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"HyperAmerika"-Schau im Kunsthaus Graz

Der Themenschwerpunkt "Landschaft" prägt das diesjährige Ausstellungsgeschehen in den Häusern des steirischen Universalmuseums Joanneum. Einen Schwenk nach Übersee mit Gemälden und Fotografien aus den 1970er-Jahren, die unterschiedliche Perspektiven und Sichtweisen auf die amerikanische Landschaft bieten, macht die Ausstellung "HyperAmerika", die ab Freitag im Kunsthaus Graz zu sehen ist.


Die von Peter Pakesch und Katia Huemer kuratierte Ausstellung illustriert die Hypothese, dass sich in den USA seit Beginn des 19. Jahrhunderts ein spezifischer Umgang mit dem Verständnis von “Landschaft” entwickelt hat. Dieses würde sich deutlich vom europäischen Landschaftsbegriff unterscheiden und sei zur Propagierung der Eroberung des “einzigartigen und gelobten Landes” verwendet worden. Laut den Kuratoren habe diese Entwicklung letztlich in den 1970er-Jahren sowohl in der Malerei als auch der Fotografie und dem Film ein Ende gefunden – um dann in neue Formen der Repräsentation von Landschaft umzuschlagen.

Dargestellt wird die These durch Arbeiten von Vertretern zweier Kunstrichtungen. Einerseits zeigt man Hyperrealisten, die sich in ihren Ölbildern, die “wirklicher als die Wirklichkeit” erscheinen, der glänzenden Oberfläche des “amerikanischen Traumes” von Freiheit, Unabhängigkeit und unbegrenzten Möglichkeiten widmeten. Es seien “Bekenntnisse” einer Zeit, in der die USA die Welt nicht nur im Kalten Krieg dominierten, sondern auch mit ihren Symbolen “einer als erstrebenswert erachteten amerikanischen Lebensweise” das alte Europa überstrahlten, wie es im Begleittext zur Ausstellung heißt.

Ganz andere Motive suchten sich die Vertreter des “New Topographic Movement”, eine Bewegung von Fotografen, welche die Linse ihrer Kamera auf das Alltägliche, Banale und auch Desaströse richteten. Zum Motiv wurde nicht mehr die unberührte Natur, sondern eine Landschaft mit Industrieanlagen, Brachen, Autos, Straßen oder Siedlungen, die als Spiegel einer modernen Gesellschaftsordnung ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt werden sollten, so die Kuratoren.

Die Gegenüberstellung der Gemälde der amerikanischen Hyperrealisten und der Fotografien einiger “New Topographics” lenkt den Blick auf die unterschiedlichen künstlerischen Philosophien als auch ästhetische Gemeinsamkeiten. Während etwa Lewis Baltz (1945-2014) mit seinen formal strengen Fotoserien die Landschaft trostlos, einsam und verlassen präsentiert und John Salt (geb. 1937) in seinen Fotos von rostenden Autos in amerikanischen Landschaften Gegenstücke einer ungebremsten Konsumkultur zeigt, bietet der Hyperrealist Ralph Goings (geb. 1928) malerisch perfekt ausgeführte Bilder, die individuelle Mobilität und Abenteuerlust und unbeschwerten Landschaftsgenuss symbolisieren. Teils schon skurril sind die Botschaften der fotorealistischen Ölbilder von Robert Cottingham (geb. 1935), der sowohl Werbesujets in der amerikanischen Stadtlandschaft als auch die Architektur als Träger von Botschaften und damit die Stadt selbst als Teil eines komplexen Kommunikationssystems in den Mittelpunkt seiner Darstellungen rückte.

Auch Positionen, die den beiden Entwicklungen vorangegangen sind – wie u.a. Walker Evans’ (1903-1975) nüchtern registrierende Aufnahmen aus den Jahren der Depression in den 1930er-Jahren im Süden der USA – sind in die Schau eingeflossen.

(S E R V I C E – Ausstellung “HyperAmerika: Landschaft – Bild – Wirklichkeit”, Kunsthaus Graz, bis 30. August, Di bis So von 10.00 bis 17.00 Uhr.)

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