87 Mrd. Euro. Die Expansion auf dem Balkan beginnt, gestützt von Haftungen des Bundeslandes Kärnten.2005: Die Bilanzsumme liegt schon bei 24,23 Mrd. Euro, risikoreiche Kreditvergabe an Styrian Spirit unter Einfluss des FPÖ-Chefs Jörg Haider.

2006: Swap-Verluste werden bekannt. Die Bilanz von 2004 erweist sich in Nachhinein als negativ. Die Finanzmarktaufsicht (FMA) zeigt Bankvorstand (Kulterer, Günter Striedinger, Morgl) wegen Bilanzfälschung an. Kulterer wird Aufsichtsratschef. Investorengruppe rund um den deutschen Investor Tilo Berlin tritt mit 125 Mio. Euro ein.

2007: Verkauf von gut 50 Prozent der Hypo-Anteile an die BayernLB. Die Grawe hält 26,45 Prozent, das Land 20 Prozent, die Hypo-Alpe-Adria-Mitarbeiterstiftung 3,33 Prozent und Berlin & Co 0,22 Prozent. Ende November muss die BayernLB erstmals in ihre Kärntner Tochter gut 440 Mio. Euro frisches Kapital pumpen, die Grawe knapp 160 Mio. Euro. Später wird bekannt, dass der Steuerberater Birnbacher als Gutachter beim Hypo-Verkauf an die BayernLB 12 Mio. Euro kassieren sollte (später auf 6 Mio. Euro halbiert), die zu je einem Drittel an Birnbacher, ÖVP und FPÖ fließen sollten. Am Höhepunkt der Hypo-Expansion liegen die Landeshaftungen bei 24,7 Mrd. Euro, zuletzt bei 12,5 Mrd. Euro.

2008: 28. Okt.: Beginn 1. Hypo-Prozess in Klagenfurt. Kulterer bekennt sich der Bilanzfälschung schuldig. Hypo erhält erstes Hilfspaket über 900 Mio. Euro vom Staat. Honorarverteilung wird publik. Der Anteil des Landes sinkt weiter und liegt nur noch bei 12,42 Prozent. Die BayernLB besitzt nun mehr als 67 Prozent.

2009: Berlin scheidet aus, Ex-ÖVAG-Chef Franz Pinkl übernimmt. Hausdurchsuchungen in Bayern und Kärnten: Die Münchner Staatsanwaltschaft hegt den Verdacht, dass die BayernLB um 400 Mio. Euro zu viel für die Hypo gezahlt hat. Die Hypo kündigt für das Jahr 1,5 Mrd. Euro Kapitalbedarf an. Die Hypo geht per Verstaatlichungsbeschluss an Österreich zurück. 2. Hilfspaket von Kärnten gefordert. Nettoverlust 2008: 520 Mio. Euro. Gründung CSI Hypo.

2010: Nettoverlust 2009: 1,6 Mrd. Euro. Gottwald Kranebitter übernimmt von Pinkl den Vorstandsvorsitz. Untersuchungsausschuss zum BayernLB/Hypo-Debakel im bayerischen Landtag nimmt seine Arbeit auf.

2011: Um einen weiteren Milliardenverlust (2010) abzubauen, gibt es einen Kapitalschnitt. Der Bund muss einen Teil der Staatshilfen schon abschreiben. Erste Anklagen gegen Ex-Chefs der Bank. März: Beginn Styrian-Spirit-Prozess in Klagenfurt (Kulterer, Xander und Ruhdorfer). Freigesprochen. Staatsanwaltschaft Klagenfurt veröffentlicht Gutachten: Birnbacher-Honorar ist 30-fach überhöht gewesen.

2012: 3. Hypo-Prozess wegen Untreue in Liechtenstein-Geschäften (Kulterer, Striedlinger, Kucher und Gabriel). Verurteilung zu 3-4 Jahren Haft. Juni: Beginn Prozess gegen sieben ehemalige Vorstandsmitglieder der BayernLB (Landgericht München). Vorwurf der Zahlung eines zu hohen Preises beim Kauf der Hypo Alpe Adria. Im Dezember erklärt die Bank Großkredite der einstigen Mehrheitsaktionärin BayernLB zu “Eigenkapital”. Die Hypo stellt die Tilgungen ein und eröffnet eine neue juristische Front mit den Bayern. Vor Weihnachten erhält die Hypo wieder 1,5 Mrd. Euro Steuergeld, um eine von den Aufsehern ermittelte Kapitallücke zu decken.

2013: EU-Kommission droht mit Schließung der Hypo-Bank. Als Reaktion wird ein Abbauplan geliefert. Im Mai wird eine “Task Force” für die Hypo installiert, für die Österreich-Bank wird mit indischen Investoren ein Käufer gefunden. Kranebitter tritt per August zurück.

2014: Am 10. Februar beschließt die Regierung, für die Hypo eine Bad Bank (“Anstaltslösung”) einzurichten. Eine Insolvenz der Bank wird nicht angestrebt, aber auch nicht ausgeschlossen.

(APA)

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